Die Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) soll sich den Erwartungen nach, in ihrem am Dienstag erscheinenden Monatsbericht stark für eine Fortsetzung der Produktionsbeschränkungen aussprechen, als das dominante Kartellmitglied Saudi-Arabien sich nicht in der Stimmung zeigt, das hohe Preisniveau wieder aufzugeben, nachdem es seit Winter so hart dafür gearbeitet hat.
Die Internationale Energieagentur (International Energy Agency, IEA) könnte der OPEC weitere Argumente liefern, indem sie in ihrem eigenen, am Mittwoch erscheinenden Monatsbericht, eine schwächere Nachfrage vorhersagen könnte. Ein schwächerer Nachfrageausblick könnte angesichts der eher hohen Lagerbestände weltweit die Saudis in ihrer Ansicht bestätigen, die Produktion nicht anzuheben.
Die Rohölpreise stiegen am Montag im asiatischen Handel etwas an, als der Markt versuchte den Schock der letzten Woche einzupreisen, den US-Präsident Trump mit seiner Entscheidung ausgelöst hatte, die Importzölle auf chinesische Waren zu erhöhen.
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Die Ölpreise haben sich von ihren 2019er Hochs zurückgezogen, da Angebot und Nachfrage widersprüchliche Signale abgeben. aber die auf saudischen Produktionssenkungen gebaute Rallye hat nicht viel von ihrem Schwung verloren. Trotz eines dritten Verlusts in Folge in der letzten Woche bleibt die US-Leitsorte West Texas Intermediate weiter 36% teurer als zu Jahresanfang. Britisches Brent, der globale Benchmark, wird immer noch 32% höher gehandelt.
Zölle gegen China laufen der Rallye entgegen
US-Sanktionen gegen iranische und venezolanische Ölexporte haben ein künstlich niedriges Angebot geschaffen, das zusammen mit den Produktionskürzungen der OPEC dem Kartell dabei geholfen hat, die Ölpreisrallye am Leben zu erhalten und anzufachen. Aber Washingtons überraschende Zollerhöhung gegen Peking läuft dem jetzt entgegen, als es viele Sorgen gibt, dass Chinas ohnehin schon angeschlagene Konjunktur als Konsequenz weiteren Schaden nehmen könnte.
Auch das anämische US-Wirtschaftswachstum könnte zum Stillstand kommen, sollten amerikanische Unternehmen in China, die für den US-Markt produzieren, Trumps neue Zölle von 25% gegenüber der alten Höhe von 10% untragbar finden. Sollten die beiden größten Volkswirtschaften der Welt einen ernsthaften Niedergang erleiden, dann kann das kaum gut für den Ölpreis sein.
Daher gehen die OPEC oder wichtiger, die Saudis, keine Risiken ein. Sie behalten einen Maximaldruck auf die Produktion bei, indem sie sowenig Öl wie möglich auf den Markt lassen.
OPEC-Report könnte den Saudis Argumente für weitere Senkungen liefern
Während der Monatsbericht vom Dienstag die gesunkene Fördermenge der OPEC durch die Ausfälle wegen des Irans, Venezuelas und Libyens zur Kenntnis nehmen könnte, wird auch erwartet, dass er eine geringere Ölnachfrage und ein höheres Angebot von außerhalb der OPEC vorhersagen wird.
Das würde Argumente bekräftigen, dass die Senkungen tiefer gehen sollten, oder die Produktion zumindest nicht steigen darf, die die Saudis vorbringen werden, wenn sie sich mit ihren Verbündeten, vor allem Russland, am 25. Juni in Wien treffen werden, um ihr künftiges Handeln zu diskutieren.
Im Vorfeld des OPEC-Berichts meldete Orbital Insight, ein kalifornisches Unternehmen, dass die globalen Ölvorräte misst, indem es Satellitenmessungen von Tanklagern benutzt, am Donnerstag, dass die Vorräte der OPEC im Monat zum 6. Mai um 10 Mio Fass gefallen sind. Saudi-Arabien verzeichnete den stärksten Rückgang um 3,9 Mio Fass, gefolgt vom Iran mit 3,7 Mio und Libyen mit 730.000.
IEA, EIA Berichte in mit Daten gefüllter Ölwoche
Die IEA wird den Erwartungen nach, ebenfalls eine negative Weltsicht auf den Ölverbrauch abgeben, angesichts der Entwicklungen in China. Während dies die Rohölpreise direkt nach der Veröffentlichung des Monatsreport am Mittwoch belasten könnte, wird damit gerechnet, dass die Saudis mit Gerede von Produktionssenkungen die Preise wieder zurück bringen werden.
Am Mittwoch wird es ebenfalls die wöchentlichen Daten von der US-Bundesregierung zu den Vorräten im Land geben, sowie der Ölförderung und der Produktion von Erdölprodukten. Nach fünf Wochen, in denen die Rohölvorräte um fast 30 Mio Fass angestiegen sind, meldete die US-Energieinformationsagentur (Energy Information Administration, EIA) in der letzten Woche den ersten scharfen Rückgang um fast 4 Mio Fass. Sollte sich dieser Trend wieder umkehren, dann würde dies den Saudis recht geben, in ihrer Meinung, dass eine weitere Verknappung am Markt notwendig ist.
Gold bleibt im Niemandsland
Unterdessen bleibt der Ausblick beim Gold weitaus weniger sicher als der beim Öl, trotz des Aufbäumens der letzten Woche als Reaktion auf den langanhaltenden amerikanisch-chinesischen Handelskrieg.
Spotgold, das die realwirtschaftliche Nachfrage widerspiegelt und auch die US-Goldfutures lagen am Montag in Asien beide tiefer, nachdem sie letzte Woche einen erneuten Anlauf auf die kritische Marke von 1.300 USD genommen hatten.
Auch wenn das Metall mit Sicherheit profitieren wird, sollten Befürchtungen über die amerikanisch-chinesischen Handelsbeziehungen weiter die Aktienmärkte hämmern, bedeutet die uneinheitliche technische und fundamentale Situation, dass sein Potential als Fluchtanlage limitiert ist.
Philip Streible, Metallanalyst bei RJO Futures aus Chicago, sagte, dass Gold in starken technischen Widerstand gelaufen ist und sich jetzt zwischen dem 100-Tagesdurchschnitt von 1.300 USD oben und dem 200-Tagesmittel von 1.267 unten gefangen sieht.
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