Wie die IEA in ihrem diesjährigen Marktbericht zu kritischen Mineralien darlegt, wurden bei den Versuchen zur Diversifizierung in den letzten Jahren nur "begrenzte" Fortschritte erzielt. Im Vergleich zu 2019 lag der Anteil der Top-3 Produzenten bei Batteriemetallen im vergangenen Jahr entweder unverändert – oder war sogar gestiegen, wie im Fall von Nickel und Kobalt.
Die Hälfte der geplanten Lithiumfabriken entsteht in China
Die Analyse der Projektpipelines lässt laut IEA für den Bergbau eine etwas verbesserte Diversifizierung erkennen – nicht jedoch im Hinblick auf die Raffinerieproduktion. So befinde sich die Hälfte der geplanten Lithiumfabriken in China. 90 % der geplanten Anlagen zur Raffination von Nickel entstehen demnach Indonesien.
Im vergangenen Jahr stammten fast 50 % des Kupfers aus Chile, Peru und der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Fast zwei Drittel der weltweiten Nickelminenproduktion stammte aus Indonesien, den Philippinen und Russland. Rund 80 % der Kobaltproduktion entfielen auf DRK, Indonesien und Australien.
China gehört bei Lithium zu den Top-3 Rohstoffproduzenten, liegt aber hinter Chile und Australien. Zusammen waren diese drei Länder im vergangenen Jahr für mehr als 90 % der Produktion verantwortlich.
Der chinesische Marktanteil bei der Graphitproduktion liegt bei rund 70 % – kleinere Mengen kommen aus Mosambik und Madagaskar. Bei Seltenen Erden entfallen rund 70 % der Rohstoffproduktion auf China, nur die USA und Australien spielen daneben noch eine gewisse Rolle.
Noch deutlich stärker ist chinesische Position bei der Weiterverarbeitung. Bei Kobalt, Lithium, Graphit und Seltenen Erden liegt der Anteil Pekings hier teils deutlich über 50 % – bis hin zu nahezu 100 % bei Graphit und rund 90 % bei Seltenen Erden.
China strebt selbst Diversifizierung an
Den Machern des Berichts ist nicht verborgen geblieben, dass China selbst umfassende Maßnahmen zur Sicherung seiner Rohstoffversorgung umsetzt. Als weltweit größtes Metallverarbeitungszentrum sei die Volksrepublik in hohem Maße auf den Import von Rohstoffen angewiesen – oft von nur wenigen Lieferanten. China suche deshalb nach Möglichkeiten zur Diversifizierung seiner Rohstoffversorgung – ganz so, wie es auch im Westen versucht wird.
So habe Peking in Bergbauanlagen in Afrika und Lateinamerika ebenso investiert wie in Raffinerie- und Downstream-Anlagen im Ausland. Das nüchterne Fazit: "Zwischen 2018 und dem ersten Halbjahr 2021 investierten chinesische Unternehmen 4,3 Milliarden US-Dollar in den Erwerb von Lithiumanlagen – doppelt so viel wie Unternehmen aus den USA, Australien und Kanada zusammen." In jüngster Zeit sind bekanntlich weitere Aktivitäten Chinas zu beobachten – etwa in Bolivien.
Der Bericht merkt an, dass der Fokus derzeit auf Batteriemetallen liege, jedoch auch andere Rohstoffe im Hinblick auf die Versorgungssicherheit kritisch seien. Die IEA verweist etwa auf die jüngsten chinesischen Ausfuhrbeschränkungen für Gallium und Germanium, bei denen das Land eine dominierende Position innehat. Auch "Nischenmineralien wie Magnesium, hochreines Mangan, hochreiner Phosphor und Silizium" seien aufgrund der Produktion auf wenige Lieferanten potenzielle Störquellen für die Lieferketten.
Regierungen greifen in Rohstoffversorgung ein – mit unterschiedlichen Zielen
Die IEA registriert zahlreiche politische Interventionen im Rohstoffsektor. Genannt werden etwa der Critical Raw Materials (CRM) Act der Europäischen Union, der Inflation Reduction Act der USA, die Critical Minerals Strategy Australiens sowie Kanadas Critical Minerals Strategie. Laut dem Bericht gibt es weltweit fast 200 Richtlinien und Vorschriften diesem Bereich – mehr als die Hälfte davon wurde erst in den letzten Jahren wirksam.
Die Vorschriften dienen dem Bericht zufolge jedoch nicht nur zur Diversifizierung, sondern bestehen häufig in Exportbeschränkungen wie etwa in Indonesien, Namibia und Simbabwe zu beobachten. Diese Länder hatten Maßnahmen eingeführt, um den Export von unverarbeitetem Mineralerz einzuschränken.
Die Länder versuchen damit, einen größeren Anteil an der Wertschöpfungskette zu erhalten und zwingen etwa Rohstoffproduzenten, auch die Weiterverarbeitung im Land vorzunehmen. Weltweit haben sich die Exportbeschränkungen für kritische Rohstoffe seit 2009 demnach verfünffacht.