Der Euro eröffnet heute (07.55 Uhr) bei 1.2932, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im frühen europäischen Handel bei 1.3023 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.07 In der Folge notiert EUR-JPY bei 103.55, während EUR-CHF bei 1.2098 oszilliert.
Die Wirtschaftsdaten fielen in den letzten 24 Stunden überwiegend positiv aus. Die Wirkung verpuffte jedoch weitgehend, da das Nachrichtenbild bezüglich der Eurozone sich eintrübte.
Entscheidend waren unter anderem Meldungen über Griechenland. Aus „Kreisen“ wird lanciert, dass Griechenland sein Ziel, das Haushaltsdefizit bis 2020 auf 120% zu reduzieren, nicht erreichen wird. Fakt ist, dass das Reformprogramm durch die Wahlen vom Pfad abgekommen ist. Fakt ist
aber auch, dass Griechenland die Neuverschuldung von 15,4% per 2009 auf 7,0% per 2012 reduzierte und damit bezüglich der Neuverschuldung besser aufgestellt ist als die USA, Japan und UK. Mehr noch ist diese Reduzierung erfolgt, obwohl die Wirtschaftsleistung um 20% in diesen drei Jahren einbrach (ganz im Gegenteil zu USA, Japan, UK). Es handelt sich maßgeblich um ein konjunkturelles Problem. Wenn diese Konjunktur einmal stabilisiert ist und wieder Wachstum ansteht, ist dank des veränderten fiskalischen Rahmens mit einer durchaus stärkeren fiskalischen Erholung zu rechnen. Diesbezüglich halte ich die aktuellen Prognosen per 2020, bei denen in
wesentlichen Teilen Extremsituationen frisch und frei extrapoliert werden für äußerst revisionsanfällig und sachlich unangemessen.
Das haben wir bei der Extrapolation der Staatsschuld der USA um die Jahrtausendwende gleichfalls erlebt – demnach dürfte es heute kaum noch US-Treasuries geben. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus - nie war die Welt mit US-Treasuries gefluteter.
Ja, Standard & Poors bemüht sich, die Interessen der „Anti Eurozonen Spekulation“ zu unterstützen. Es ist vollkommen verstörend, dass die markanten Reformerfolge von S&P nicht ansatzweise gewürdigt werden. Das lässt einen sachlich orientierten Analysten fassungslos zurück. Nachfolgende Tabellen sind den „Freunden“ der Agenturen nahe ans Herz gelegt:
Liebe „Freunde“ von S&P, die Differenz (9,1% des BIP) im Primärhaushalt zwischen Italien bei +3% des BIP und den USA bei -6,1% des BIP korreliert nicht ansatzweise mit der Bewertung der USA bei AA+ und Italien bei BBB+, oder?
Werfen wir einen Blick auf den Verlauf der Gesamtverschuldung in % des BIP seit dem Jahr 2009 - die Eurozone ist das Paradepferd in diesem interdisziplinären Vergleich. Das gilt eben nicht nur für 2012, es gilt nicht nur die strukturellen und gesamten Haushaltssalden, nein es gilt auch für die Verschuldung der privaten Haushalte, wie an nachfolgender Tabelle erkennbar wird.
Und vor allen Dingen liebe „Freunde“ bei den Agenturen und den Medien unternehmen die schwachen Länder der Eurozone die aggressivsten Reformen in der Geschichte der Industrienationen. Dank dieser Reformen und der veränderten Geschäftsmodelle darf die Neuverschuldung der Eurozone tendenziell als investiv definiert werden, ganz im Gegensatz zu
den USA und Japan, wo die Grundtendenz mangels Reformen konsumtiv ist und bleibt!
Das reicht aber noch nicht. Nun schauen wir uns die Entwicklung zwischen Nord- und Südeuropa an liebe „Freunde“ der Agenturen. Diese Daten sagen etwas aus über die Veritabilität der Geschäftsmodelle, das wissen Sie ja … und sie waren Kernursache des Targetsaldos Herr Professor Dr. Sinn, jetzt ist der Targetsaldo maßgeblich nur noch Ausdruck der Kapitalflucht ausgelöst durch eine unangemessene Spekulation.
Gut, sie könnten einwenden, dass die Gesundung nur über den Rückgang der Importe läuft. Sie irren sich, deswegen haben wir noch die Tabelle mit der Exportentwicklung:
Nun muss man fragen, warum sich diese Dinge so fulminant ändern. Das hat auch etwas mit Lohnstückkosten zu tun. Nachfolgende Tabelle zeichnet die Veränderungen auf:
Legende R = Beginn der Reformen der Eurozone, P = Prognose von Eurostat
Die Divergenzen schließen sich zu wesentlichen Teilen. Italien schafft die Anpassung bei Exporten sogar ohne Reduzierung der Lohnstückkosten. Da könnte fraglos noch etwas mehr passieren. Auch der Anstieg in Deutschland wirkt sich stabilisierend aus
Wenn man diese 2009 noch völlig unerwartete und weitgehend latent in Medien ignorierte Erfolgsgeschichte sieht, muss man sich fragen, wie Agenturen, die sich mit diesem Datenmaterial von Berufs wegen intensiv befassen, zu den aktuellen Urteilen kommen.
Ja, da muss man schnell noch einmal prozyklisch Druck auf französische Banken erhöhen. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat mehrere französische Banken herabgestuft. Betroffen ist nach Angaben der Agentur vom Donnerstag unter anderem die BNP Paribas. Für zehn Geldhäuser,
darunter Societe Generale und Credit Agricole wurde der Ausblick von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Die Bonitätswächter begründeten den Schritt mit einem stärkeren Risiko durch eine anhaltende Rezession in der Euro-Zone und einem überhitzten Immobilienmarkt in Frankreich. Wenn Banken bei jeder Rezession abgestuft werden, hat S&P viel zu tun auf dieser Welt, dass sie aber nur partiell tätig werden, wirft viele Fragen auf. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Die Wirtschaftsdaten der letzten 24 Stunden waren überwiegend positiv geprägt. Den ultimativen Akzent setzte der deutsche Konsumklimaindex. Der deutsche GfK-Konsumklimaindex legte völlig unerwartet per Berichtsmonat November von zuvor 6,1 (revidiert von 5,9) auf 6,3 Punkte zu (Prognose 5,9). Damit markierte der Index das höchste Niveau seit Oktober 2007.
Die Geldmenge M3 legte in der Eurozone im Jahresvergleich um 2,7% nach zuvor 2,8% zu. die Kreditvergabe an den Privatsektor sank von zuvor -0,6% auf -0,8%. Die Daten enttäuschten. Die US-Arbeitslosenerstanträge sanken in der aktuellen Berichtswoche von zuvor 392.000 auf 369.000.
Der „Chicgao Fed National Activity Index legte per September von zuvor -1,17 (revidiert von -0,87) auf 0,00 Punkte massiv zu. Der US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter verzeichnete per September einen Anstieg im Monatsvergleich um 9,9% (Prognose 7,1%) nach zuvor -13,1%. Hinsichtlich des Umfangs des heutigen Reports verzichten wir auf weitere Kommentierung der einzelnen Konjunkturdaten.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2780 – 1.2810 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
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