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Haben Banken wirklich etwas von dem Brexit zu befürchten?

Veröffentlicht am 18.09.2017, 16:19
Aktualisiert 02.09.2020, 08:05

Von James Martin aus dem Englischen übersetzt.

Als sich die für den 25. September angesetzte, vierte Runde der Brexit-Verhandlungen nähert, nehmen die Klagen aus dem Finanzsektor wegen des mangelnden Fortschritts zu. Das ergibt Sinn. Bis Großbritannien und die Europäische Union ihre Handelsabkommen unter Dach und Fach gebracht haben, können die Banken keine Strategien für ihre eigenen multinationalen Geschäfte formen.

Die Kurse von Bankaktien und die öffentliche Meinung zur Bedeutung von London als Finanzzentrum zeigen klar, dass es sich zum Großteil um politisches "Getöse" handelt. Wie wir sehen werden, werden die politischen Entscheidungen zum künftigen Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU kaum —wenn überhaupt—irgendeinen ernsthaften Einfluss auf den Banksektor haben. Wir kommen zu dem Schluss, dass die Investoren ihre Zeit besser nutzen, wenn sie andere Themen im Auge behalten.

Brexit: Die Unterhändler zanken sich weiter

Die EU-Unterhändler haben darauf bestanden, dass bevor die Gespräche zu den Handelsbeziehungen überhaupt beginnen können, wichtige Themen wie die Rechte von EU-Bürgern, die Abschlagszahlung Großbritanniens beim Austritt und die Grenze mit Irland erledigt sein müssen.

Allerdings konnten die Unterhändler zum Ausgang der dritten Verhandlungsrunde Ende August sich noch nicht einmal darauf einigen, ob es Fortschritte gegeben hatte.

“Wir haben keine entschiedenen Fortschritte bei den wichtigsten Verhandlungspunkten erreicht." sagte der europäische Chefunterhändler Michel Barnier am Ende der letzten Verhandlungsrunde. Er gab allerdings zu, dass die Diskussionen zur Grenze mit Irland "Früchte tragen".

Im Gegensatz dazu hat sein britisches Gegenüber David Davis, Staatssekretär für den Austritt aus der Europäischen Union versichert, dass beide Seiten "konkrete Fortschritte" erzielt hätten.

Die offenkundig verschiedenen Beurteilungen lassen einen wundern, ob Barnier und Davis tatsächlich an den gleichen Gesprächen teilnahmen, als sie die Bedingungen für den britischen Austritt aus der EU verhandelten, was die Bank in einem permanenten Zustand der Unsicherheit lässt, bevor sie ihre Brexit-Strategien ausarbeiten können.

Banken im strategischen Limbo

“Angesichts der mangelnden Klarheit über die künftige Beziehung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich, müssen die Marktteilnehmer wichtige Entscheidungen in einem Umfeld von erheblicher Unsicherheit treffen." warnte die Association for Financial Markets in Europe (AFME) in einem neuen Report. Die Organisation sieht sich selbst als "Stimme der europäischen Großfinanz" sieht.

Zusammen mit UK Finance, die fast 300 der führenden Unternehmen im Bereich Finanzen, Banken, Märkte und Zahlungsabwicklung in oder aus Großbritannien repräsentiert, hat AFME ein gemeinsames Papier herausgegeben, das Anregungen für die Behörden auf der Insel und der EU enthält, wie sie mit den Problemen durch den Brexit umgehen sollten.

“Die Durchsetzbarkeit von grenzüberschreitenden Verträgen nach dem Brexit muss sofort von allen Beteiligten adressiert werden, um schädliche Folgen für Kunden auf beiden Seiten des Ärmelkanals abzuwenden." sagte UK Finance CEO Steven Jones.

“Dieses Problem ist weitreichend und nicht auf Banken begrenzt. Es betrifft grenzüberschreitende Produkte und Dienstleistungen bezüglich der Zahlungsabwicklung, der Versicherung und auch von Investmentmanagementdiensten.” fügte er hinzu.

“Geschätzte 1,3 Billionen Euro an in Großbritannien beheimateten Bankassets hängen von der grenzüberschreitenden Bereitstellung von Finanzprodukten und -dienstleistungen ab - viele von denen Exportunternehmen in der EU unterstützen, die ein wichtiger Wachstumsfaktor sind." erklärte AFME Chef Simon Lewis.

Beide Experten deuten an, dass eine Klarstellung in diesen Gebieten "kritisch" sei.

Der Knackpunkt des Problems ist genau diese “Unsicherheit von Verträgen”, wobei den globalen Banken die Details Fehlen, was sie tun müssen, um ihre Geschäfte weiter wie bisher führen zu können, sollte dies überhaupt mögliche sein.

Während die Schlagzeilen voll sind mit Geschichten über Banken, die Notfallpläne ausarbeiten, die unter anderem die Verlegung einiger Angestellter nach Frankfurt oder Dublin vorsehen, so haben einem Report vom Anfang des Monats weniger 10 der ungefähr 40 Banken, die EU-Geschäft von London aus betreiben, eine Lizenz zum Bankbetrieb in dem Wirtschaftsraum nach dem EU-Austritt Großbritanniens beantragt.

