Als die Federal Reserve im vergangenen Monat ihre optimistischen Wirtschaftsprognosen formulierte, betonten die Notenbanker, dass diese von zusätzlichen fiskalischen Impulsen der US-Regierung abhängig seien - ein Aspekt, der inzwischen weniger wahrscheinlich ist, nachdem Präsident Donald Trump die Gespräche abgebrochen hat, um einen Kompromiss für ein großes Covid-Hilfspaket zu finden.
In den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) vom 15. bis 16. September hieß es:
"Viele Teilnehmer merkten an, dass ihre wirtschaftlichen Prognosen zusätzliche fiskalische Stützungsmaßnahmen voraussetzen und dass das Tempo der Erholung langsamer als erwartet ausfallen könnte, wenn die künftige fiskalische Unterstützung deutlich geringer ausfallen oder deutlich später als erwartet eintreffen sollte".
Die September-Projektionen der FOMC-Mitglieder hatten die Investoren zunächst ermutigt. Sie schwächten ihre Prognose des diesjährigen BIP-Rückgangs von 6,5% auf der Juni-Sitzung auf 3,7% ab. Sie senkten außerdem ihre Schätzung für die Arbeitslosenquote auf 7,6% für das Jahr 2020 von 9,3% zuvor.
Beide Prognosen sind nun in Frage gestellt, nachdem die anhaltende Pattsituation zwischen Republikanern und Demokraten in den Gesprächen hinsichtlich eines weiteren Rettungspakets den Präsidenten zur Einstellung der Verhandlungen veranlasste. Die Demokraten unter Führung der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, forderten weitere Hilfe in Höhe von 2,2 Billionen Dollar, darunter auch Bundesmittel für die Landes- und Kommunalregierungen. Die Republikaner, vertreten durch Finanzminister Steven Mnuchin, sträubten sich gegen die staatliche Hilfe für Landesregierungen und setzten eine Obergrenze von 1,6 Billionen Dollar für das Paket fest.
Einzelmaßnahmen sollen den Karren aus dem Dreck ziehen
In der Folge stellte die Regierung Einzelmaßnahmen, also punktuelle Stützungspakete für Fluggesellschaften oder eine weitere Runde von Schecks an US-Bürger in Aussicht, doch die Chancen dafür scheinen vor der Wahl gering zu sein.
Die fünf Mitglieder des Federal Reserve Board und die zwölf Regionalbankpräsidenten, die den Ausschuss bilden, sprachen auch darüber, wie sie die im August angekündigte flexible Inflationspolitik, die vorbeugende Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation ausschließt, künftig mit der Forward Guidance in Einklang bringen sollten.
Die meisten Teilnehmer sprachen sich für eine ergebnisorientierte Forward Guidance aus, anhand derer sich der Zeitpunkt einer möglichen Zinserhöhung bestimmen lassen soll.
Daraus ergab sich die übereinstimmende Aussage, dass die Zinsen bis dahin auf ihrem derzeitigen Niveau von nahe Null gehalten werden sollen:
"...bis die Arbeitsmarktbedingungen als konsistent mit den Einschätzungen des Ausschusses zur maximalen Beschäftigung angesehen werden und die Inflation auf 2% angestiegen und auf dem besten Weg ist, für einige Zeit moderat über 2% zu liegen".
In diesem Fall waren zwei der zehn stimmberechtigten Mitglieder anderer Meinung.
Dallas Fed-Chef Robert Kaplan wollte mehr Flexibilität für den Ausschuss hinsichtlich der Forward Guidance, während Minneapolis Fed-Chef Neel Kashkari ein energischeres Bekenntnis bezüglich einer dauerhaft über 2% liegenden Inflation forderte, bevor die Zinsen wieder erhöht werden.
Die Notenbanker vertagten die weiteren Beratungen zum Programm der Fed für den Ankauf von Vermögenswerten auf "künftige Sitzungen", nachdem sie sich darauf geeinigt hatten, das derzeitige monatliche Tempo von 80 Milliarden Dollar für Treasuries und 40 Milliarden Dollar für hypothekenbesicherte Wertpapiere beizubehalten. Einigkeit herrschte auch darüber, dass die Wertpapierkäufe im Statement als "akkommodierend" bezeichnet werden und nicht nur durchgeführt werden, um die Märkte funktionsfähig zu halten.
Investoren suchen nach Klarheit über einen möglichen Wechsel zu längerfristigen Wertpapieren aus der derzeitigen Laufzeitenmischung. In den Protokollen eröffnete sich jedoch die Perspektive, dass die Fed bei den beiden verbleibenden Sitzungen in diesem Jahr, am 4. bis 5. November und am 15. bis 16. Dezember, ihre Käufe erhöhen oder die Zusammensetzung ändern wird.
Die Novembersitzung, die wegen des Wahltags am Dienstag, dem 3. November, auf Mittwoch bis Donnerstag gelegt wurde, wird möglicherweise stattfinden, noch bevor die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen bekannt sind.