Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0773 (07.21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0625 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.00. In der Folge notiert EUR/JPY bei 128.20. EUR/CHF oszilliert bei 1.0307.
Auch gestern konnten amerikanische Daten – wie in den letzten Wochen häufig beobachtet - nicht überzeugen. Das Bild am US-Immobilienmarkt zeigt sich weiter wenig erbaulich. Die letzten Zahlen zu Wohnungsbaubeginnen und -baugenehmigungen im März lagen jeweils unter den Erwartungen.
Die Baubeginne lagen bei nur 926.000 Einheiten und damit deutlich unter den erwarteten 1.040 – von selbsttragenden Kräften oder gar Dynamik keine Spur, wie der Chart eindrucksvoll belegt.
Auch die Genehmigungen zum Bau neuer Immobilien konnten nicht überzeugen, sie lagen mit 1.039 ebenfalls deutlich unter der Prognose (1.080). Dies war der schwächste Wert seit September 2014.
Dagegen war der Aktivitätsindex des Fed Bezirkes Philadelphia besser als erwartet. Die Zunahme um 2,5 Punkte auf 7,5 Zähler spricht für eine gesteigerte Wirtschaftsaktivität in diesem Gebiet. Industriegüter wurden so wenige hergestellt wie seit Mai 2013 nicht mehr. Auch die Ausfuhren waren rückläufig, wenn auch weniger stark als zuletzt. Dagegen konnte der Subindex Beschäftigung deutlich auf 11,5 von 3,5 Punkten zulegen. Der Index konnte unter dem Strich sich deutlich besser behaupten als z.B. der New Yorker Index, der noch am Vortrag in negatives Terrain gedreht war.
Heute, am letzten Handelstag der Woche, wird es noch einmal interessant an den Märkten. Die zur Veröffentlichung anstehenden Daten werden mit Spannung erwartet. Besonders die US-Verbraucherpreise am frühen Nachmittag könnten uns Bewegung bringen. Das FOMC hat zwar betont, dass man die niedrige Inflation nur als ein vorübergehenes Phänomen betrachtet, aber aus diesen Entwicklungen „liest“ der Markt naturgemäß Wahrscheinlichkeiten für die anstehende(n) Zinserhöhungen – besonders da die FED-Notenbanker ein sehr uneinheitliches Bild vermitteln.
Zuletzt brachten zwei FED-Gouverneure, einer davon FED-Atlanta Boss Lockart Zweifel an der künftigen Geldpolitik auf den Plan. Auf einer Rede am Donnerstag sprach Lockart von „verstärkten Unsicherheiten“ im Wirtschaftswachstum weshalb er eine erste Zinserhöhung zu einem späteren Zeitpunkt (nach Juni/September) ins Spiel brachte. Der bezeichnete die aktuelle wirtschaftliche Situation als trüb. Seine Untergebenen, die den GDPnow Tracker veröffentlichen, rechnen momentan mit einer annualisierten Wachstumsrate von nur 0,1 Prozent. Trotzdem sieht er das Wachstum immer noch zwischen 2,5 und 3 Prozent.
Die Vorsitzende der FED von Cleveland, Mester klang etwas optimistischer. Sie sieht den kalten Winter als Hauptgrund für ein schwaches erstes Quartal und erwartet umso mehr Wachstum in den kommenden Monaten.Sie fühlt sich mit dem angestrebten Zinspfad, die Erwartungen liegen bei Juni/September für die erste moderate Zinserhöhung, wohl, solange die Erholung wie erwartet einsetzt.
Vor einigen Tagen haben wir bei Herrn Lockart nachgefragt, ob er seine eigenen Daten liest. Anscheinend hat er doch noch einmal die eigene Datenbasis studiert, denn seine letzten Einlassungen klingen deutlich zurückhaltender als zuvor. Die Wachstumserwartungen bleiben aber sein exklusives Geheimnis.
Was aber Frau Mester für Erwartungen hegt, ist schon als Superoptimismus zu beschreiben. Woher plötzlich Wachstumsraten von 3 Prozent und mehr kommen sollen, halten wir für sportliche Erwartungen. Besonders, da ihre vorherige Prognose von 2,5 Prozent nicht mehr den Aussichten standhät ?
Dass der Winter als Argument überschätzt wird, haben wir bereits aufgedeckt. Deutliche Revisionen der Arbeitsmarktzahlen Anfang April haben ebenfalls gezeigt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Einzelne Notenbanker sprechen bereits von QE4. Ist in diesem Umfeld eine Prognoseanpassung auf drei und mehr Prozent realistisch?
Andere Stimmen wie z.B. FED-Boston Chef Rosengarten sind deutlich zurückhaltender. Der Arbeitsmarkt läuft zwar nach Plan, aber die Inflation ist noch weit von dem Zielwert von 2,0 Prozent entfernt, weshalb er die Voraussetzungen für eine erste Zinserhöhung bzw. einen Zinspfad für nicht gegeben hält. Nur wenn die ausstehenden Daten deutliches Wachstum signalisierten, würde er eine Zinserhöhung befürworten.
Die Verbalakrobatik der verschiedenen Notenbanker auf dem tunusmäßigen IWF-Treffen kann uns heute neue Bewegungen bringen.
In der kommenden Woche dominieren Zahlen aus Europa. Am Dienstag wird mit ZEW-Zahlen eröffnet, während am Mittwoch Verbrauchervertrauen und US-Hausverkäufe veröffentlicht werden. In der zweiten Wochenhälte folgen die Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone und das GfK Konsumklima. Ausklingen wird die nächste Woche mit Zahlen des ifo-Institutes sowie die mit Spannung erwarteten US-Auftragseingänge langlebiger Güter.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 – 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.
Viel Erfolg!
''Um den gesamten Bericht zu lesen, klicken Sie bitte auf den untenstehenden Link''