Unter den 40 Finanzinstituten, die in der EU Geschäfte treiben und in London angesiedelt sind, gibt es britische Kreditinstitute und US-Investmentbanken, zusammen mit kleineren Firmen aus Asien und dem Nahen Osten, so Sabine Lautenschläger, Vizechefin bei der Europäischen Zentralbank in Abteilung Bankenaufsicht.

In einigen Fällen wie Barclays (LON:BARC), Citigroup (NYSE:C), HSBC (NYSE:HSBC), JPMorgan (NYSE:JPM) und State Street (NYSE:STT) sind die Tochterunternehmen selbst schon groß genug, um von der EZB überwacht zu werden, womit allerdings die Frage bleibt, was genau für eine Erlaubnis, wenn überhaupt eine, sie benötigen, wenn sie ihre Geschäftstätigkeit auf dem Kontinent ausbauen wollen.

Unter den britischen Banken hat Barclays Pläne angekündigt, für seine irische Niederlassung eine erweiterte Banklizenz beantragen zu wollen, während die Royal Bank of Scotland (DE:RBS) Berichten nach mit niederländischen Aufsichtsbehörden über die Verlegung einiger Angestellter und Geschäfte in die schon bestehende Niederlassung in dem Land führt. Lloyds (DE:LLOY) und Standard Chartered (F:STAN) (LON:STAN) haben angedeutet, bis vor Jahresende eventuell noch förmlich eine erweiterte Lizenz zu beantragen.

Obwohl die Verhandlungsfrist für den Brexit erst im März 2019 kommt, muss man bedenken, dass die Beantragung einer Bankenlizenz bei der nationalen Bankenaufsicht eines EU-Staats und bei der EZB sechs bis zwölf Monate dauern kann, oder sogar länger sollten sich die Nachfragen häufen.

Die vierte Runde der Verhandlungen zwischen EU und dem Vereinigten Königreich war um eine Wochen verhoben worden und wird nun wegen einer Rede der britischen Premierministerin Theresa May am 25. September beginnen.

Einem Sprecher von May zufolge, wird die Premierministerin am 22. September in Florenz auftreten, um die von ihre gewünschten Beziehungen mit der EU nach Verlassen des Blocks darzulegen, was den Rahmen für die anschließenden Diskussionen setzen soll.

Die fünfte Verhandlungsrunde soll am 9. Oktober kommen, nur 10 Tage nach einem zweitägigen EU-Gipfel.

Ende August gab es Berichte, dass französische Diplomaten mit der harten Haltung der EU-Unterhändler gebrochen hätten und in Richtung einer Aufnahme von Handelsgesprächen womöglich schon im Oktober gedrängt hätten.

In diesem Licht könnte der anstehende EU-Gipfel als Ausgangspunkt für die Politiker der Region dienen, ihre Positionen zu dem Thema zu überdenken, obwohl die Skeptiker unter den Beobachtern den derzeitigen Mangel an Fortschritt hervorheben und nahelegen, dass der folgende EU-Gipfel Mitte Dezember ein wahrscheinlicherer Zeitpunkt für die Aufnahme ernsthafter Gespräche sein dürfte.

London bleibt globales Finanzzentrum, Bankaktien ohne Malus

All dies hat bisher kaum Londons Status als das größte Finanzzentrum der Welt rütteln können oder Bankaktien generell in Mitleidenschaft gezogen.

In Z/Yens 22. Auflage von Rankings der Finanzzentren auf aller Welt, bekannt als GFCI 22, hält London weiterhin die Spitzenposition gegenüber 107 Wettbewerbern.

GFCI Rankings

“Interessanterweise hat London trotz der andauernden Verhandlungen zum Brexit gerade mal zwei Punkte eingebüßt, was der kleinste Rückgang unter den zehn führenden Plätzen war.” stellten die Autoren fest.

Verglichen damit fiel New York um 24 Punkte, den Z/Yen damit erklärte, dass “er vermutlich auf Ängste über die US-Handelspolitik” zurückzuführen sei.

Finanzzentren auf dem Kontinent weiter volatil:

“Die Einschätzung der Finanzzentren Europas schwankt weiter stark, da man spekuliert, wer von dem Abgang Londons aus der EU am meisten profitieren könnte.”

“Allerdings ging es der Mehrzahl der Finanzzentren in der Region besser, wobei Stockholm, Kopenhagen und Wien besonders gut abschnitten.” schlossen die Autoren.

Die Aktienkurse britischer und europäischer Banken blieben von dem Brexit-Referendum vom 23. Juni 2016 unbeschadet.

Wie man im Vergleichschart unten sehen kann, die größten Banken nach Bilanzsumme in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien haben sich alle trotz angeblicher Sorgen über die künftigen Regeln erheblich nach oben entwickelt.

