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Der Drohnenabschuss - oder wie die Öl-Bullen Trumps Kehrtwende ignorieren

Veröffentlicht am 21.06.2019, 09:28
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Für Schlagzeilenhändler in Öl war der Tweet des US-Präsidenten mehr als 12 Stunden nach dem Drohnenabschuss die perfekte Chance alle Vorsicht fallen zu lassen und zu kaufen.

“Der Iran hat einen sehr schweren Fehler gemacht!” schäumte US-Präsident Donald Trump auf Twitter. Die Rohölpreise, die schon in der Nacht auf Teherans Abschuss einer US-Drohne um 3% gestiegen waren, verdoppelten darauf ihren Preisaufschlag. Sie beendeten den Handelstag fast 6% höher—mit ihrem höchsten Preisanstieg in diesem Jahr.

Was weniger eine Rolle für all diejenigen zu spielen schien, die am Donnerstag long im Markt waren, dass Trump beschäftigt war, von seinem Ausbruch auf Twitter zurückzurudern, oder ihn klarzustellen, lang bevor der Handelstag zu Ende war.

Statt den iranischen Staat per se zu beschuldigen, wie seine anfängliche Reaktion nahezulegen schien, sagte der Präsident Reportern mindestens eine Stunde vor Ende des US-Handels, dass er denke, der Abschuss der Überwachungsdrohne sei das Werk eines “dummen” einzelnen iranischen Generals der islamischen Revolutionswächter, der einen “törichten” unbeabsichtigten Fehler gemacht hätte.

Natürlich, Trump ist nun einmal Trump, ließ er es nicht dabei bewenden. Der Präsident verwässerte seine Botschaft indem er anfügte, dass “dieses Land dies nicht hinnehmen werde … Sie werden das bald herausfinden”, als er gefragt wurde, was seine Administration zu tun gedenke. Er ließ dann noch eine rätselhafte Beobachtung fallen, als er die Krise als “ein neues Problem, ein neues Haar in der Suppe” beschrieb.

‘Schwerer’ aber ‘dummer’ Fehler, den die Ölbullen entschieden zu ignorieren

Aber gemessen an ad hoc Klarstellungen von Trump, war sein Versuch, den Sachverhalt richtigzustellen, so gut, wie man erwarten konnte: Der Iran hat einen Fehler gemacht—schwer und dumm vielleicht, aber nicht absichtlich.

Und doch entschieden die Ölbullen die offensichtliche Absicht hinter den Worten des Präsidenten zu ignorieren und schickten die Ölpreise in die Stratosphäre, nach einer Woche, in denen der Markt häufig unfreundlich zu ihnen gewesen war – wie auch am Mittwoch, als die wöchentlichen US-Öldaten sich als überwiegend bullisch erwiesen und die Fed die Möglichkeit von Zinssenkungen besprach. Die Ölbären hatten allerdings keine Chance, vor der sprichwörtlichen Dampfwalze zu bestehen—oder Zug, Laster, was auch immer—gegenüber der Marktentwicklung am Donnerstag.

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Aber am Freitagmittag in Asien waren die Ölpreise wieder gesunken, als die New York Times berichtete, dass Trump entschieden hat, nicht gegen den Iran zurückzuschlagen, nachdem er anfänglich auf den Drohnenabschuss hin, mehrere Militärschläge gegen die islamische Republik autorisiert hatte. Trotz des Preisrückgangs bleibt US-Rohöl über die Woche fast 9% im Plus—seine beste wöchentliche Entwicklung seit April 2018. Britisches Brent verteuerte sich über die Woche um fast 4%, sein stärkster Anstieg seit Februar.

Es gibt alle Chancen darauf, dass Öl nächste Woche erneut eine Rallye hinlegen könnte, sollten die nächsten Daten zu den US-Rohölvorräten oder der Benzinnachfrage sich erneut als stark herausstellen.

