Der Januar-Effekt ist eine altbekannte Börsenregel an der Wall Street. Nach dieser Regel steigen die Aktienkurse zu Beginn des neuen Jahres, weil dann neues Kapital auf den Markt kommt und die Hoffnung auf ein gutes Jahr an der Börse groß ist.
Womöglich sorgen auch einige Rückkäufe im Anschluss an das so genannte "Tax-Loss-Selling" zum Jahresende und vielleicht auch neue Gelder für die Altersvorsorge für eine Belebung der Aktienmärkte. Zur historischen Entwicklung gehört auch, dass in dieser Zeit vor allem Small-Cap-Aktien besonders kräftig zulegen können.
Nach Untersuchungen der Bank of America Global Research erfreut sich der erste Börsenmonat des Jahres tatsächlich eines durchschnittlichen Kursanstiegs von mehr als 1 % mit einem Median von knapp über 1,5 %. Dieser positive Effekt ist in zwei Dritteln der Daten seit 1926 festzustellen. Das klingt ermutigend. Das hört sich doch erfreulich an.
Im Februar müssen sich die Aktienbullen allerdings dann auf Volatilität und manchmal auch auf Kursrückgänge einstellen - es ist einer der schlechtesten Monate im Kalenderjahr.
Der S&P 500 zieht zum Jahresauftakt oft an
Quelle: Bank of America Global Research
Aber gilt dieser Januar-Effekt überhaupt noch?
Ganz offenkundig nicht. Ich habe festgestellt, dass der Januar in den letzten neun Jahren nur dreimal positiv war; die Durchschnittsrendite war dabei leicht negativ. Das ist umso erstaunlicher, als der S&P 500 seit 2014 hohe Renditen erzielen konnte. Die gute Nachricht ist, dass nach einem manchmal unruhigen Jahresauftakt in den folgenden Monaten erhebliche Gewinne erzielt wurden.
Januar-Performance: Der jüngste Trend begünstigt die Bären
Quelle: StockCharts.com
Die BofA weist auch darauf hin, dass der so genannte Januar-Effekt in den letzten 40 Jahren für Small Caps noch etwas günstiger war, aber auch das ist nichts, worüber man sich übermäßig freuen sollte. Der Russell 2000-Index ist im Durchschnitt aller Januar-Monate seit 1979 bei einer lauwarmen Trefferquote von etwa 55 % um robuste 1,4 % gestiegen. Die Daten deuten darauf hin, dass die Investoren durch Käufe von Small Caps im November und Dezember möglicherweise einer bullischen Entwicklung zu Beginn des Jahres zuvorkommen. Das nachstehende Schaubild macht deutlich, dass der Russell 2000 seine beste saisonale Phase vor dem Jahresende erlebt.
Monatsperformance von Small Cap seit 1979
Quelle: Bank of America Global Research
Letztendlich gibt es nicht nur schlechte Nachrichten, wenn es darum geht, wie sich Aktien Anfang 2023 entwickeln könnten. Man darf auch nicht vergessen, dass uns ein in der Regel bullisches Vorwahljahr bevorsteht. Das 3. Jahr des Wahlzyklus ist in der Regel das beste der vier Jahre.
Nach den Daten von Equity Clock, die bis ins Jahr 1930 zurückreichen, steigt der Dow Jones Industrial im Januar im Durchschnitt um etwa 3 %. Für gewöhnlich halten die Kursgewinne bis Mitte September ungebrochen an. Darüber hinaus weist Steve Suttmeier von der BofA darauf hin, dass der Januar in Vorwahljahren seit 1928 der beste Monat des Jahres war. Seither hat er durchschnittlich 3,4 % zugelegt und ist in 83 % der Fälle gestiegen.
Quelle: Equity Clock
Quelle: Bank of America Global Research
Fazit
Ist dieses Mal alles anders? Wird eine Rezession diesem beeindruckenden Aktientrend im Weg stehen?
Ich behaupte, dass der Januar uns die Antwort auf diese Fragen geben wird - ein freundlicher Jahresauftakt sollte zu weiteren Kursgewinnen führen. Sollten wir im nächsten Monat allerdings rote Zahlen an der Wall Street sehen, könnte das Thema des Jahres wieder ein langwieriger Bärenmarkt sein.
Haftungsausschluss: Mike Zaccardi ist derzeit in keinen der hier genannten Wertpapieren investiert.