Unmittelbar nach dem großen Fehlschlag bei der Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im August war die Reaktion der meisten Anleger, dass sich die Wirtschaft abschwächt und sich daher ein Tapering der Fed verzögern wird.
Und ja, das BIP-Wachstum verlangsamt sich: Gemäß dem GDPNow-Modell der Atlanta Fed (Stand: 2. September) ergibt sich für das dritte Quartal nur noch ein Wachstumsclip von 3,7 %. Das ist ganz und gar nicht das, was sich viele zu Beginn des Quartals erhofft hatten.
Das bedeutet jedoch keineswegs, dass die Fed das Tapering hinauszögern wird. Ein Blick auf den aktuellen BLS-Arbeitsmarktbericht offenbart viele positive Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass sich der Arbeitsmarkt erholt, was die Fed auf Kurs halten sollte, um entweder im September oder November mit dem Tapering zu beginnen.
Ein Tapering ist nicht zu stoppen
Vielleicht war eines der überzeugendsten Merkmale des jüngsten Arbeitsmarktberichts die Messgröße U6 für die Unterbeschäftigung. Die Quote fiel auf 8,8 % und damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn der COVID-Ära. Diese Zahl ist umso interessanter, als die Fed 2014 das QE-Programm beendete, obwohl dieser Wert damals mit über 10 % noch viel höher war. 2015 erhöhte sie dann die Zinssätze.
Im Jahr 2004 lag die Quote U6 ebenfalls bei etwa 10 %, bevor die Fed mit der Straffung der Geldpolitik begann. Gemessen an der U6 ist der Schwellenwert für eine Reduzierung der Wertpapierkäufe offenbar erreicht.
Starke Ergebnisse
Noch beeindruckender war der Rückgang der Zahl der Arbeitslosen, die von 8,7 Millionen im Juli und 9,5 Millionen im Juni um 318.000 auf 8,4 Millionen zurückging. Entscheidend an dieser Zahl ist, dass die Abnahme der Arbeitslosenzahl nicht darauf zurückzuführen war, dass Menschen aus der Arbeitslosigkeit herausfielen und nicht mehr als arbeitslos gezählt wurden. Die Zahl der nicht in der Erwerbsbevölkerung befindlichen Personen war den dritten Monat in Folge rückläufig und sank im August um 49.000 auf 100 Millionen. Darüber hinaus stieg die Zahl der Erwerbstätigen im August um 509.000 auf 153,1 Millionen (Juni: 151,6 Millionen). Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Arbeitskräfte im August um 190.000 auf 161,5 Millionen. All diese Daten verdeutlichen, dass Menschen, die im August auf der Suche nach Arbeit waren, diese auch gefunden haben, und dass Menschen, die nicht Teil der Erwerbsbevölkerung waren, wieder auf den Arbeitsmarkt zurückgekehrt sind.
Angesichts dessen sieht es so aus, als ob der Arbeitsmarkt recht robust ist, und obwohl sich das BIP-Wachstum abkühlt, kehrt es anscheinend zu seinem längerfristigen Trend zurück. Diese Rückkehr zum Trend vollzieht sich schneller, als die meisten Menschen es erwartet haben. Dass die Wirtschaft zu ihrem langfristigen Trend zurückfindet, ist jedoch kein Grund, das Tapering zu hinauszuzögern.
Die Zeit ist reif
Wenn überhaupt, dann ist jetzt der perfekte Zeitpunkt für die Fed, die Drosselung der Wertpapierkäufe zu starten und nicht zu verzögern. Der US-amerikanische Aktienmarkt notiert auf Allzeithoch und hat im Großen und Ganzen jegliches Risiko, das eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen mit sich bringen könnte, völlig ignoriert. Sollte die Fed die Füße stillhalten, gibt sie dem Aktienmarkt nur die Chance, sich vor dem Tapering nach unten zu orientieren - eine Entwicklung, die die Fed unbedingt vermeiden sollte. Eine Aktienmarktkorrektur ist nie angenehm, aber aus Sicht der Positionierung lässt sie sich von einem Rekordhoch aus vielleicht leichter bewältigen.
Obwohl sich die Wirtschaft im dritten Quartal verlangsamt hat und die Zahl der Arbeitsplätze im August hinter den Erwartungen zurückblieb, hat sich aus Sicht der Fed nicht wirklich viel geändert. Die Wirtschaft ist recht dynamisch und braucht die ultra-akkommodierende Geldpolitik nicht mehr.