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EZB-Meeting, Maßnahmen und Charts

Veröffentlicht am 07.03.2016, 11:58
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Märkte erholen sich deutlich in Erwartung des EZB-Meeting. Risiken flauen ab. US-Rezession nicht bestätigt, US-Arbeitsmarktdaten, China weiter auf Lockerungspfad und Stimulation, EU-Deflation, Gold und Öl.

In dieser Woche kommt der Bericht leider etwas später und nicht wie gewohnt am Sonntag. Das soll eine Ausnahme bleiben, kann aber hin und wieder mal vorkommen.

So oder so, der Fokus in dieser Woche liegt sehr stark auf dem EZB-Meeting
und der Pressekonferenz. Meine Einschätzung für den Verlauf der letzten Woche traf größtenteils ein und wer meine Beiträge regelmäßig liest, wird bis auf vereinzelte News nicht viel verpasst haben. Komme ich wie immer zu der Markttechnik.

EUR/USD Chartanalyse
EURUSD Chartanalyse

Wie erwartet hat sich die Abwärtsbewegung zunächst fortgesetzt, konnte allerdings gegen Ende der Woche etwas korrigieren. Ich denke, dass sich die Schwäche im Euro auch in dieser Woche fortsetzt. Mehr habe ich zu dem Währungspaar aus der technischen Perspektive nicht zu sagen. Manchmal ist weniger mehr.

DAX Chartanalyse
DAX Chartanalyse

Bezüglich des DAX habe ich in den vergangenen zwei Woche mehrmals, sowohl hier als auch im Live-Trading Channel darauf hingewiesen, dass der Bruch der kurzfristigen Trendlinie (blau eingekreist) ausschlaggebend für einen dynamischen Push nach oben sein wird. Wer mir jetzt noch erklären möchte, dass Markttechnik nicht funktioniert, den nehme ich überhaupt nicht ernst. Sie funktioniert nur dann nicht, wenn man nicht weiss, wie man sie interpretiert.

Aktuell sind wir an der langfristigen Aufwärtstrendlinie angekommen. Ich sah vor ein Paar Wochen noch recht geringe Chancen, dass diese Trendlinie wieder nach oben passiert wird. Die Dynamik der Price-Action deutet allerdings daraufhin, dass ein Push darüber immer wahrscheinlicher wird.

Zu Beginn der Woche rechne ich allerdings eher damit, dass die Trendlinie hält und es zu einem Retest des kurzfristigen Ausbruchsniveaus kommt
. Warum, erkläre ich am Beispiel des SP500. Lasse mich vom Markt aber auch gerne eines anderen belehren. Das ist eben der Vorteil, wenn man nicht, wie Hari von Mr. Market so schön sagt, an Prognosiritis leidet.

Ein deutlicher Push über die Trendlinie könnte allerdings hohes Potential in Richtung 11.000 Pkt. bergen.
Dieses Potential wäre im Vergleich zum SP500 deutlich größer. Eine Umkehr der technischen Lage sehe ich in diesem Fall. Während im SP500 die initiale Bewegung größeres Potential inne hatte, worauf ich auch hingewiesen habe, würde die anschließende Bewegung im DAX deutlich stärker und länger ausfallen als im SP500.

SP500 Chartanalyse
SP500 Chartanalyse

Auch hier verlief alles wie erwartet und die 2.000 Pkt. wurden innerhalb der letzten Woche erreicht
. Doch es deutet sich erst einmal das Ende der Fahnenstange an, weshalb auch der DAX wohl etwas Gegenwind bekommen könnte. Dennoch, auch im SP500 war die Price-Action nicht zu verkennen und ein Push über die 2.000 Pkt. könnte das Ziel eines neuen tieferen Hochs auf die Agenda bringen, das in etwa bei 2.080 Pkt. liegt.

WTI Öl Chartanalyse
WTI Öl Chartanalyse

Auch hier das beste Beispiel, warum es fatal ist Markttechnik zu unterschätzen
. In jeder der letzten drei Wochen, hat der Ölpreis einen Widerstand überwinden können. Die Wahrscheinlichkeit dafür war recht groß, aus der markttechnischen Perspektive, worauf ich jedes Mal hingewiesen habe. Die Dynamik der Price-Action deutet darauf hin, dass die Bewegung noch nicht zu Ende ist und der vierte Widerstand (zweite horizontale Linie) könnte in dieser Woche das Ziel werden.

Dennoch, es kann kurzzeitig zu einer Gegenbewegung in Öl kommen, was aber wohl allgemein an der überkauften Lage liegt, die sich über die gesamten Märkte (Indizes und Öl und Gold) zieht.

Am Rande ein Tipp. Wenn Sie die Price-Action lange genug beobachten, benötigen Sie am Ende keine Indikatoren, um zu sehen ob die Lage überkauft ist oder nicht. Ihr Gespür für den Markt können Sie so besser schulen, anstatt mit vermeintlich bestätigenden Indikatoren wie dem RSI oder dergleichen.

