Jedes Mal wenn Anteile des einstmals geschätzten aber mittlerweile bedrängten Konglomerats General Electric (NYSE:GE) einen Boden zu finden scheinen, lässt das Management eine weitere Hiobsbotschaft platzen. Der jüngste Quartalsbericht, der am Dienstag, dem 30. Oktober erschien, enthielt noch mehr schlechte Nachrichten und zerschlug jegliche Hoffnungen auf eine baldige Besserung.
Das Unternehmen verfehlte sowohl beim GpA und beim Umsatz die Erwartungen. Nur Tage später, am 2. November, strich GE seine einstmals verlässliche Dividende auf einen symbolischen Cent die Aktie zusammen. Es gab zudem bekannt, dass es sein problembehaftetes Kraftwerksgeschäft in zwei Einheiten aufspalten werde, um schneller operative Verbesserungen zu erreichen. Seitdem hat der Kursrutsch sich beschleunigt. Gestern beendete die Aktie den Handel zu 9,28 USD, ihrem niedrigsten Kurs seit fast einem Jahrzehnt.
Regulatorische Überprüfung; Kein Ausblick aufs Gesamtjahr
Die jüngste Wendung in dem anscheinend endlosen Kampf des Unternehmens: GE enthüllte während seiner Analystenkonferenz, dass die US-Börsenaufsicht, die Securities and Exchange Commission (SEC), ihre Überprüfung der Buchhaltung ausweite, sodass sie jetzt auch eine außerplanmäßige Abschreibung auf Goodwill in GEs Kraftwerkssparte unter die Lupe nimmt. Während die Firma diese drastischen Schritte unternahm, um an dringend benötigte Barmittel zu gelangen, zeichnet das in den Köpfen der Investoren kein allzu gutes Bild über die Zukunft.
In seiner Pressemappe und -präsentation gab GE keinen neuen Ausblick für das Gesamtjahr ab. Es hatte bislang gewarnt, dass es hinter seinem eigenen Ziel von 1 bis 1,07 USD an bereinigtem Gewinn pro Aktie zurückbleiben werde und auch keine 6 Mrd an freiem Cashflow im Industriegeschäft erwirtschaften werde.
All dies kommt am Ende von ohnehin schon extrem schmerzhaften zwei Jahren für GEs Millionen von Anlegern, die seine Aktien für den Aufbau eines wachsenden Dividendeneinkommens erworben hatten, das General Electric seinen Anteilseignern einstmals bot. Als die Nachfrage nach seinen Produkten—zu denen seine Vorzeigesparte, das Kraftwerksgeschäft gehören, sowie Gas-, Dampf- und Windturbinen, Ölfelddienstleistungen und -ausrüstung, Düsentriebwerke und Turboprops, Gesundheitstechnologie, Beleuchtungsprodukte, als auch Energie- und Industriefinanzdienstleistungen—geschwunden ist, hat der 126 Jahre alte Gigant Probleme, genügend Barmittel aufzutreiben. Sein Aktienkurs steht schon jetzt an seinem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise von 2008.
GE hat die Möglichkeit verfolgt, seine Gesundheitssparte auszugliedern, als Teil seines breiteren Restrukturierungsplans, um das Unternehmen wieder auf ein stabiles finanzielles Fundament zu stellen, während es auch seinen Anteil am Öldienstleister Baker Hughes abstoßen will, was das Unternehmen effektiv aufspalten würde. Die Ausgliederung soll in den nächsten 12 bis 18 Monaten vollzogen sein. Wenn diese Deals einmal in trockenen Tüchern sind, dann wird ein schlankeres Unternehmen mit Triebwerken, sowie konventionellen und erneuerbaren Energiesparten hervorgehen.
Positive Anzeichen
In dieser Atmosphäre extremer Enttäuschung ist die vielleicht größte Frage für Investoren, ob dies der Boden für die Aktie ist und ob das Unternehmen einen Bankrott vermeiden kann.
Wir sehen einige positive Anzeichen, die signalisieren könnten, dass das Schlimmste für die Aktie vorbei ist. Die vielversprechendste Entwicklung ist die jüngste Ernennung von Larry Culp zum neuen CEI, der bereit zu sein scheint, die sehr schmerzhafte Restrukturierung durchzuziehen, die sein Amtsvorgänger vermieden hatte.
Hinzu kommt, dass die Firma durch die Kürzung der Dividende im Jahr rund 3,9 Mrd USD einsparen wird. Der Schritt dürfte auch einige Barmittel freisetzen, die GE dringend benötigt, um seine aufgeblähte Bilanz ins Lot zu bringen und seine Abhängigkeit von Hochzinsanleihen abzubauen.
Einige Analysten preisen auch Culps Entscheidung, die notleidende Kraftwerkssparte des Unternehmens aufzuspalten. Wie Barclays Analyst Julian Mitchell meint, hat GEs auf Industriekunden fokussiertes, Stromgeneratoren- und Netzwerkgeschäft respektable Umsatzperspektiven und ihr Wert könnte von Problemen bei den Kraftwerken für Versorger überschattet werden. Diese interne Aufspaltung könnte ein erster Schritt sein, die gesunden Bereiche zu verkaufen oder sie von den notleidenden zu isolieren.
Als die Umgestaltung unter Culps Führung an Fahrt aufnimmt, zeigt dieser auch, dass voll an Bord ist. Der neue CEO kaufte letzte Woche Aktien im Wert von 2,2 Mio USD, so eine Mitteilung an die SEC. Die Märkte sehen Käufe durch CEO-Insider als wichtiges Signal an, dass ein Boden erreicht ist—insbesondere wenn das Unternehmen Probleme hat.
Culp kaufte 225.000 Aktien zu einem durchschnittlichen Preis von 9,73 USD, nur einen Tag bevor der Kurs seinen tiefsten Punkt in fast einem Jahrzehnt erreichte. Der Kauf erhöht seinen Gesamtbesitz an GE auf 416.000 Anteile. Culp hatte zuvor am 24. Juli 191.000 Wertpapiere zu 13.04 USD die Aktie erworben, während er noch in GEs Aufsichtsrat saß, so die Mitteilung.
Fazit
Ohne Zweifel sind die jüngsten Nachrichten aus GE wirklich schlimm für Einkommensinvestoren, die zusehen mussten, wie ihre Ausschüttungen fast komplett den Bach runtergingen, was wir hier vorhergesagt hatten.
Aber es gibt auch Anzeichen auf den Beginn ernsthafter Restrukturierungsanstrengungen vom neuen Management, die in 2019 beginnen sollten, erste Ergebnisse zu zeigen. Aus unserer Sicht könnte ein Kurs von unter 10 USD die Aktie eine gute Wette auf Wende sein. Eine solche würde allerdings einen Langzeitansatz und etwas Geduld erfordern.