Nicht nur die Aktienmärkte haben von den jüngsten Spekulationen um sinkende Leitzinsen profitiert, sondern auch der Goldpreis. Genau wie die Aktienindizes konnte auch das Edelmetall prozentual zweistellig hinzugewinnen. Konkret ging es vom Oktobertief bis zum gestrigen Tageshoch um 13,43 % nach oben.
Und ähnlich wie die Aktienmärkte, hat auch das Edelmetall über die Sommermonate bis Herbst korrigiert (rote Trendkanäle). Aus heutiger Sicht entpuppte sich diese Abwärtsbewegung als trendbestätigende Konsolidierung, sowohl aus Sicht der klassischen Charttechnik als auch der Elliott-Wellen-Theorie. Danach kann man den Rücksetzer als typische ABC-Korrektur zählen (rote Buchstaben). Und so könnte sich nun ein neuer 5-gliedriger Aufwärtstrend anschließen, wie er auch vor der ABC-Korrektur stattgefunden hat (grüne Ziffern).
Das langfristige Szenario nimmt weiter Form an
Diese Entwicklung passt auch wunderbar zu meinem langfristigen Szenario, über das ich zuletzt am 12. Mai berichtet hatte (siehe „Gold im Höhenflug - mit der Saisonalität auf neue Rekordstände?“). Demnach sollte sich der Goldpreis seit dem Tief vom Oktober 2022, das eine große ABC-Korrektur beendete (rote Buchstaben im folgenden Chart), in der finalen Welle 5 eines großen Aufwärtszyklus befinden (grüne Ziffern).
Damals hatte ich mich noch verwundert gezeigt, dass der Goldpreis im Umfeld stark steigender (Leit-)Zinsen überhaupt soweit steigen konnte. Allerdings verwies ich auf die Probleme bei einigen US-Banken als Kurstreiber. Damit hatten einige Anleger wieder Grund, am Finanzsystem zu zweifeln. Und in einem solchen Fall wird Gold gerne als sicherer Hafen gesucht.
Doch ich schrieb dazu: „Sollte sich die Lage in den USA entspannen und das Vertrauen in das Finanzsystem zurückkehren, ist es zweifelhaft, ob dem Goldpreis im Umfeld der aktuellen Geldpolitik mit deutlich höheren (Leit-)Zinsen und einer kontinuierlich nachlassenden Inflation ein nachhaltiger Kursanstieg gelingen kann.“ Und tatsächlich – als sich diese Probleme wenig später auflösten, entfalteten die steigenden Leitzinsen mit der anschließenden mehrmonatigen Abwärtsbewegung des Goldpreises doch ihre Wirkung.
Und so macht die Kursentwicklung des Edelmetalls für mich inzwischen wieder deutlich mehr Sinn. Zumal die aktuellen Kursgewinne mit den Spekulationen auf sinkende (Leit-)Zinsen begründet werden können.
Mit der Aussicht auf sinkende Zinsen auf neue Rekordhochs?
Und da es mit hoher Wahrscheinlichkeit im kommenden Jahr auch tatsächlich zu Zinssenkungen durch die Notenbanken kommen wird, besteht in diesem Umfeld durchaus die Chance, dass Gold auf neue Rekordstände steigen kann und sich mein langfristiges Szenario somit erfüllt.
Dabei spielt kaum eine Rolle, ob der Markt mit seiner aktuellen Erwartung Recht behält, dass erste Zinsschritte bereits in der ersten Jahreshälfte erfolgen und die Leitzinsen bis Ende 2024 insgesamt um 100 Basispunkte gesenkt werden, oder es womöglich erst später nur zu zwei Zinssenkungen kommt. Dieser Unterschied wird sich wahrscheinlich lediglich auf das Tempo des Goldpreisanstiegs auswirken.
Man kann also derzeit auf steigende Kurse beim Goldpreis setzen. Das bullishe Szenario wird erst in Frage gestellt, wenn das Tief der ABC-Korrektur bzw. deren Welle C von Anfang Oktober bei 1.810,10 USD unterschritten wird. Vorsichtig sollte man allerdings bereits werden, wenn die Kurse unter das Tief der Welle 2 des aktuellen Aufwärtstrends vom 13. November bei 1.931,52 USD tauchen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus