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Fonds und ETFs bauen offenbar ihre Bestände an russischem Gold ab. Der Grund ist der Krieg in der Ukraine: Institutionelle Investoren möchten sich von mit Russland verbundenen Assets trennen.
Goldfonds- und ETFs bzw. ETCs trennen sich offenbar verstärkt von Gold russischer Herkunft. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eigene Analysen. Demnach zeigen Daten von elf Investmentfonds aus westlichen Ländern, dass im Zeitraum von Juli bis November russisches Gold im Marktwert von 2,2 Milliarden USD aus den Tresoren entfernt wurde.
Ein Rückgang der Goldbestände an sich ist in der derzeitigen Situation keine Überraschung. Aufgrund der steigenden Zinsen trennen sich viele Anleger von physischen Goldbarren. Laut den Daten von Reuters betrifft der Rückgang russisches Gold jedoch deutlich stärker als Gold aus anderen Ländern.
ETFs weisen Depotbanken zum Ausstieg aus russischem Gold an
Reuters beruft sich auf zwei Quellen bei börsengehandelten Anbietern börsengehandelter Goldprodukte, die zusammen hunderte von Tonnen Gold lagern. Beide ETFs gaben demnach an, sich gerne von Gold mit russischem Hintergrund trennen zu wollen. Ein ETF hat die eigene Depotbank sogar beauftragt, so wenig russisches Metall wie möglich zuzuweisen.
Für Anleger lässt sich durchaus herausfinden, woher das Gold im Bestand eines ETFs stammt. Viele Gold ETFs bzw. ETCs veröffentlichen regelmäßig detaillierte Angaben zu ihren Beständen. In den Dokumenten sind der Hersteller, die Barrennummer- und Größe und der Lagerungsort angegeben (ein willkürlich ausgewähltes Beispiel für den Invesco Physical Gold ETC findet sich hier).
Am Barrenhersteller lässt sich erkennen, ob Gold einen russischen Hintergrund hat. Dies ist in der Regel nur der Fall, wenn das Gold vor dem 7. März produziert wurde. Zu diesem Datum hat die London Bullion Market Association (LBMA) sechs Gold- und Silberhersteller suspendiert. Ältere Bestände können sich jedoch durchaus noch in den Depots der Fonds befinden.
Suspendiert wurden durch die LBMA diese Unternehmen:
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JSC Krastsvetmet
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JSC Novosibirsk Refinery
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JSC Uralelectromed
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Moscow Special Alloys Processing Plant
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Prioksky Plant of Non-Ferrous Metals
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Shyolkovsky Factory of Secondary Precious Metals, SOE
Ein Detail, auf das auch die LBMA hinweist und das für Besitzer bzw. Käufer von physischem Gold wichtig sein kann: Nur weil auf einem Goldbarren kyrillische Markierungen verwendet wurden, handelt es sich nicht zwingend um Material aus russischer Herkunft. Die Barren könnten zum Beispiel auch aus Kasachstan oder Usbekistan stammen.
Verkauf soll kontrolliert und schrittweise erfolgen
Anbieter von Gold ETFs und ETCs möchten ihren Kunden durch den Verzicht auf russisches Gold entgegenkommen. Reuters zitiert eine Quelle, der zufolge manche Kunden mit Blick auf die Barrenliste aufgrund der russischen Anteile erschreckt seien.
Einen ruckartigen Ausverkauf der russischen Bestände soll es aber nicht geben. Vielmehr geht es den betroffenen Akteuren um eine kontrollierte, schrittweise Trennung von russischem Gold. In den letzten Monaten wurden Reuters zufolge einige Bestände nach Asien verschifft.
Einen Zwang gibt es nicht: Wurde Gold vor dem 7. März in Russland produziert, fällt es nicht unter die westlichen Sanktionen – solange es nicht einer sanktionierten russischen Person oder einem sanktionierten russischen Unternehmen gehört.
19 % weniger russisches Metall
In den elf durch Reuters untersuchten Fonds/ETCs befinden sich 19 % weniger Goldbestände aus russischer Herkunft als noch im Juli. Die Bestände an nicht-russischem Gold wurden um lediglich 9 % abgebaut.
In den elf Fonds befanden sich Ende November 2300 t Gold im Wert von 31 Milliarden USD. Der größte Teil wird durch J.P. Morgan und HSBC (LON:HSBA) verwaltet. HSBC lagert demnach 1100 t Gold für die elf Fonds und reduzierte russisches Gold seit Juli um 20 %, nicht-russisches Gold um 10 %. J.P. Morgan lagert 1050 t für die Fonds und reduzierte russisches Gold um 13 %, nicht-russisches Gold um 9 %.
Die durch die LBMA überwachte Goldmenge in den Londoner Tresoren ist in den ersten elf Monaten des Jahres um 468 t bzw. 5 % zurückgegangen. Geliefert wurde insbesondere nach China, Indien und in den Nahen Osten.