Investoren stießen den Euro am Mittwoch erneut und trieben die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Stand seit Juli. Europas größte Befürchtung bewahrheitet sich mit einer Zahl von über 5 Millionen Coronavirus-Fällen. Wie wir bereits zu Beginn der Woche angedeutet haben, stehen strengere Restriktionen unmittelbar bevor. Frankreich hat in dem Versuch, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, eine farbkodierte Karte mit einzeichneten Corona-Hotspots an den Start gebracht und Beschränkungen für Versammlungen zusammen mit kürzeren Öffnungszeiten für Bars und Cafés erlassen. Niemand ist bereit, zu den harten Lockdowns zurückzukehren, die im Frühjahr in Kraft waren, aber selbst kleinere Maßnahmen wie diese werden das Wachstum bremsen. Wir sehen bereits eine Verlangsamung der Erholung, da sich die Aktivitäten im Dienstleistungssektor in der gesamten Region verlangsamen. Die Produktionstätigkeit ist gestiegen, aber die Verbesserung reichte nicht aus, um den Gesamtindex für Deutschland, Frankreich und die Eurozone nach oben zu drücken. Der zusammengesetzte PMI-Index der Eurozone fiel von 51,9 auf 50,1, was bedeutet, dass die Wirtschaft der Region im September praktisch stagnierte. Es besteht kein Zweifel, dass diese zweite Welle die Erholung weiter verlangsamen wird. Laut EZB-Mitglied Mersch könnte der Erholungspfad etwas schwächer ausfallen. Zu Beginn der Woche, als der EUR/USD bei 1,18 gehandelt wurde, hatten wir vorausgesagt, dass er bis auf 1,15 fallen könnte. Der heutige Kursrückgang markiert den vierten Verlusttag in Folge für das Währungspaar, und auf technischer Basis gibt es zwischen 1,1625 und 1,1650 nur eine geringfügige Unterstützung. Danach wäre der Weg für einen zügigen Rückgang auf 1,15 Dollar frei . Der deutsche IFO-Bericht wird morgen veröffentlicht, und der Rückgang der PMIs signalisiert eine mögliche Eintrübung des Geschäftsklimas.
Während die Probleme Europas eine Schlüsselrolle bei der Schwäche der Gemeinschaftswährung spielten, bleibt der Dollar obenauf. Die Aktienmärkte starteten zunächst freundlich in den Handelstag, drehten dann aber ins Minus, was den Greenback nach oben trieb. Der Dollar wurde gegenüber allen wichtigen Währungen mit Ausnahme des Pfund Sterling höher gehandelt. Die Markit-PMIs waren gemischt, wobei sich die Produktionstätigkeit beschleunigte, die Aktivität im Dienstleistungssektor jedoch abnahm. Dies wiederum bewirkte einen Abfall des zusammengesetzten Index. Der Dollar orientierte sich an den Aussagen der Fed. Fed-Chef Powell äußerte sich heute erneut zusammen mit Clarida, Mester, Evans und Rosengren. Powells Eröffnungsrede war identisch mit der gestrigen, aber heute fügte er hinzu, dass sie im Grunde alles getan hätten, was ihnen möglich war. Clarida erwartet, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen länger niedrig halten wird, zumindest bis die Inflation 2 Prozent erreicht hat, und dass die Geldpolitik ein moderates Überschreiten des Ziels anstreben sollte. Mester meinte, dass eine Inflationsrate von 2,5% möglich sei, was bedeute, dass die Zinsen unverändert bleiben könnten, bis die Teuerung viel höher liegt. Rosengren befürchtet eine zweite Welle und zeigt sich weniger optimistisch als andere Fed-Prognostiker. Er glaubt, dass "wir Glück haben würden", wenn wir in den nächsten drei Jahren eine Inflation von 2% erreichen. Die Tauben waren heute in Scharen unterwegs, aber der Dollar zeigte sich unbeeindruckt, auch wegen steigender Treasury-Renditen.
Zu den schwächsten Währungen zählten der australische und der neuseeländische Dollar, die gegenüber dem Greenback auf neue 1-Monatstiefststände fielen. Es wurden keine spezifischen Wirtschaftsberichte aus Australien veröffentlicht, aber als klassische Risk-On-Währung und als Land, das in Schwierigkeiten mit China verwickelt ist, verließen die Bullen das sinkende Schiff. Während die neuseeländische Zentralbank die Zinssätze unverändert ließ, erklärte sie sich bereit, zusätzliche Impulse zu geben. Was uns die Zentralbank damit sagen will, ist, dass der Sieg über COVID-19 nicht automatisch eine wirtschaftliche Erholung bedeutet. Sie sieht einen Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Schließung weiterer Firmen. Die Risikobilanz bleibt nach wie vor nach unten gerichtet, und aus diesem Grund sind negative Zinssätze und Finanzierungen für Banken potenzielle Instrumente für weitere Stimuli. Gleichzeitig trug das Versprechen von Premierminister Trudeau, die Wirtschaft durch dramatische Maßnahmen anzukurbeln, dazu bei, die Talfahrt des kanadischen Dollars einzudämmen.
Die Währung mit der besten Performance zeigte heute das Pfund Sterling, das den schwächeren PMI im Dienstleistungssektor und in der verarbeitenden Industrie abwehrte. Die Virenfälle nehmen zu, aber Gespräche über eine Verlängerung der Kurzarbeiterregelung könnten der Inselwährung helfen.