Gold ChartanalyseGold Chartanalyse

Gold. Wie war das nochmal, Chartanalyse ist Blödsinn? Ok, von mir aus. Diejenigen, die es besser wissen, schauen einfach auf das Chart für Gold und überzeugen sich selbst. Gold bewies weiterhin seine Stärke, trotz eines steigenden US-Dollars bereits über die zweite Woche hinweg. Also, wenn das kein Zeichen von relativer Stärke ist, dann weiss ich auch nicht.

Der zweite langfristige Abwärtstrend konnte überwunden werden
. Leichte Schwäche im Trend, kann ich allerdings bereits erkennen, denn das letzte Hoch wurde nur geringfügig überwunden. Dennoch, die Wahrscheinlichkeit für die Fortsetzung der Bewegung schätze ich höher ein, als andersherum. Solange der Preis innerhalb der Aufwärtsrange bleibt, sehe ich keine besorgniserregenden Verkäufe aus der markttechnischen Perspektive.

Bund Future Chartanalyse
Bund Future Chartanalyse

Auch im Bund Future zeigt sich leichte Schwäche
. Der Rumor um die EZB Zinssenkung hat sich wohl etwas abgeflaut. Meiner Ansicht nach aber ist auch diese Schwäche der allgemein überkauften Lage geschuldet und keine wirkliche Trendumkehr.

EZB-Meeting Rumor im vollen Gange

Bevor ich zu den EZB Maßnahmen komme, revidiere ich die letzte Woche
. Wir haben viele Konjunkturdaten auf der Agenda gehabt, die wichtigsten waren jedoch die US-Arbeitsmarktdaten mit den vorher veröffentlichten ADP Non-Farm Arbeitsplätzen und den NFPs, sowie die Inflationsdaten aus der EU.

Wie bereits in der vorherigen Woche befürchtet, sollten die Inflationsdaten für die EU deutlich negativ ausfallen
. Mit -0,2 % nach +0,3 % im Vormonat ist das natürlich ein starkes Zugeständnis an die EZB-Maßnahmen und die Erwartungen daran.

US-Arbeitsmarktdaten trafen größtenteils die Erwartungen
, was die Headline Daten (Neu geschaffene Stellen) anbetrifft, die Details (Durchschnittliche Stundenlöhne) waren im Gegensatz zum Januar-Report schwächer, bei gleichbleibender Arbeitslosenquote. Eine Rezession wird also immer unwahrscheinlicher, nachdem immer klarer wird, dass die Stagnation in Q4 2015 in Q1 2016 sich nicht fortsetzt.

Zusammenfassend gibt es Anlass zur Annahme, dass das FED bei ihrem Pfad der Zinsanhebungen (zwei in diesem Jahr) bleibt
, während die EZB starke Maßnahmen auffährt, um die Marktteilnehmer nicht zu enttäuschen. Die Divergenz ist also wieder "Full in Play", was sich im EURUSD auch teilweise bemerkbar macht.

Dagegen sprechen umfragebasierte Inflationserwartungen in den USA
, die William Dudley in seiner Rede in der letzten Woche erwähnte. Das Problem ist, dass es nicht die marktbasierten Erwartungen (wie Break-Even Inflations-Rate, die übrigens deutlich gestiegen ist, siehe auch meinen Beitrag dazu hier bereits vor ein paar Wochen) sind, die gemeint waren. Dennoch wirken sich diese auf die nächsten Dot-Plots aus, also auch die Erwartungen der FED-Mitglieder insgesamt.

Und China?

Wie ich bereits in der letzten Woche sagte, sehe ich aktuell die Risiken etwas abflauen
, auch was China angeht. Eine Abwertung des Yuan wurde im Rahmen des G20 Meetings deutlich negiert, sodass hier die Risiken zunächst einmal etwas geringer erscheinen, zumindest für die nächsten ein bis zwei Monate.

Darüber hinaus wurden weitere Lockerungsmaßnahmen umgesetzt
. Dass, das Risiko nun etwas schwindet, erkennt man auch an der Nicht-Reaktion der Märkte bei Veröffentlichung negativer Konjunkturdaten aus China. Das Thema wird uns noch eine Zeit lang begleiten. Das grundlegende Problem neben den faulen Krediten, ist die Überkapazität in der chinesischen Wirtschaft.

Durch eine Abwertung des Yuan würde China diese Überkapazität in die Welt exportieren
und damit die globale Deflation vorantreiben. Erwägt China Gegenmaßnahmen, wie etwa aktuell mit dem Abbau der Kapazitäten im Stahlsektor, schwindet auch das Risiko einer Yuan-Abwertung. Das nur als grober Ansatz für die Ökonomieinteressierten.

EZB-Maßnahmen und die möglichen Folgen

Und jetzt zu den EZB-Maßnahmen im Rahmen des EZB-Meetings und den möglichen Folgen
. Vorab, ohne sich über Details Gedanken zu machen. Ich persönlich gehe davon aus, wie auch viele andere, dass die EZB diesmal nicht enttäuschen wird. Ich denke aber gleichzeitig auch, dass es keinen „Sell the Fact-Effekt“ geben wird.

