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Goldexplorationen rückläufig – Produzenten in der Zwickmühle

Veröffentlicht am 26.03.2019, 09:51
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am 26. März 2019

Der Goldpreis geht zurück, Produzenten übernehmen Mitbewerber, anstatt zu explorieren und die Anleger pochen auf Wirtschaftlichkeit – die Goldbranche erlebt turbulente Zeiten. Die Deutsche Welle befragte Analysten nach den Hintergründen der stagnierenden Neuerkundung von Lagerstätten und den Mechanismen, die sich darin äußern. Geht der Welt wahrhaftig das Gold aus?

Schon seit zwei Jahren wird in der Edelmetallbranche darüber spekuliert, ob die Goldvorräte der Erde sich dem Ende zuneigen könnten. Während die Goldproduktion weltweit neue Höhepunkte erreicht, mehrt sich unter Experten die Befürchtung, dass zwischenzeitlich alle wichtigen Goldvorkommen der Welt exploriert sein dürften. Was würde dieses Szenario für Freunde des Edelmetalls, Investoren und folgerichtig nicht zuletzt für die fördernden Unternehmen bedeuten?

Trotz maximaler Kapazität: Goldproduktion rückläufig

Branchenkenner und Protagonisten wie Ian Telfer, Vorstandsvorsitzender des kanadischen Goldproduzenten Goldcorp (NYSE:GG) schätzen, dass die Goldproduktion ausgehend vom aktuellen Stand erlahmen wird. Dafür sprechen Erfahrungswerte. Es ist bekannt, dass die Goldproduktion derzeit ihre maximale Kapazität erreicht hat. Schon mehrfach kam es zyklisch in der Vergangenheit nach einem solchen Produktionshöchststand zu signifikanten Rückgängen. Diesmal liegt die Situation indes etwas anders als zuvor: Konnten sich Minderungen früher durch die Erschließung neuer Quellen wieder ausgleichen, sieht es derzeit so aus, als gebe es keine unbekannten großen Lagerstätten mehr zu entdecken. Matthew Miller, Analyst bei der New Yorker Investmentberatung CFRA Research, äußerte gegenüber der Deutschen Welle, dass die Goldproduzenten trotzdem weiterhin bemüht seien, ihre Reserven analog zu ihrer Produktion zu vergrößern.

Die Suche nach Weltklasse-Lagerstätten

In den vergangenen drei Jahren sind die Neuentdeckungen von Goldvorkommen weltweit deutlich seltener geworden. Dies obwohl, wie die Zahlen der Londoner Lobbyorganisation World Gold Council beweisen, nachweislich mehr Geld in Exploration investiert worden ist. Die Goldlagerstätten, die entdeckt wurden, versetzen Experten allerdings nur in mäßige Begeisterung. Um als „Weltklasse“-Lagerstätte zu gelten, wären hochgradige Vorkommen mit mehr als fünf Millionen Unzen Reserven gefordert, die rentabel durch Minen erschlossen werden und 250.000 Unzen Gold produzieren könnten. Derartige Minen machen aktuell gut die Hälfte der weltweiten Produktion aus. Der Mangel an zukünftigen Entdeckungen in dieser Größenordnung wird sich nach Ansicht der Experten auf die weitere Goldproduktion auswirken.

Erz „light“

Verschärfend kommt hinzu, dass die Menge an Gold, die aus neu entdeckten Lagerstätten pro Tonne Erz gewonnen werden kann, ebenfalls rückläufig zu sein scheint. Das Edelmetall-Beratungsunternehmen Metal Focus stellt die Durchschnittswerte der frühen siebziger Jahre aktuellen Zahlen gegenüber. Das vielsagende Ergebnis: Der Goldgehalt sank von 10 Gramm pro Tonne in den vergangenen Jahrzehnten auf heute nur noch 1,4 Gramm pro Tonne.

Neue Allianzen: Fusionen und Joint Ventures

Zugleich hat die Goldbranche in der jüngsten Vergangenheit eine beispiellose Fusionswelle erlebt. Die Unternehmen setzen die Zusammenlegung von Konzernen als Strategie zur Bekämpfung geringer Erträge und gegen sinkende Reserven ein. So fanden sich in der vergangenen Woche die beiden größten Gold-Bergbauunternehmen, Barrick Gold (NYSE:GOLD) und Newmont Mining, zu einem Joint Venture zusammen. Im Zuge dieser Übereinkunft wurde das vorangehende Angebot von Barrick zum Kauf von Newmont – ein Deal im Wert von fast 18 Milliarden Dollar – zurückgezogen. Anfang des Jahres hatte Barrick bereits den Konzern Randgold Resources (LON:RRS) übernommen. Das kostete Barrick 6,1 Milliarden USD, während Newmont zum Preis von 10 Milliarden USD den Mitbewerber Goldcorp übernahm.

