Auf blühende Landschaften mit üppigen Kursgewinnen bei Cannabis-Firmen haben sich viele Anleger gefreut, als Kanada im vergangenen Jahr beschloss, Hanf komplett zu legalisieren. Dennoch konnte diese Freigabe den Aktien der Branche nur einen kurzfristigen Schub gegeben, anschließend stürzten sie ab und die Branchenindizes verloren 30 Prozent und mehr. Wird 2020 wieder ein besseres Jahr für die Titel?
An die ersten Monate des Jahres 2018 erinnern sich viele Cannabis-Anleger gerne. Der Kursanstieg vieler Cannabis-Aktien erinnerten an den Bitcoin-Hype aus dem Vorjahr mit Kursgewinnen von mehreren 100 oder gar 1000 Prozent. An prominenten Gesichtern mangelt es der Branche ebenfalls nicht. Der ehemalige Box-Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson hat bei Cannabis seine berufliche Heimat gefunden und plant eine Cannabis-Plantage, sogar ein Cannabis-Hotel. An der Börse war der Rausch jedoch nach kurzer Zeit beendet.
Bereits seit Herbst 2018 ging es deutlich nach unten. Einer der größten Titel in der Branche Aurora Cannabis (TSX:ACB) ist von knapp 10 auf nun zeitweise unter 2 Dollar gefallen. Das hat zahlreiche Gründe. Die Legalisierung von Cannabis schreitet zwar weltweit voran, aber nur schleppend. In den USA sind zwar viele Staaten dem Beispiel von Colorado gefolgt und haben den Gebrauch von Cannabis legalisiert. So auch der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien. Doch trotz der 33 Staaten, die Cannabis inzwischen legalisiert haben, hat die Branche ein Problem. Denn auf Bundesebene steht dieser Schritt noch aus.
Gesundheitsmarkt ist attraktiv
Und dort wo es legal ist, haben die Produzenten teilweise Absatzprobleme. Kurioserweise bleiben viele Käufer aufgrund der hohen Besteuerung lieber auf dem illegalen Schwarzmarkt, der sich über Jahrzehnte etablieren konnte. Aufgrund dieser Entwicklungen sieht das Brokerhaus ActivTrades einen anderen Teil des Cannabis-Marktes als aussichtsreicher an. „Cannabis ist vor allem für medizinische Anwendungen ein interessanter Markt“, erklärt Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim britischen Broker ActivTrades. „Die Anwendungen werden immer umfangreicher und in zahlreichen Ländern werden sie bereits stark nachgefragt“, ergänzt de Casa.
Die Krise bietet auch Chancen
Bei vielen Unternehmen drücken außerdem die Schulden auf die Stimmung. So auch bei einem großen Unternehmen der Branche: Aurora-Cannabis. Ein Analyst hatte die Aktie im Dezember sogar mit einem Kursziel von null Euro ausgerufen, also Bankrott. Bei so viel Pessimismus und dem niedrigen Kursniveau ist das Chance/Risiko-Verhältnis deutlich besser als vor einigen Monaten, auch wenn die Probleme der Branche offensichtlich sind. Diese Meinung hatten wohl auch zahlreiche Anleger in diesem Jahr und haben dem Titel ein vorsichtiges Comeback ermöglicht.
Aufgrund der Risiken des Sektors sollten Anleger aber besser breit gestreut über mehrere Titel investieren, um das Risiko zu senken. Eine Möglichkeit ist über ein sogenanntes CopyPortfolio, das der Social Tradinganbieter eToro anbietet. Das ist ein Indexinvestment in die führenden medizinischen Cannabis-Titel. Eine Alternative bietet die Bank Vontobel mit ihrem Indexzertifikat VE21CB „North America Cannabis Select“, das die zehn größten Aktien der Branche umfasst.