Zum Verständnis
. Dieser Effekt entsteht, wenn vor einem wichtigen Event in Erwartung gekauft wird (in diesem Fall US-Dollar gegen Euro), sobald das Event jedoch eingetroffen ist, verkauft wird. Erwartungen entladen sich sozusagen in die entgegengesetzte Richtung.

Ich denke, dass sich ein erwarteter Ausgang dennoch weiterhin pro steigender US-Dollar auswirken wird
. Das begründe ich für mich damit, dass wir im Allgemeinen nach den letzten Pressekonferenzen mehr Unsicherheit im Markt haben, was die nötigen Maßnahmen anbetrifft. Damit fällt auch der EZB-Rumor verhalten aus, sprich die Maßnahmen könnten nicht vollends eingepreist worden sein.

Sollte die EZB nun mit einer starken Maßnahme folgen und liefern
, wäre diese Unsicherheit gebrochen, gleichzeitig müsste der Markt das direkt einpreisen und damit würde der Euro weiter Schwäche zeigen. Das dazu. Aber wie immer ohne Anspruch auf Wahrheit, gerne lasse ich mich vom Markt auch eines anderen belehren.

Welche Maßnahmen könnte die EZB beschließen?

  1. Zinssenkung
  2. Mehr QE
  3. Kauf zusätzlicher Assets
  4. Kapitalschlüssel anpassen
  5. Die Ausgabe-Limits für Banken aufheben
  6. QE bleibt unverändert

Da der Bericht nun sehr lang geworden ist, im Schnelldurchlauf:

  • Eine Zinssenkung von mindestens 10 BP gilt bereits als sicher. Eine Senkung von mehr als 10 BP würde ein deutliches Signal setzen und die Erwartungen teilweise übertreffen. Problematisch dagegen ist, dass eine tiefere Senkung auf Kosten der Ausweitung der Käufe gehen könnte.
  • Die EZB könnte beschließen ihre Käufe um 20 Mrd. Euro zu erhöhen. Das ist wahrscheinlich ebenfalls problematisch aus der praktischen Perspektive. Bisher entfallen 2/3 der Käufe auf Staatsanleihen, der Rest sind Covered Bonds und Asset-Backed Securities. Im Dezember wurde beschlossen Kommunalanleihen mit ins Repertoire zu nehmen. Das Problem ist, dass die Käufe an gewisse Limits gebunden sind. So dürfen nur Bonds (mit einer Laufzeit zwischen 2-30 Jahren) gekauft werden, deren Verzinsung höher ist als die Einlagenverzinsung. Darüber hinaus ist das mögliche Kauf Volumen auf 33 % bei jeder Anlageart limitiert. Daraus ergibt sich also auf der einen Seite ein Liquiditätsproblem, denn mit diesen Limits werden überwiegend Staatsanleihen erworben, die den Kriterien entsprechen. Dazu gehören Länder wie Deutschland, Peripherie-Länder fallen größtenteils raus. Nur 15 der 51 von Bloomberg betrachteten, in Frage kommenden Staats-Papiere, kommen unter diesen Voraussetzungen überhaupt in die engere Auswahl. Gemäß einiger Bank-Ökonomen, wird Deutschland spätestens im November ein Liquiditätsproblem bekommen, wenn die EZB nun die Käufe um 20 Mrd. € erhöht. Ist das also unwahrscheinlich? Nicht unbedingt, würde aber wohl weitere zusätzliche Maßnahmen erfordern.
  • Weitere Arten von Assets, wie etwa Unternehmensanleihen mit aufzunehmen, wäre eine Option ist jedoch aktuell noch unwahrscheinlich, zumal es wohl auch in diesem Segment gar nicht genug Liquidität gäbe.
  • Die Anpassung des Kapitalschlüssels wäre im Sinne der Ausweitung des QE eine wahrscheinliche Maßnahme, die nicht nur aus Gründen der Liquidität eine Überlegung ist, sondern um die Peripherie-Länder vom QE insgesamt profitieren lassen zu können. Dass es aber direkt umgesetzt wird, ist nicht wahrscheinlich, es könnte aber durchaus angekündigt werden in diesem EZB-Meeting.

Alles in einem gibt es eine Menge an Maßnahmen, die beschlossen werden könnten. Der Fokus wird jedoch auf die Zinssenkung und der Ausweitung des QE gerichtet sein. Wann die EZB also enttäuscht und wann nicht, liegt eher im Detail. Der Punkt ist, dass der Markt das Detail erst im Nachhinein einpreisen wird. Bleibt eine Ausweitung des QE wiedermal aus, kann es der Markt durchaus als herbe Enttäuschung aufnehmen. In diesem Fall sollte die EZB den Einlagezins deutlich tiefer als nur um 10 BP senken, wenn sie dieser Enttäuschung begegnen will.

Viel Erfolg!
David Iusow
2iS

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