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Vorschau auf die Sitzung der Fed: Geldpolitik zwischen Stolz und Pragmatismus

Veröffentlicht am 18.06.2019, 06:40
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Die Investoren mögen denken, sie könnten die Entscheider in der Federal Reserve vor sich hertreiben, nachdem sie diese zuerst von ihren stetigen Zinserhöhungen ab und zu einer geduldigen Politik ohne Veränderungen brachten. Jetzt sehen die US-Zinsfutures die Wahrscheinlichkeit auf eine Zinssenkung bei der heute beginnenden zweitägigen Sitzung auf 20%, auch wenn sie zu einem Zeitpunkt schon auf 25% gesehen wurde.

Aber einige Mitglieder des die Geldpolitik entscheidenden Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee, FOMC) könnten geneigt sein, auf stur zu schalten und nicht von den Launen des Marktes oder gar twitternden Präsidenten herum gescheucht zu werden. Die Chancen stehen entschieden schlecht für eine Zinssenkung in dieser Woche und auch ein Zinsschritt Ende Juli ist alles andere als eine sichere Sache, auch wenn die Futures eine 68 prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Senkung auf 2,00-2,25% von derzeit 2,25-2,50% sehen.

Fed-Chef Jerome Powell wird wieder einmal eine Gratwanderung vollführen müssen, wenn er am Mittwoch seine Pressekonferenz gibt, um zu verhindern, die Wetten auf eine Zinssenkung im Juli weiter ansteigen zu lassen, bei der er aber auch nicht die Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik derart stark dämpfen darf, dass es zu einer Gegenreaktion an den Märkten kommt.

Der Richtungsausblick, der eingeführt worden war, um die Sorgen an den Märkten abzubauen, indem man garantiert, dass normale Zeiten wieder zurückkehren, sieht sich neuen Herausforderungen gegenüber, die Investoren auf eine Welt vorzubereiten, die vielleicht nie wieder normal werden wird. Man sehe sich nur den Dot-Plot der Zinserwartungen der einzelnen FOMC-Mitglieder für die kommenden Monate an. Kann dies funktionieren, wenn die Zinsen eventuell sinken werden?

Trotz all der Nervosität über den Handel, die Daten geben den geldpolitischen Entscheidern kein klares Bild, wohin die Dinge sich bewegen. Die US-Wirtschaft schuf im Mai lediglich 75.000 neue Jobs, 100.000 weniger als der Durchschnitt der Vorhersagen, aber die Industrieproduktion war im Monat um 0,4% gestiegen, das doppelt so schnell wie geschätzt.

Die Daten zur Inflation sind weniger zweideutig. Die Inflation der Verbraucherpreise kam im Mai auf einer Jahresrate von 1,4% herein, weit unter dem Zielwert der Fed von 2%. Die Verbraucherpreisinflation liegt typischerweise etwas über den individuellen Konsumausgaben, das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, sodass diese wahrscheinlich nicht Powells Einwand decken wird, dass die Inflation von Übergangsfaktoren gedämpft wird. Die Inflationserwartungen, wie sie von der Universität von Michigan verfolgt werden, fielen im Juni auf 2,2%, ihrem niedrigsten Niveau seit Beginn der Datenerhebung, während die Kurse von inflationsgeschützten Anleihen für das kommende Jahrzehnt eine Rate von 1,65% zugrundelegen.

Die invertierte Zinskurve ist etwas weniger klar. Während die Rendite von 3-Monatspapieren sich im März über die der 10-Jahresanleihe geschoben hat und seither ihre Inversion beibehalten hat, ist das Verhältnis der Renditen von 2-jährigen zu 10-jährigen Anleihen immer noch normal. Für einige bestätigt dies, dass die Fed tatsächlich vorbeugend die Zinsen senken wird, um die Inversion auf kurze Sicht aufzuheben.

Powell gab diesen Hoffnungen letzte Woche neue Nahrung, als er seine geduldige Haltung aufgab und seinen Zuhörern auf eine geldpolitischen Strategiekonferenz versicherte, dass die Fed “angemessen handeln wird, um die Expansion aufrechtzuerhalten”. Das folgte auf den Fersen der Bemerkungen vom St. Louis Fed Präsidenten James Bullard, der am Vortag gemeint hatte, dass die Handelskonflikte bedeuten könnten, “eine Anpassung der Zinssätze nach unten bald gerechtfertigt sein könnten”, was den Investoren als Ermutigung ausreichte, um anzunehmen, dass die Fed zu guter Letzt auf den richtigen Weg gekommen sei.

In ihrem Enthusiasmus haben die Marktteilnehmer eine Zinssenkung im Juli als beschlossene Sache eingepreist und sehen die Chancen für eine zweite Zinssenkung im September auf 1,75-2,00% bei über 50% und räumen sogar einer dritten Zinssenkung im Dezember auf 1,50-1,75% eine Wahrscheinlichkeit von 35% ein.

Viele Dinge müsste schief laufen, damit es dazu kommen kann. Die große Unbekannte ist, wie die Fed auf den Druck aus dem Weißen Haus reagieren wird, die Zinsen zu senken. Wird sie Zinssenkungen widerstreben—sogar gegen wider besseren Wissen—um unabhängig zu erscheinen oder wird sie tatsächlich unabhängig handeln und einem Konjunkturabschwung vorbeugen, indem sie die Zinsen stetig senkt und ihren Stolz außen vor lässt?

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