Kaufen statt schürfen

John Ing, Bergbau-Analyst beim Anlageberater Maison Placements Canada, merkte gegenüber der Deutschen Welle an, dass es für die Goldkonzerne aktuell rentabler sei, an der Börse Gold zu kaufen als selbst welches zu fördern. Der Wertpapieranalyst Ryan Hanley von der Laurentian Bank prognostiziert, dass sich solche Konsolidierungen künftig fortsetzen werden, da sie den Unternehmen zur Komplettierung ihrer Projektpipelines dienen. Zusammenschlüsse und Einkauf seien demnach ein erheblich effizienterer Weg, um Reserven aufzufüllen, als selbst neue Lagerstätten zu explorieren und Minen einzurichten. Wie es um die Exploration steht, zeigen zudem die Budgets, die für die Suche nach neuen Lagerstätten aufgewendet werden. Waren dies im Jahr 2012 weltweit noch etwa 21 Milliarden USD, haben sich die Aufwendungen 2018 praktisch halbiert und lagen bei 10,1 Milliarden USD. Im vergangenen Jahr wurde die Hälfte der Explorationsbudgets in Goldprojekte umgesetzt. Australien, Kanada und die Vereinigten Staaten stellen derzeit 40% der weltweiten Ausgaben in die Lagerstätten-Erkundung.

Explorationen als Preisfrage

Während die Goldreserven sich verkleinern, wird es für die Unternehmen zunehmend schwierig, neue Vorkommen aufzuspüren. Die Analysten verorten einen Grund für die Zwangslage der Goldminenbetreiber in den niedrigen Goldpreisen und betonen, dass die – physischen – Goldreserven der Welt keineswegs erschöpft seien. John Ing sieht wohl aber eine direkte Relation zwischen dem Goldpreis und Goldfunden. Der Mangel an verfügbarem Gold würde sich über dessen niedrigen Preis erklären: Das Edelmetall sei vorhanden, aber momentan zu billig, um es effizient zu fördern oder danach zu suchen.

Billiges Gold fördert Produktionsrückgang

Stiege der Goldpreis, so Ing, auf 2.000 USD pro Unze, würde das Explorationen ankurbeln und in der Folge würden neue Lagerstätten aufgetan. Davon ist der Goldpreis gegenwärtig aber weit entfernt – die aktuellen Kurse liegen bei etwa 1.300 USD pro Unze; ein Preisniveau weit unterhalb der 1.800 USD pro Unze, die das Gold noch 2011/2012 einbrachte. Die Analysten gehen davon aus, dass der Goldpreis bei mindestens 1.500 USD pro Unze liegen müsse, um weiterhin das aktuelle Produktionsniveau aufrecht zu erhalten. Je mehr die Goldpreise ergo sinken, desto mehr sind die Goldproduzenten auf Einsparungen bedacht, denn die Anleger interessierten sich eher für finanzielle Kennzahlen wie den Cashflow und weniger für den produktiven Output der Minen. Für die Minenbetreiber ist es folgerichtig keine Option mehr, die Produktion um jeden Preis zu steigern.

Goldsuche an neuen Orten

Die Experten gehen davon aus, dass der Goldpreis langfristig wieder anziehen wird, da die Branche sich um Expansion bemüht. Ing merkt an, dass die Explorationen sich künftig auf andere Zielgebiete konzentrieren müssten, nachdem die ergiebigsten bekannten Lagerstätten schon ausgebeutet seien. Ecuador und andere Länder in Lateinamerika oder Afrika seien diesbezüglich einen näheren Blick wert. In Kombination mit technologischem Fortschritt sollten höhere Preise dazu führen, dass die Erzeuger nach neuen, auch ungewöhnlichen Lagerstätten suchen – zum Beispiel am Meeresgrund oder im Weltraum, auf Asteroiden.

Kaum betroffen: Gold für Schmuckhändler

Nach Ansicht des World Gold Council wird die Nachfrage nach Gold für Schmuck innerhalb der nächsten dreißig Jahre, bei zu erwartendem Wohlstandswachstum in der Welt, deutlich ansteigen. Die Käufer von Goldschmuck indes, namentlich die in Wachstumsmärkten wie Indien und China, werden den Rückgang der Goldproduktion auch längerfristig noch nicht zu spüren bekommen. Das aus Minen zugelieferte Gold sei nur ein Bruchteil des insgesamt verfügbaren Goldes. Weltweit werden jährlich 3.000 Tonnen Gold produziert, während die Gesamtheit allen in Minen abgebauten Goldes bei 190.000 Tonnen läge. Zukünftig wird mehr Gold recycelt als gefördert werden, betonte Matthew Miller von CFRA Research.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf miningscout.de

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