Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1292 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1277 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121,08. EUR-CHF oszilliert bei 1,06709.
Nach einer fulminanten Rallye, in der sich die Märkte seit Mitte März befanden, kam es gestern zu starken Abverkaufen an allen Aktienmärkten. Die Amplitude erinnerte dabei an den Absturz aus diesem Februar / März. So fiel der DAX zunächst im Xetra-Handel um 4,47 %, im Abendhandel weiteten sich die Verluste dann weiter aus. Auch der S&P 500 sank deutlich um fast 6 %, was den stärksten Rückgang seit zwölf Wochen darstellt.
Es stellt sich damit die Frage, ob es sich bei dem Rückgang um einen temporären Rücksetzer handelt, der der technisch überkauften Situation geschuldet ist oder der Markt ein zu positives Szenario eingepreist hat.
Vor dem Absturz haben sich die Marktteilnehmer auf die Liquiditätspolitik der EZB und der FED fokussiert. Diese werden in den nächsten Jahren die Diskontfaktoren äußert niedrig halten, was über längere Zeiträume zu höheren Bewertungsniveaus führen könnte. Die weltweit gleichgerichtete expansive Fiskalpolitik wird ihr übriges beitragen.
Zuletzt standen die Sorgen um eine zweite Corona-Welle und damit vor Wiederholten Shutdowns im Vordergrund. In Houston, der viertgrößten amerikanischen Stadt, wird ein erneuter Shutdown erwogen. Nashville, die Bundeshauptstadt von Tennessee, verschiebt die nächste Öffnungsphase der Stadt nach hinten.
Mit solchen Meldungen steigt naturgemäß die Nervosität an den US-Märkten. Hinzu kommt, dass in den nächsten Quartalsberichten der Unternehmen die Krise zunächst verarbeitet wird, bevor sich in der Folgezeit eine Besserung bei den meisten Unternehmen unweigerlich einstellen wird.
Einen Konsens im Markt scheint es hinsichtlich der Diskontierungsfaktoren zu geben. Ein Indiz ist der Goldpreis, der noch im März eine hohe Korrelation zu den Aktienmärkten aufwies. Zuletzt zeigte er sich unbeeindruckt und trotzte der Aktienmarktentwicklung. Es spricht Bände, dass grade die Gold gestern Zuflüsse verzeichneten, die bei institutionellen Akteuren beliebt sind. Die Rede von FedPräsident Powell ist damit bei den Marktteilnehmern angekommen: Geld gibt es zum Nulltarif. Reale Werte zählen. Entsprechend gestaltet sich die Asset-Allokation.
Die Uneinigkeit der Marktteilnehmer findet sich in der Bewertung der Auswirkungen der Pandemie und den damit verbunden Auswirkungen auf die günstig zu diskontierenden Cash-Flows. Verweisen wollen wir an dieser Stelle nochmals nicht auf unsere eigenen Prognosen, sondern auf die aus Kiel (Institut für Weltwirtschaft) und München (ifo Institut), die beide einen soliden Aufschwung prognostizieren.
Da Prognosen und Handlungen bei großen Institutionen wie Zentralbanken und Regierungen in Einklang stehen müssen, liegt ein negativer Zungenschlag in der Natur der Sache. Die Unterstützung für die Volkswirtschaften soll entsprechend groß ausfallen.
Die Grundrichtung der Märkte ist damit unseres Erachtens mittelfristig weiter nach oben gerichtet. Kurzfristig gilt es, die überkaufte Situation abzubauen und regelmäßig auch negative Ereignisse durch die Pandemie oder das Weiße Haus zu verkraften.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0620 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!