Banken seit dem Brexit

Die Aktie der britischen Bank HSBC (LON:HSBA) zum Beispiel ist seit dem Referendum um fast 43% gestiegen, während die französische BNP Paribas (PA:BNPP) 38% teurer ist und die spanische Banco Santander (MC:SAN) sich eines Kurspluses von 35% erfreuen kann. Sogar die Deutsche Bank (DE:DBKGn), wegen Sorgen über ihren Turnaround-Plan unter die Räder kam, hat in dem Zeitraum immer noch ein kleines Plus von 3% erzielen können.

Der GFCI 22 und die oben als Beispiele angeführten Aktienkurse der größten Banken zeigen, dass die vorherrschende Meinung kaum von Sorgen über die Details einer irgendwann kommenden Einigung zwischen Großbritannien und der EU beeinflusst ist.

Zweifellos werden die Finanzinstitute mit einiger “Unsicherheit von Verträgen” zurechtkommen müssen, während sie darauf warten, dass die Unterhändler ihre Differenzen ausräumen und die künftigen Rahmenbedingungen bestimmen. Es ist wenig überraschend, dass JPMorgan (NYSE:JPM), Morgan Stanley (NYSE:MS), Citigroup (NYSE:C) und Goldman Sachs (NYSE:GS) sich bemühen, ihren Status von vor der Brexit-Abstimmung zu behalten und alle für die Kampagne für einen Verbleib in der EU gespendet hatten.

Für Investoren ist die zugrundeliegende Frage, wie sich der Gesamteffekt in den Büchern der Banken niederschlagen wird. Zugegeben, die Kosten einer Neuorganisation könnten die Gewinne schmälern, aber es ist derzeit unmöglich das genau zu berechnen.

In der Tat ist London nicht gerade der günstigste Platz auf der Welt um Geschäfte zu treiben und die Banken könnten von einer Umsiedlung an weniger kostspielige Standorte profitieren. "Langfristig könnten die US-Banken angesichts der hohen Kosten in London gewinnen" sagte ein Analyst von CLSA der Financial Times schon im Juli2016, nur kurze Zeit nachdem die Briten für den Austritt gestimmt hatten.

Es gibt viel zu viele "eigennützige" Kommentare bezüglich der Folgen abhängig vom Ausgang der Verhandlungen, um auch nur abschätzen zu können, wie ein solcher Ausgang die Gewinn der Banken beeinflussen könnte. Im Allgemeinen kämpfen diese dafür, den Status Quo so weit wie möglich beizubehalten.

Was man im Hinterkopf behalten sollte ist dies, die Verunsicherung durch den Brexit ist nicht der einzige Faktor, der in Erwägung gezogen werden sollte. Der Finanzchef von Citigroup John Gerspach hat jüngst gewarnt, dass das Geschäft im dritten Quartal 15% unter dem Vorjahr liegt, als die Volatilität von Reaktionen auf den Brexit und die Wahlen in den USA nach oben getrieben wurde.

In anderen Worten externe Faktoren haben schon jetzt das Handelsergebnis im Jahresvergleich. Und das hat absolut nichts mit den Verhandlungen zum Brexit zu tun.

Die Banken werden zweifellos ihre Geschäftsmodelle anpassen müssen, wie auch immer die Brexit-Verhandlungen ausgehen. Bis die Brexit-Unterhändler allerdings entschieden haben sind Versuche, die Folgen auf die Bankengewinne vorhersagen zu wollen, Kaffeesatzleserei.

Dazu kommt, dass Finanzinstitute eine unglaubliche Fähigkeit haben, Schlupflöcher in Regulierungen zu entdecken, die es ihnen ermöglichen, ihre Geschäftsmodelle umzusetzen.

Zum jetzigen Zeitpunkt hat die EZB schon jetzt ihre Sorgen im Hinblick auf das Thema hervorgehoben. Banken können derzeit die Aufsicht durch die Zentralbank umgehen, indem sie in einem EU-Mitgliedsstaat bei der nationalen Aufsichtsbehörde eine Lizenz als Broker beantragen, anstelle einer Banklizenz.

Während sie dann keine Kundengelder annehmen oder Kredite ausgeben können, so können sie weiterhin Geschäfte mit Wertpapieren betreiben.

Kurz gesagt, könnte den Brexit-Unterhändlern die Zeit davonlaufen, aber die Finanzfirmen werden wahrscheinlich mit dem Ergebnis - wie auch immer diese aussehen mag - arrangieren können. Geht man von den Bankkursen seit dem Referendum aus, könnte man sagen die Sorgen sind vernachlässigbar.

Die Investoren sollten sich eher über die Folgen der Absichten der Zentralbanken kümmern, die extrem lockere Geldpolitik zu beenden und deren Auswirkungen auf die Gewinne der Banken, anstelle sich um unberechenbare Folgen von noch nicht getroffenen politischen Entscheidungen zu sorgen.

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