Ausverkauf oder Korrektur? Zeit für kluge Investments – So gehst du vor!Raus aus dem Risiko

Finanzmarkt risikofreundlicher, "Flashcrash" bei Edelmetallen

Veröffentlicht am 09.08.2021, 08:44
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1759 (06:13 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1743 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.62. EUR-CHF oszilliert bei 1,0760.

Risikobereitschaft nahm am Finanzmarkt tendenziell zu. Der jüngste Katalysator für diese Entwicklung wurde durch den US-Arbeitsmarktbericht geliefert. Nervositäten bleiben hinsichtlich der Risiken bezüglich der Corona-Pandemie. Dabei sendet der Blick auf Europa hinsichtlich der Sterblichkeit durchaus ein leichtes Entspannungssignal. Aktuell ergibt sich die geringste Sterblichkeit trotz Corona seit 2016.

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Aktienmärkte in Europa, den USA und auch China konnten von der erhöhten Risikobereitschaft profitieren.

An den Zinsmärkten kam es in der Folge zu Korrekturbewegungen. So legte die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries auf 1,31% zu, während sich die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe derzeit auf -0,45% nach zwischenzeitlich -0,52% stellt.

Der USD konnte am Devisenmarkt gegenüber Hauptwährungen an Boden gewinnen. EUR USD markierte mit 1.1743 zwischenzeitlich den tiefsten Kurs seit dem 5. April 2021.

Flashcrash am Edelmetallmarkt

Am Edelmetallmarkt setzt sich die Posse des Missbrauchs der Future-Märkte in eklatanter Form fort. Nach dem Abverkauf von Gold und Silber im Rahmen der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten, kam es im fernöstlichen Markt heute zu einem „Flashcrash“.

Dabei ist entscheidend, dass allen Marktteilnehmern bewusst ist, dass die Liquidität an asiatischen Edelmetallmärkten dünn ist. Investoren wollen Profit maximierend verkaufen und fokussieren sich deswegen auf Märkte, die die Liquidität vorweisen, um Orders professionell und für sich preisschonend abzuwickeln.

Diese Methode, in liquiditätsarmen Märkten Preiswirkung zu erzielen, begleitet den Edelmetallmarkt seit circa 20 Jahren. Dahinter steht nicht das Ziel der Gewinnmaximierung, sondern das der kalten Preismanipulation. Damit werden regelmäßig technische Modelle beeinflusst, die den dominanten Algorithmus-Handel zu großen Teilen determinieren (Trendumkehr).

Eine Order im Volumen von circa 4 Mrd. USD sorgte heute Nacht dann innerhalb von 10 Minuten für einen Einbruch des Goldpreises von 1.755 auf 1.684 USD. Der Silberpreis gab innerhalb von 10 Minuten von mehr als 24 USD auf 22,50 USD nach (Tiefstkurs seit 12/2020), obwohl der physische Markt eng ist (Silber ist auch Industriemetall).

Die Finanzaufsichten in den westlichen Ländern haben ob dieser Manipulation seit 20 Jahren offensichtlich „blinde Flecken“ in ihrer Wahrnehmung. Das wirft Fragen über die Interessen und die Unabhängigkeit dieser Aufsichten auf (Rechtsstaatlichkeit!).

Man kann diesen Manipulationen über die Future-Märkte nur dann etwas entgegensetzen, wenn die Kontrakte beliefert werden müssen, denn das Gold und Silber, das an den Börsen für den Future-Handel vorgehalten wird, deckt nicht ansatzweise das Volumen, mit dem über diese Märkte Gold abverkauft wird. Robinhood & Friends könnten hier neben anderen bedeutenden Marktteilnehmern ein sinnvolles Projekt starten, denn Edelmetalle sind die solidesten Währungen, die verfügbar sind.

Alle Schwächen, die westliche Fiat-Währungen (seit Anfang der 70er Jahre) haben, haben Edelmetalle nicht. Ergo kennen sie keine Schuldenorgien, sie kennen keine Außenhandelsdefizite, sie bieten keinen Raum für Diskriminierungen ihrer Nutzung (z.B. Einschränkung der USD-Konvertibilität für Chinesen und Russen), sie sind nicht Schlüssel für die Anwendung US-Rechts auf extraterritorialer Ebene, sie haben keine Negativzinsen, sondern bestechen durch natürliche Knappheit und eine Historie als Geld von mehr als 5000 Jahren. Sie sind Ausdruck echter Freiheit!

Es gibt nur eine Achillesverse, den Missbrauch des Future-Markts. "Food for thought!"

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Die Erholung im Jahr 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown wird in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen keinen Bestand haben können. Es handelt sich um das Phänomen auslaufender Basiseffekte.

Eurozone: Lieferketten belasten Produktion

Die deutsche Industrieproduktion sank per Juni im Monatsvergleich wegen Problemen bei den Lieferketten um 1,3% (Prognose 0,5%) nach zuvor -0,8% (revidiert von -0,3%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 5,12% nach zuvor 16,57% (revidiert von 17,16%).

In Spanien stieg die Industrieproduktion per Juni im Jahresvergleich um 11,1% (Prognose 13,5%) nach zuvor 25,0% (revidiert von 26,0%).

In Italien nahm die Industrieproduktion per Juni im Jahresvergleich um 13,9% nach zuvor 21,1% zu.

China: Exporte und Importe verfehlen Prognosen

Exporte nahmen per Juli im Jahresvergleich um 19,3% (Prognose 20,8%) nach zuvor 32,2% zu, während Importe um 28,1% (Prognose 33,0%) nach zuvor 36,7% zulegten. Die Devisenreserven nahmen per Juli von 3.214 auf 3.236 Mrd. USD zu. Erzeugerpreise stiegen per Juli im Jahresvergleich um 9,0% nach zuvor 8,8%, während die Verbraucherpreise um 1,0% (Prognose 0,8%) nach zuvor 1,1% zulegten.

USA: Arbeitsmarktbericht per Juli positiv

Arbeitslosenquote U-1: 5,4% (Prognose 5,7%) nach zuvor 5,9%
Arbeitslosenquote U-6: 9,2% nach zuvor 9,8%
Nonfarm Payrolls: 943.000 (Prognose 870.000) nach zuvor 938.000
• Partizipationsrate: 61,7% nach zuvor 61,6%
• Arbeitszeit: 34,8 Std nach zuvor 34,8 Std.
• Löhne (M/J): 0,4%/4,0% nach zuvor 0,4%/3,7%

Die einzige Trübung des positiven Bildes liegt in der Divergenz zum ADP-Report.

Die Lagebestände im Großhandel nahmen per Juni im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose 0,8%) nach zuvor 0,8% zu, während der Absatz im Großhandel um 2,0% (Prognose 0,8%) nach zuvor 0,8% anzog.

Die US-Verbraucherkredite stiegen per Juni um 37,69 Mrd. USD (Prognose 22,50 Mrd. USD) nach zuvor 36,96 Mrd. USD (revidiert von 35,28 Mrd. USD. Ohne Helikoptergeld bedarf es offenbar einer erheblichen Kreditaufnahme, um das aktuelle Konsumbild aufrecht zu erhalten (Strukturproblem).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1900 - 1.1930 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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