Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3555 (07.52 Uhr), nachdem im fernöstlichen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3540 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem USD auf 97.97. In der Folge notiert EUR/JPY bei 132.80. EUR-CHF oszilliert bei 1.2300.
Ein überraschend negativer Arbeitsmarktbericht der Eurozone in Verbindung mit äußerst überraschend geringen Verbraucherpreisen führten gestern zu einem sportlichen Abverkauf des Euros. Die Daten heizten die Spekulation über eine lockerere Geldpolitik als auch die Möglichkeit einer weiteren Zinssenkung an.
Die Arbeitslosenquote der Eurozone stellte sich per Berichtsmonat September auf 12,2%. Die Prognose lag bei 12,0%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von 12,0% auf 12,2% revidiert. Unter anderem ist die schwache Verfassung des italienischen Arbeitsmarkts mit für diese Entwicklung verantwortlich. Per September kam es zu einem Anstieg von zuvor 12,4% (revidiert von 12,2%) auf 12,5% (Prognose 12,2%). Wir nehmen diese unerwartete Entwicklung durchaus erstaunt zur Kenntnis. Die zuletzt verfügbaren Daten haben über mehrer Monate leichte Besserung signalisiert. Mit der Revision wird diese positive Entwicklung vollständig neutralisiert. Fraglos sind Arbeitsmarktdaten Spätindikatoren. Diese Wendung passt sich jedoch in den Gesamtdatenkontext der Eurozone nur schwerlich ein. Der Blick auf den Chart signalisiert damit eine sukzessive Zunahme der Arbeitslosigkeit trotz stabilisierter Konjunkturlage.
Die Erstschätzung der Verbraucherpreise der Eurozone per Oktober verfehlte mit 0,7% im Jahresvergleich die bei 1,1% angesiedelte Prognose deutlich. Damit wurde der geringste Preisanstieg seit 2009 markiert. Preisdruck ist damit derzeit kein Thema. Das Risiko, das eine Deflationsdebatte losgetreten wird ist tendenziell gestiegen. Der Mix unerwartet sinkender Inflation bei unerwartet hoher Arbeitslosigkeit lieferte den Schlüssel für Zinssenkungsphantasien und höherer Liquiditätsdosis durch die EZB mit negativen Folgen für den Euro und positiven Konsequenzen für Aktien- und Rentenmarkt.
Die Daten aus den USA setzten dagegen überwiegend positive Akzente. Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 26. Oktober 2013 von zuvor 350.000 auf 340.000. Die negativen Folgen am US-Arbeitsmarkt aus dem US-Haushaltsstreit bauen sich sukzessive ab.
Es gibt in den USA Datensätze, die für eine hohe Volatilität und damit ökonomischen Unterhaltungswert bekannt sind. Neben dem Verbrauchervertrauen nach Lesart des Conference Board gehört auch der Einkaufsmanagerindex aus Chicago dazu. Dieser PMI aus Chicago wurde gestern seinem Ruf gerecht. Unerwartet kam es zu einem Anstieg per Berichtsmonat Oktober von zuvor 55,7 auf 65,9 Punkte. Der Index erreichte den höchsten Wert seit 2 ½ Jahren. Analysten hatten einen Rückgang auf 55,0 Punkte unterstellt. Ein Indexwert von 65,9 Punkten signalisiert einen markanten Boom. Hebt sich der Wirtschaftsraum des Fed-Bezirks Chicago so sehr von dem Rest der USA ab? Passen die Einlassungen aus dem Fed-Bezirk Chicago im Rahmen der Erörterung im Offenmarktausschuss zu diesem Indexwert?
Fakt ist, dass die Subindices diese unerwartete positive Entwicklung in der Amplitude weitgehend bestätigen. So nahm der Produktionsindex von 58,0 auf 71,1 Zähler zu. Der Auftragsindex explodierte von 58,9 auf 74,3 Zähler, während der Beschäftigungsindex von 53,2 auf 57,7 Punkte stieg. Wir nehmen diese Datensätze zur Kenntnis und sind auf die nächste Veröffentlichung gespannt.
Der Bloomberg Consumer Comfort Index lieferte in der letzten Berichtswoche geringfügig Wasser in den US-Konjunkturwein. Der Index sank von zuvor -36,1 auf -37,6 Punkte und markierte damit den geringsten Indexstand seit 1. Quartal 2013.
In der Verbindung des den Euro belastenden europäischen Datencocktails mit dem überwiegend positivem US-Datenpotpourri ist zunächst eine Steilvorlage für eine schwächere Bewertung des Euros an den Devisenmärkten gegeben. Wir wissen, dass das insbesondere den französischen Finanzminister freut. Das gilt voraussichtlich für alle Verantwortlichen der Reformländer und auch Zentralbanker. Unsere These, dass die Luft bei 1.37 – 1.40 für den Euro gegenüber dem USD dünn ist, wird derzeit anekdotisch bestätigt ….
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.3420 – 1.3840 eröffnet eine neue Trendopportunität.
Viel Erfolg!