Kolumne von Florian Munsch am 8. Mai 2019
Dies ist das vierte von insgesamt zehn Kapiteln aus dem eBook „ Goldaktien: 10 Erfolgsfaktoren für fortgeschrittene Anleger “. Jedes Kapitel behandelt eine Frage, die du beantworten solltest, bevor du eine Goldaktie kaufst. Viel Spaß bei der Lektüre!
Kapitel 4 – Wie gut oder vielversprechend sind die Projekte?
Goldprojekt ist nicht gleich Goldprojekt. Ohne einschlägige Erfahrungen bei der Bewertung von Goldvorkommen ist es äußerst schwierig, Qualität zu identifizieren und Projekte verschiedener Unternehmen mit unterschiedlicher Geologie einigermaßen miteinander zu vergleichen.
Viele Unternehmen vermarkten ihre Goldvorkommen oder ihre Bohrergebnisse gerne als high grade . Der Goldgehalt (üblicherweise angegeben in g/t) ist tatsächlich wichtig, da sich die ökonomische Machbarkeit und die Gewinnmarge bei Produktion unter anderem vom Goldgehalt ableiten lassen.
Für die allermeisten Anleger, die nicht tief in der Materie stecken, haben Goldgehalte allerdings keinen besonders hohen Informationswert. In großen Porphyr-Systemen können beispielsweise niedrige Grade wie 0,5 g/t Gold durchaus wirtschaftlich sein, während in anderen Fällen 5,0 g/t Gold zu aktuellen Goldpreisen aus diversen Gründen unwirtschaftlich sein können, z.B. weil die Aufbereitung zu kompliziert ist oder das Vorkommen zu klein oder zu tief gelegen ist.
Manchmal wird der Wert von Nebenprodukten in Goldäquivalente umgerechnet. Goldäquivalente können für die Berechnung des gesamten Rohstoffwertes eines Projektes und für die Vergleichbarkeit verschiedener Projekte hilfreich sein, sollten jedoch nicht mit echten Goldgehalten verwechselt werden.
Mein Rat ist, dass du dich (falls du nicht Geologe oder ein sehr erfahrener Goldanleger bist) um Fehler zu vermeiden, bei der Bewertung von Goldproduzenten eher auf die Gesamtkosten pro produzierter Goldunze konzentrierst (All In Sustaining Costs, AISC).
Natürlich ist diese Kennzahl nicht für jedes Goldprojekt in frühem Entwicklungsstadium verfügbar. Explorations- und Entwicklungsgesellschaften haben die notwendigen Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudien eventuell noch nicht abgeschlossen. Von Produzenten oder angehenden Produzenten solltest du dich jedoch nicht mit den reinen Förderkosten (die unerfahrenen Anlegern nicht selten unrealistisch hohe Margen suggerieren) begnügen, sondern die AISC kennen.
Die Projektgröße ist ein weiteres wichtiges Bewertungskriterium. Nicht zwingend ist ein größeres Projekt immer auch ein Besseres – für Produzenten kann man aber tendenziell davon ausgehen.
Große Minenunternehmen müssen um zu wachsen neue Projekte entweder durch Exploration entdecken oder kaufen. Wenn du im Bereich kleiner und mittelgroßer Goldaktien interessiert bist und nach einem potenziellen Übernahmekandidaten suchst, solltest du auf eine Größenordnung von ca. einer Millionen Goldunzen oder mehr Ausschau halten. Achte hier auf den Unterschied zwischen Reserven und Ressourcen verschiedener Kategorien.
Wenn kleine Gesellschaften auf großen Projekten sitzen, solltest du immer einschätzen, wie wahrscheinlich das Projekt unter welchen Umständen in Produktion gehen kann und was mögliche Gründe für eine niedrige Bewertung sein könnten. Die wenigsten Gold-Entwicklungsgesellschaften mit einer Marktkapitalisierung von 50 Mio. Dollar können ein 500 Mio. Dollar capex Projekt ohne großen Joint Venture Partner stemmen. Vorsicht bei „extrem unterbewerteten“ Stories.
Die Bewertung von Goldprojekten hat natürlich noch sehr viele weitere Facetten und ist auf zwei Seiten natürlich nicht ausreichend darstellbar. Ich hoffe, diese kurzen Zeilen sind für dich dennoch wertvoll!
Dies war das vierte von insgesamt zehn Kapiteln aus dem eBook „Goldaktien: 10 Erfolgsfaktoren für fortgeschrittene Anleger“. Das vollständige Dokument kannst du kostenlos hier herunterladen:
Investier schön!
Dein Florian
Florian Munsch
Herausgeber goldgeldwelt.de