EZB-Entscheidung: Spagat zwischen Preis- und Finanzstabilität wird immer schwieriger

Veröffentlicht am 02.05.2023, 18:26
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Die risikoreicheren Anlagen in der Eurozone haben sich nach dem Stress im Bankensektor Mitte März bemerkenswert widerstandsfähig gezeigt. Sowohl die Spreads der Euro Investment Grade als auch der High-Yield-Anleihen sind enger geworden, und die Aktienkurse im Euroraum sind seither gestiegen. Auch die Kurse von Staatsanleihen haben sich stabil entwickelt. Die Renditen deutscher Anleihen fielen Mitte März aufgrund der gestiegenen Risikoaversion und der Erwartung einer geringeren Straffung der EZB rapide, sind aber seitdem allmählich wieder gestiegen. Die heute veröffentlichten Daten zur Kreditvergabe im ersten Quartal verdeutlichen, dass die geldpolitische Straffung erhebliche Auswirkungen auf die Kreditbedingungen hat. So wie in den USA neigen umfragebasierte Indikatoren für die Kreditbedingungen dazu, dem Konjunkturzyklus vorauseilend zu folgen, und wenn sie sich drastisch verschlechtern, spüren das in der Regel auch die Preise für Vermögenswerte.

Knifflig ist die Frage nach dem Zeitpunkt des Wendepunkts an den Märkten. Es handelt sich um eine klassische spätzyklische Dynamik, bei der die Wirtschaft weiterhin in Schwung kommt, insbesondere nach der Pandemie und vor allem in der Peripherie. Aber gleichzeitig beginnen die strengeren Geld- und Kreditbedingungen, sich tiefer in der Wirtschaft zu verankern. Die europäischen Vermögenswerte haben die ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Verschlechterung weitgehend ignoriert. Es ist schwierig, die Wendepunkte genau zu bestimmen, vor allem wenn die Fundamentaldaten der Unternehmen und die makroökonomischen Daten solide bleiben. Wir haben den Eindruck, dass die Märkte die aufkommenden Risiken zu gelassen hinnehmen und daher anfällig für negative Meldungen sind. Die Anleger wissen, dass sich die Aussichten allmählich verschlechtern, und sind defensiv positioniert. Das führt paradoxerweise dazu, dass die Illusion von Ruhe entsteht, da die Verkäufer rar sind und kaum neue Unternehmenskredite angeboten werden. Die Märkte brauchen Auslöser, damit sich dieses günstige Gleichgewicht wieder einstellt, und das offensichtliche Ereignis, auf das man achten sollte, ist die EZB-Sitzung am Donnerstag. Für die EZB wird es immer schwieriger, den Spagat zwischen Preis- und Finanzstabilität zu meistern, und das macht die Sitzung am Donnerstag besonders interessant.

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