Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0995 (09.45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0961 im US- Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 118.94. In der Folge notiert EUR/JPY bei 130.75. EUR/CHF oszilliert bei 1.0495.
Die US-Zahlen konnten erneut nicht überzeugen. Während der Markt sich auf größere Impulse einstellt, sendet Griechenland dezente Zeichen der Vernunft. Noch ist ein weiter Weg zu gehen, bevor das Wort Einigung in den Mund genommen werden kann. Risikoaversion rund um dieses Thema bleibt im Vordergrund. Die anstehenden Eurodaten lassen aber vermuten, dass die Verhandlungen das Wachstum außerhalb von Griechenland nicht nachhaltig schädigen.
Trotz der verfahrenen Situation zeigt sich, dass Europa aller Voraussicht nach ein besser als erwartetes erstes Quartal abliefern kann. Die „Aristoteles-Doktrin“, die wir schon häufig thematisiert haben, zeigt ihre Wirkung. Im Gegensatz dazu stehen die Kosmetikkünstler aus Übersee heute im Fokus.
Heute spielt aber nicht Europa die Hauptrolle, sondern die USA. Zuerst aber richten wir den Blick auf die letzten Konjunkturzahlen:
Überraschend ging das Verbrauchervertrauen in den USA zurück. Der Index fiel um 6,1 Zähler auf 95,2 Punkte. Im Vormonat hatte der Wert mit 101,4 Punkten noch den zweitstärksten Wert seit Mitte 2007 markiert. Die Überraschung war sehr groß, denn eigentlich wurde eine Zunahme auf 102,5 erwartet. Es kam anders.
Die Erwartungen fielen deutlich auf 87,5 von 96 – auf den niedrigsten Wert seit September 2014. Man bewertet auch die aktuelle Lage vorsichtiger als bisher (106,8 nach 109,5), dennoch ist das Niveau hier als äußerst solide zu bezeichnen.
Der S&P/Case Shiller Hauspreisindex konnte stärker als erwartet zulegen. Im Februar stiegen die US-Hauspreise in den 20 größten Städten des Landes um 5 Prozent. Erwartet wurde eine Zunahme um 4,7 Prozent. Diese Geschwindigkeit haben wir zuletzt im letzten Sommer beobachten können. Unter dem Strich hat die Dynamik aber nicht mit den Entwicklungen in 2013 und 2014 mithalten können und enttäuschte. Trotz der steigenden Preise in den Metropolen zeichnen die Preise in weiten Teilen des Landes sowie auch die Baubeginne und -genehmigungen ein wenig dynamisches Bild. Steigende Zinsen würden diese Dynamikverluste nur weiter stützen.
In dem FED Bezirk Richmond stieg der Index auf -3 von -8, nachdem er im Vormonat deutlich in den negativen Bereich abgetaucht ist. Zwar bleibt der Index, der die wirtschaftliche Aktivität misst immer noch in negativem Terrain, aber die Abwärtsbewegung der letzten Monate ist hiermit erst einmal gestoppt. Hierzu trug besonders die Komponente neue Aufträge bei, die zwar mit -6 immer noch im Bereich der Kontraktion liegt, aber deutlich gegenüber dem Vormonat zugelegt hat (März -13).
Euroland: Neben harten Zahlen (Entwicklung der Geldmenge, Kreditvergabe im Privatsektor) erwarten wir Stimmungsbarometer (Wirtschaftsvertrauen der Dienstleister und aus dem verarbeitenden Gewerbe). Hier erwarten wir keine neuen Erkenntnisse, aber die besser als gedachte wirtschaftliche Entwicklung hebt die Stimmungslage.
Aber zurück zu den USA:
Mit Überraschungspotenzial ausgestattet sind die BIP Zahlen aus dem ersten Quartal. Heute erwartet uns die erste Schätzung. Es könnte turbulent werden. Zwar haben auch viele unserer Kollegen inzwischen ihre Erwartungen deutlich herunter geschraubt und rechnen nur noch mit ca. 1,0 Prozent Wirtschaftswachstum. Aber selbst diese – für US-Verhältnisse – schwache Zahl könnte noch immer zu hoch angesetzt sein. Wir verweisen hier gerne auf den GDPnow Tracker der FED Atlanta veröffentlicht. Das errechnete Wachstum liegt hier im mikroskopischen Bereich (0,1% Jahresrate).
Eine Negativ-Überraschung könnte die Euro-Stärke der letzten Tage forcieren und uns deutlich über die psychologisch wichtige 1,10-Marke in EUR/USD bringen.
Aber damit ist es noch nicht getan. Heute Abend erwarten wir die Zinsentscheidung der US-Notenbank FED. Hierbei ist davon auszugehen, dass auch die BIP-Zahlen aus dem ersten Quartal berücksichtigt werden. Hierbei wird aber nicht auf eine Änderung des Zinses spekuliert, sondern sehr stark darauf geachtet, wie die Notenbanker die aktuelle Lage und die Aussichten beurteilen.
Die mehrheitlich enttäuschenden Zahlen des zurückliegenden Quartals machen ein vorsichtigeres Vorgehen der Notenbank immer wahrscheinlicher. Bisher ist die Erwartungshaltung immer noch sehr hoch, dass die FED im Spätsommer bzw. Anfang des Herbstes eine erste Zinserhöhung vornehmen wird. Signale in diese Richtung lassen die Renditen steigen. Tritt die Notenbank in ihrem Kommuniqué auf die Bremse, werden dagegen die Aktienkurse weiter zulegen können.
Wie schwer eine Zinswende sein kann, können wir in UK beobachten. Trotz höheren Wachstums als in USA und in Kontinentaleuropa sind der Bank of England die Hände gebunden. Die letzten BIP Daten aus dem ersten Quartal konnten nicht überzeugen und enttäuschten die Erwartungen (s. Rubrik „letzte Nachrichten“). Die Entwicklung ist nicht Besorgnis erregend, aber trotz Subventionierung durch die niedrigen Energiepreise entwickelt sich die Wirtschaft nicht wie erhofft. Die Bank of England zeigt sich angesichts der niedrigen Inflation ohnehin deutlich distanzierter als noch in den letzten Monaten. Von steigenden Zinsen ist überhaupt keine Rede mehr. Angesichts der angespannten politischen Situation, bei der Parlamentswahl am 7. Mai droht ein Patt zwischen den beiden größten Parteien.
Natürlich lassen sich die Erkenntnisse aus dem Vereinigen Königreich nicht auf die USA übertragen, aber der globale Druck den die Notenbanken ausüben zwingt die FED neben eigenen Zielen förmlich zur Beibehaltung der bisherigen expansiven Politik.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 – 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.
Viel Erfolg!
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