Die Inflation dürfte zwar ihren Zenit überschritten haben, doch sorgt sie nach wie vor nicht nur für Verunsicherung, sie vernichtet auch weiterhin Kaufkraft. An Aktien führt daher kein Weg vorbei – und dies gilt sowohl für Substanz- wie auch Wachstumswerte.
2022 wird als Jahr der Teuerung in die Geschichte eingehen. Nachträglich sorgt ein statistischer Effekt nun für ein wenig Entspannung. Der Verbraucherpreisindex wird nun turnusgemäß an einem neuen Basisjahr gemessen. Der Wechsel vom Jahr 2015 auf das Jahr 2020 sorgt dafür, dass die Jahresinflationsrate 2022 laut Statistischem Bundesamt statt bei 7,9 bei 6,9 Prozent liegt. Doch auch unabhängig von dieser mathematischen Besonderheit nimmt die Teuerung ab. Im Januar zog sie im Vergleich zum Vormonat nur noch um ein Prozent an. Für 2023 werden im Euroraum noch 5,6 Prozent Inflation erwartet. Von einer wirklichen Entspannung kann aber keine Rede sein – vor für Anleger bleibt die Lage weiterhin herausfordernd.
Substanzwerte gegen Kaufkraftverlust
Der Grund liegt in den realen Renditen, die derzeit risikolos möglich sind. Zwar sind im europäischen Ausland auch dank findiger Zinsportale aus Deutschland relativ unkompliziert 2,6 Prozent Zinsen für sechs Monate Festgeld zu holen, doch bleibt entscheidend, was unterm Strich rauskommt. Zieht man die erwartete Teuerung von knapp 6 Prozent ab, müssen Sparer einen kräftigen Kaufkraftverlust hinnehmen. Tages- und Festgeldkonten sind daher aktuell bestenfalls dazu geeignet, um kurzfristig Liquidität zu parken. Wer Kaufkraft erhalten will, muss sich mehr einfallen lassen.
Ein in Zeiten hoher Inflation verlässlicher Quell für Rendite war in den vergangenen Jahrzehnten der Aktienmarkt – und daran wird sich auch künftig nichts ändern, wenngleich Anleger ganz genau hinschauen müssen. Während die Inflation Aktien auf der kurzfristigen Zeitebene durchaus unter Druck bringen kann, spielen gerade Titel mit einem hohen inneren Wert sowie stabilen Cashflows gepaart mit Geschäftsmodellen, die eine gewisse Preissetzungsmacht mit sich bringen, ihre Stärken aus. Während 2022 selbst solide Cashflow-Garanten an der Börse unter Druck kamen, erhalten diese Titel inzwischen mehr Zuspruch – sie spielen ihre Stärken auf der Langstrecke aus.
Wachstumswerte nicht restlos abschreiben
Angesichts der Tatsache, dass die Teuerung auch 2023 auf einem hohen Niveau verharren wird, sollten Anleger bei hochwertigen Value-Titeln am Ball bleiben und auf diese Weise Vermögen erhalten. Doch auch Wachstumswerte könnten in diesem Jahr wieder an Bedeutung gewinnen. Zwar gelten Wachstumswerte in Zeiten hoher Inflation als benachteiligt, da sie ihre Potenziale in der Regel erst in der Zukunft ausschöpfen, doch sind die Grenzen fließend. Aktuell sinkt die Inflation bereits und es besteht zumindest ein wenig Hoffnung, dass die Notenbanken ihre Zinswende in absehbarer Zeit pausieren. Für Wachstumswerte ist ein Ende der Zinserhöhungen ein positives Signal, da Finanzierungskosten dann konstant bleiben. Selbst die Hoffnung auf sinkende Zinsen ist dann an der Börse nicht mehr weit.
Da es im Wachstumswerte-Segment aktuell zahlreiche Titel gibt, die angesichts von Energie- und Mobilitätswende, Regionalisierung und Digitalisierung großes Potenzial haben und zudem große Volkswirtschaften bereits wieder mir prallen Fördertöpfen locken, sollten Anleger 2023 unter gewissen Umständen auch Wachstumswerte nicht außer Acht lassen. Die solide Bank, um der Teuerung ein Schnippchen zu schlagen, bleiben aber Substanzwerte. Die deutlich spekulativeren Wachstumstitel könnten im Jahresverlauf wieder interessanter werden. Bis dahin sollte die Inflation weiter gesunken sein und auch die Rahmenbedingungen für den Welthandel sich normalisiert haben.
Gewinne mit Aktien? Die Inflation entscheidet!
Wer heute Sparen oder Vermögen klug mehren will, muss die aktuellen Inflationsdaten in allen wichtigen Weltregionen in den kommenden Monaten unbedingt im Blick haben. Wie sich die Teuerung entwickelt, entscheidet auch maßgeblich darüber, ob 2023 ausschließlich Substanzwerte oder auch Wachstumstitel Erfolg versprechen. Auch wenn die Inflation ihren Zenit überschritten haben dürfte, bleibt sie doch der für Investoren entscheidende Faktor für 2023. An Aktien führt aber so oder so kein Weg vorbei.
ÜBER DEN AUTOR
Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der V.M.Z. Vermögensgesellschaft mbH in Köln. Der mehrfach von Fach- und Publikumsmedien ausgezeichnete Börsenfachmann zählt zu den erfahrensten und renommiertesten Finanzexperten in Deutschland. Herr Zschaber ist unter anderem regelmäßiger Kolumnist für die WirtschaftsWoche Online und steht dem Nachrichtensender n-tv seit nunmehr 24 Jahren regelmäßig als Börsenexperte Rede und Antwort, wenn es darum geht, die Aussichten an den globalen Kapitalmärkten einzuschätzen.
ÜBER das Unternehmen
Die V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH ist seit ihrer Gründung vor fast drei Jahrzehnten auf das Segment der aktiven Vermögensverwaltung sowohl für Privatanleger als auch institutionelle Kunden spezialisiert und bietet diese unabhängig, hochprofessionell und langfristig orientiert an. Seit dem Jahr 1998 besitzt das Haus die Lizenz nach § 32 KWG (Kreditwesengesetz) und seit 2021 nach der erweiterten EU-Richtlinie auch die Lizenz nach dem WpIG (Wertpapierinstitutsgesetz). Dies bedeutet: Die V.M.Z. unterliegt der Aufsicht und Kontrolle der Deutschen Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Als bankenunabhängiges Unternehmen und gemeinsam mit dem angeschlossenen Institut für Kapitalmarktanalyse ist das Haus sehr fundamental orientiert und hat umfangreiche hauseigene Research-Prozesse entwickelt, die für die eigenen Vermögens-verwaltungskonzepte genutzt werden.
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