Jahrzehntelang war er aus unserem Kontinent verbannt, doch kommt er heute an einem tristen verregneten Februartag zurück: der Krieg. Die russische Armee marschiert in die Ukraine ein und startete über Nacht eine weitläufige Waffenoffensive in verschiedenen Teilen des osteuropäischen Landes. Auch wenn die Spannungen an der ukrainisch-russischen Grenze schon über längere Zeit hochschaukelten, so kommt der Einmarsch am Ende doch überraschend, da sich niemand wirklich vorstellen konnte, dass es zu einem Krieg kommt. Zu lange war es in Europa friedlich, als dass man ernsthaft mit einer Offensive gerechnet hätte. Wer denn nun hier recht hat, was die genauen Motive sind und was die besten Lösungen für die jeweiligen Seiten wären, sind alles Fragen, die in ihrer Tragweite zu groß sind, als dass sie in einem kleinen urteilenden Artikel beantwortet werden könnten. Zu wünschen ist lediglich, dass der Konflikt endet, bevor er richtig Fahrt aufnimmt. Das Leid, was Mensch und Tier durch die Offensive erleidet, muss schnell enden!
Eine große Herausforderung des unabhängigen Finanzjournalismus, für welchen wir stehen, sind politische Entwicklungen, wie ebendiese aktuelle Situation. Einerseits muss man dem Leser ermöglichen, sich sein eigenes Urteil bilden zu können, indem man neutral berichtet. Auf der anderen Seite kann man aber so wichtige Entwicklungen nicht einfach ignorieren. Gerade auch, weil die Finanzmärkte heute weitläufig korrigiert haben. Im Gegenzug dazu haben aber die Edelmetalle an Wert gewonnen. Eine Erklärung ist, dass die abstrakteren Wertanlagen zunehmend als unsicher wahrgenommen werden, während physische Anlageklassen hier als finanzielle Sicherung gesehen werden. Während man einen Krypto-Token nicht in der Hand halten oder oftmals nicht mal wirklich benutzen kann, kann man Gold und Silber halten und fühlen. Öl und Gas finden zudem praktische Anwendung, auch wenn die wenigsten Anleger Ölfässer im Wohnzimmer lagern.
Dass der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine Ängste ausgelöst hat, lässt sich nicht abstreiten. Inwiefern, diese an Handelsplätzen, wie Japan, Deutschland, Spanien und Brasilien, angebracht ist, lässt sich diskutieren, aber die Angst ist da. Und genau an diesem Punkt können wir mit der Marktanalyse ansetzen. Wir gehen nicht davon aus, dass die Märkte weiter sinken, weil es einen Einmarsch gibt – hier besteht keine Kausalität. Wir gehen davon aus, dass die Märkte sinken, weil die Anleger Angst haben. Dass diese Angst in diesem Fall von der Invasion kommt, spielt dabei keine Rolle, denn sie hätte genauso gut auch von etwas anderem angetrieben werden können. Rückblickend auf den Frühling im letzten Jahr, hatte Elon Musk ja mehrere Twitter-Beiträge zum Bitcoin verfasst. Nachdem er am 12. Mai 2021 getwittert hatte, dass Tesla (NASDAQ:TSLA) Bitcoin als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptieren würde, korrigierte der Kurs innerhalb eines Tages über 16 % und löste eine Reihe von Korrekturen von insgesamt über 50 % aus. Auf die Nachrichten der Invasion reagierte der Bitcoin mit einer 8 % Korrektur.
Es ist schon sehr nah an der Unmöglichkeit einem informierten Anleger weiszumachen, dass die Tweets von Elon Musk größere Angst ausgelöst haben sollen als eine weitläufige militärische Invasion in Europa. Gerade dass Russland involviert ist, wo ja ein großes Krypto-Handels- und Miningvolumen ist, macht die Aussage zunichte, dass die Invasion der Grund für die Abstiege sein soll. Klar, als Katalysator fungiert der Einmarsch, aber das bedeutet lediglich, dass Bewegungen, die eh entstanden wären, nun durch politische Ereignisse angestoßen wurden. Der eigentliche Grund ist weiterhin die Angst, die aber, weil sie so abstrakt ist, durch verschiedenste Ereignisse verschieden stark angetrieben werden kann. Wir sehen die aktuellen Korrekturen noch etwas weiterlaufen und haben auch noch bei einigen Märkten alternative Verläufe auf den jeweiligen Unterseiten hinterlegt, was bedeutet, dass die Lage auch in der Finanzlandschaft noch etwas angespannt bleiben dürfte. Auf lange Sicht jedoch sehen wir die globalen Märkte zurück zu ihrer bullischen Stärke finden.
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