Falschgold auf der Überholspur

Veröffentlicht am 10.04.2017, 15:37
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Würden Sie gefälschte Goldbarren, -Münzen oder –Schmuck erkennen, wenn diese zusammen mit einer rührseligen Geschichte präsentiert werden?

Ein gut gekleideter Autofahrer steht am Straßenrand und bittet andere Verkehrsteilnehmer anzuhalten.

Das Fahrzeug des Mannes – beispielsweise ein Mercedes oder ein schicker SUV - steht mit eingeschalteter Warnblinkanlage am Straßenrand. Darin sitzen eine Frau und womöglich auch noch ein paar kleine Kinder.

Ihr neuer Bekannter war offensichtlich gerade auf dem Weg zu seiner im Sterben liegenden Mutter, einem wichtigen Geschäftstermin oder etwas anderem extrem Wichtigen. Doch – wie das Leben manchmal so spielt – ging das Benzin aus und er hatte gerade kein Geld dabei…

Ohne Zweifel wird dieser ehrenwerte Mann das für den Notfall benötigte Geld zurückgeben. Und dann haben Sie ja auch noch seine Visitenkarte. Und als weitere Sicherheit zieht er sogar noch einen goldenen Ring vom Finger und übergibt ihn Ihnen…

Was, Sie denken, Sie würden nicht auf solch einen billigen Betrugsversuch hereinfallen?

Immerhin schaut das Plagiat so kitschig aus, dass es eher wie billiger Kunstschmuck oder eine Attrappe aus dem Theater aussieht. Niemand würde eine Kostbarkeit so unter Wert hergeben. Oder wie es ein Leser der Schleswiger Nachrichten beschreibt:

„Wer meint, ein „guter Mensch" gibt seine echte goldene Rolex für einen Kanister Sprit weg, ist dumm!

Doch wenn es wirklich darauf ankommt, fallen überraschend viele Menschen auf diesen Trick herein – und zwar überall in Europa.

Egal, ob man Dummheit oder Gier dafür verantwortlich macht, geschickte Betrüger schaffen es immer wieder, für Verunsicherung zu sorgen und dabei ihre Mitmenschen schamlos auszunutzen. Dieser Trick wird seit dem Auto-Boom der 50er Jahre in Deutschland angewandt und wurde stets weiter ausgefeilt. Er war zeitweise in Deutschland so verbreitet, dass Falschgold hierzulande auch als „Autobahngold“ bezeichnet wird.

In 2010 berichtete die Polizei allein in Brandenburg innerhalb von nur zwei Monaten von über 200 Fällen, in denen zumindest versucht wurde, damit gutgläubige Autofahrer hinters Licht zu führen. In vielen solcher Fälle kommt es nicht einmal zu einer Anzeige, weil es den Geschädigten peinlich ist, auf so eine billige Masche hereingefallen zu sein. Rund fünf Jahre später gab es eine neue Welle von Betrugsversuchen.

In 2017 geben manche Gauner sogar noch einen vermeintlichen Kaufbeleg von irgendeinem renommierten Edelmetallhändler dazu. Wenn Sie also nicht gefälschtes Gold erkennen, wie sieht es dann mit gefälschten Quittungen aus?

In Deutschland, wo Goldanlagen weiter verbreitet sind als in anderen Ländern, ging die Dreistigkeit der Betrüger sogar noch einen Schritt weiter, indem auch in Fußgängerzonen versucht wurde, Passanten ihren Ramsch anzudrehen. Ein anschließender Besuch beim Edelmetallhändler bestätigt in der Regel den Verdacht, dass es sich um wertloses Blech handelt.

Auch in Großbritannien wurden zahlreiche Fälle von gefälschtem Goldschmuck gemeldet. So „blechten“ beispielsweise in Leicester Hunderte von Bürgern bis zu 40 Pfund für mit Goldfarbe besprühte Kupfer- oder Messingringe, die lediglich ein paar Pence wert waren.

Weil Gold auf der ganzen Welt beliebt und gefragt ist, finden auch Betrugsfälle auf globaler Ebene statt. Im US-Bundesstaat Oregon brachten es zwei Jugendliche auf stattliche 50.000 Dollar, indem sie gefälschte 1-Unzen-Goldmünzen in der Art der Royal Canadian Mint und Perth Mint verschacherten, wie die dortige Polizei berichtete.

Die zwei 17-Jährigen begannen mit dem Betrug im letzten Juli, gingen den Ermittlern aber erst im Februar ins Netz, als sie dabei waren, den billigen Klunker zu verschicken, den sie zuvor online aus China bestellt hatten.

Gefälschte Banknoten könnten Sie mitunter sogar erkennen, sei es beispielsweise an der Papierqualität, dem Wasserzeichen oder dem Hologramm. Aber bei Gold ist es für Laien weitaus schwieriger als bei Blüten. Die überwiegende Mehrheit würde Falschgold nicht erkennen. Ebenso wenig wissen sie, an wen sie sich wenden müssten, um gegebenenfalls Fälschungen zu entlarven.

Aufgrund des oben beschriebenen Risikos gibt es Echtheitsstempel für Schmuck. Aus demselben Grund gibt es auch immer mehr Sicherheitsmerkmale für Münzen und kleinen Barren, um deren Echtheit zu gewährleisten.

Jeder Markt zieht Betrüger und Betrügereien an, aber der Einzelhandel von Gold scheint besonders anfällig dafür zu sein.

Wie können Privatpersonen vermeiden, Betrügern auf dem Leim zu gehen?

Auf dem professionellen Markt wird ausschließlich mit sogenannten Good-Delivery-Barren gehandelt, deren Qualität, Reinheit, Form und Gewicht von der London Bullion Market Association (LBMA) garantiert werden. Ebenso darf dieses Edelmetall nur von akkreditierten Veredlern, Transport- und Lagerunternehmen gehandhabt werden, um potentielle Manipulationsmöglichkeiten ausschließen zu können. Dies ist die Form, in der Edelmetall wie Gold, Silber und Platin auch von Großhändlern wie Juwelieren, Micro-Chip-Herstellern, Münzprägeanstalten, Solarzellenherstellern und Dentallieferanten weltweit gehandelt wird.

Diese großen Barren werden eingeschmolzen und anschließend zu Eheringen, Armreifen, kleineren Goldbarren oder Zahnfüllungen etc. umgestaltet. Aufgrund dieser Integritätskette kann jeder Käufer den Weg des Edelmetalls bis hin zum Veredler zurückverfolgen, der letztendlich für Probleme haftbar gemacht werden kann. Jedwede Abweichungen würde dem Veredler seine Good-Delivery-Akkreditierung kosten.

Es ist diese Garantie, die den professionellen Edelmetallmarkt so kosteneffizient und liquide macht. Die LBMA führt weitere Kontrollen bei den ausgewählten Herstellern durch. BullionVault, der weltweit größte Online-Goldanbieter, bietet auch Privatanbietern Zugang zu dem professionellen Edelmetallmarkt und seinen hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards.

Also falls Sie Gold kaufen möchten, gehen Sie auf Nummer Sicher und machen einen weiten Bogen um Autobahnparkplätze, -Raststätte und Pannenstreifen sowie Verkäufern in einer „Notlage“ in Fußgängerzonen. Denn dort kaufen Sie mit großer Sicherheit nur eines, nämlich reines… Falschgold!

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