Der Markt könnte auch einen scharfen Preisanstieg sehen, sollten Trump und sein Team wie er es versprochen hat, positive Gespräche mit Chinas Präsidenten Xi Jinping und Unterhändlern aus Peking auf dem G20-Gipfel abhalten und den mittlerweile mehr als ein Jahr dauernden Handelskrieg zwischen den beiden Wirtschaftsmächten beenden, der droht, eine globale Rezession zu verursachen.

Das nie endende Mantra von Produktionssenkungen durch die Ölminister der OPEC-Staaten, als die Kartellmitglieder sich auf ihr Treffen am 1. und 2. Juli in Wien vorbereiten und mehr Säbelrasseln vom Iran zählen zu denjenigen Dingen, die etwas Leben in den Markt bringen könnten.

Und doch könnte ein Einzelner den Ölbullen wieder einmal die Partie vermasseln.

Und das wäre wieder einmal Trump höchstselbst.

Wenig ist wichtiger für Trump als billiges Öl

In seinem Versuch, seine anfängliche Antwort an den Iran am Donnerstag zu frisieren, zeigte der amerikanische Präsident einmal mehr, was für zwischen jetzt und dem Wahljahr 2020 die Hauptrolle spielt: Niedrige Ölpreise. Seine Entscheidung, keinen Krieg mit dem Iran anzuzetteln bestätigt diese Einschätzung.

Ölpreisrallyes—vor allem natürlich hohe Benzinpreise an den Tankstellen—haben historisch negative Folgen für US-Präsidenten, die um ihre Wiederwahl kämpfen.

Viele, die Trumps Werdegang verfolgen, haben nicht übersehen, wie viel Sorge er in letzter Zeit darauf verwendet hat, keine geopolitischen Spannungen anzuheizen, die die Preise von Rohöl und Benzin an den Tankstellen hochtreiben könnten.

Das erklärt, warum er, der Architekt eines Großteils der Spannungen mit Teheran—es war schließlich seine Idee, das internationale garantierte Nuklearabkommen von 2015 mit dem Iran zu zerreißen und neue Sanktionen gegen das Land zu verhängen—bei den jüngsten Provokationen einen Drahtseilakt vollführt hat.

Olivier Jakob von der Ölberatung PetroMatrix aus dem Schweizer Kanton Zug sagt, dass Trump ein Maximum an Druck auf die Fed ausgeübt hat, um die Fed zu einer Senkung der Zinsen zu bewegen und eine stimulierte, Wohlfühlkonjunktur für Aktieninvestoren und seine Wählerbasis zu schaffen.

Jakob weiter:

“Es it klar, dass der Präsident jetzt voll und ganz auf seine Wiederwahl in 2020 fokussiert ist. Dafür will Trump einen stärkeren Aktienmarkt, aber auch keinen Krieg im Nahen Osten. Der Iran versteht das gut und als Resultat erhöht er seine militärischen Provokationen, in der Hoffnung, dass die Vereinigten Staaten bei ihren Forderungen in den Verhandlungen Abstriche machen.”

Wird der Präsident die Ölrallye erneut zum Entgleisen bringen?

Der Drohnenabschuss am Donnerstag folgt auf Anschuldigungen, dass Teheran auch für die Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman in der letzten Woche verantwortlich ist und die Sabotage von weiteren Schiffen und Ölinfrastruktur Saudi-Arabiens und der VAE im letzten Monat. Es gab auch Raketenangriffe auf US-Anlagen im Irak, für die iranische Handlanger verdächtigt gemacht werden. Der Iran hat in dieser Woche auch angekündigt, die Anreicherung von Uran wieder aufzunehmen, was Ängste aufkommen ließ, dass er versucht, Kernwaffen zu entwickeln.

Es ist noch nicht bekannt, was Trump in der Hand hat, um eine neue starke Ölrallye zu verhindern. Sein Versuch, den japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe als Vermittler zwischen ihm und dem Iran zu nutzen, scheiterte spektakulär.

Aber dies ist ein Präsident, dessen Tweets und Kommentare in der Vergangenheit den Markt häufiger nach unten als nach oben zogen. Er könnte es wieder versuchen und Erfolg haben—zum Frust der Ölbullen.

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