Zum Auftakt in die zweite Januarwoche baute der Greenback seine Kursgewinne gegenüber allen Leitwährungen aus. Trotz des ersten Stellenverlustes seit April hat der Aufschwung in der verarbeitenden Industrie und im Dienstleistungssektor gemeinsam mit dem sprunghaften Lohnanstieg im letzten Monat die Nachfrage nach dem US-Dollar wieder belebt. Der aufkeimende Optimismus schützt die Wirtschaft vor einem möglichen Einbruch über den Winter. Die Treasury-Renditen bewegen sich weiter nach oben, wobei die 10-jährigen Anleiherenditen auf den höchsten Stand seit März geklettert sind. All dies deutet darauf hin, dass die Investoren allmählich glauben, dass die Zentralbank übermäßig dovish ist und die Wirtschaft sich schneller erholen wird. Tatsächlich sagte der Präsident der Federal Reserve, Raphael Bostic, dass die Zentralbank nicht in einem Paradigma gefangen sei und ihren Ausblick ändern könne. Für eine Prognose ist es natürlich viel zu früh, aber wenn es tatsächlich zu einer Erholung der Wirtschaft kommt, werden die Amerikaner wohl einer der stärksten sehen.
Im Moment setzen die Märkte auf den Greenback als sicheren Hafen. Festmachen lässt sich das am Ausverkauf der Börsen, der alle High-Beta-Währungen nach unten treibt. Außerdem war der US-Dollar extrem überverkauft, als die Aktien auf immer neue Rekordhochs stiegen. Eine Korrektur war daher unausweichlich, zumal die Investoren mit Spannung auf die Umsätze im US-Einzelhandel am Freitag blicken. Der steile Anstieg der Löhne und Gehälter, die höheren Benzinpreise und die im Wochenvergleich gestiegenen Umsätze der Einzelhandelsketten sprechen dafür, dass der Bericht aufgrund der starken Urlaubseinkäufe zum Jahresende positiv ausfallen wird. Gute Zahlen würden den Dollar in seiner Erholung bestärken.
Der neuseeländische und der australische Dollar entwickelten sich besonders schwach, was jedoch verständlich war, gehörten sich doch zu den stärksten Performern der letzten Wochen. Der AUD/USD ignorierte die besser als erwartet ausgefallenen Einzelhandelsumsätze und die gestiegene Inflation infolge der hohen Risikoaversion. Auch die chinesischen Inflationsdaten überraschten positiv. Unterdessen wurde der Rückgang des kanadischen Dollar durch niedrigere Ölpreise, den schwächeren IVEY PMI der letzten Woche und den Arbeitsmarktberichten unterstützt. Da in dieser Woche keine wichtigen Wirtschaftsberichte aus den rohstoffproduzierenden Ländern zur Veröffentlichung anstehen, bestimmt der Risikoappetit die Nachfrage nach diesen Währungen.
Der Ausverkauf im EUR/USD und GBP/USD dürfte derweil weiter an Fahrt gewinnen. Neue Quarantänebeschränkungen in Deutschland und steigende Virusfälle in Großbritannien trüben die Aussichten für diese Länder. In allen 16 Bundesländern sind seit gestern verschärfte Restriktionen zur Eindämmung des Ausbruchs in Kraft getreten. Dazu gehören die Reduzierung privater Treffen, die Ausweitung von Reisebeschränkungen im Inland und die Verpflichtung zu zwei negativen Tests für alle, die aus Hochrisikogebieten anreisen. Die meisten Restaurants, Bars und andere Freizeiteinrichtungen werden bis mindestens Ende Januar geschlossen bleiben. Diese strengeren Abschottungsmaßnahmen werden zweifelsohne die Erholung des Landes hinauszögern und damit den Euro unattraktiver machen.
In der Zwischenzeit warnte Englands oberster medizinischer Beamter, dass die nächsten paar Wochen die schlimmsten sein werden. Die Zahl der Todesfälle ist auf einem Rekordhoch und mit mehr als 30.000 Menschen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, könnte sich die Situation schnell weiter zuspitzen. Regierungsbeamte fordern eine striktere Einhaltung der Lockdown-Maßnahmen, was sich in einer geringeren wirtschaftlichen Aktivität niederschlägt. Das Vereinigte Königreich hatte nicht so viel Glück wie Frankreich und Spanien bei der Bekämpfung der zweiten Welle.