Logisch betrachtet sollten die Schicksale der beiden wichtigsten Industrierohstoffe Öl und Kupfer Hand in Hand gehen. Allerdings haben ihre Preise in diesem Jahr unterschiedliche Richtungen eingeschlagen, als US-Rohöl sich um 15% verteuerte, während der Preis des Metalls um ziemlich den gleichen Betrag sank. Vielleicht noch seltsamer ist, dass diese Entwicklung von ein und demselben Faktor ausgelöst wurde: US-Präsident Donald Trump.
Neben den Eigenheiten der Märkte in den Industrie- und Schwellenländer ist die Politik des US-Präsidenten verantwortlich für einen Großteil der Divergenz der Öl- und Kupfermärkte in diesem Jahr. Den Ölbullen gab Trump das Geschenk der Iran-Sanktionen. Kupferbären erfreuten sich an seinem Handelskrieg gegen China, in dessen Folge er heftige Zölle gegen den weltgrößten Verbraucher des Metalls und verschiedener anderer Rohstoffe verhängte.
Historisch gesehen haben die spekulativen Nettopositionen von Hedgefonds-Manager und anderen Rohstoffinvestoren sich weitgehend im Tandem bewegt, was den einen als “komplementär” zum anderen erscheinen lässt.
In den vergangenen zwei Jahren allerdings ist diese Korrelation negativ geworden, mit als dramatischsten Beispiel dem vergangenen Sommer, als der Kupferpreis ein Jahrestief erreichte, während US-Rohöl in der Nähe seiner höchsten Kurse in vier Jahren gehandelt wurde.
Fondsmanager ersetzen Metalle durch Energie?
Dieses hat die Frage aufkommen lassen, ob höhere Geldflüsse ins Öl weniger Mittel in Metalle fließen lassen, als Fondsmanager letztere in ihrem Portfolio durch Energie “substituieren”.
Goldman Sachs ging auf das Phänomen in einer Mitteilung vom Montag ein und zitierte eine Reihe von Faktoren, angefangen von den verschiedenen Stadien, in denen sich die Wirtschaften in den Industrienationen und den Schwellenländern befinden, zu strukturellen Veränderungen am Markt und der Politik der US-Regierung.
Öl war im wesentlichen ein von den Industriestaaten bestimmter Rohstoff und die Nachfrage hoch, was seinen Mangel an Nachfrage in den Schwellenländern kompensierte. Kupfer auf der anderen Seite litt unter einem überreichlichen Angebot, sagte die Wall Street Bank. Und weiter:
“In Beziehung dazu hat die Politik von Präsident Trump in diesem Jahr ebenfalls eine gewichtige Rolle gespielt, Öl von Kupfer abzukoppeln. Zum Beispiel haben die Zölle gegen China die Metallpreise negativ beeinflusst, während die Angebotsverminderungen durch die kommenden Sanktionen gegen den Iran die Ölpreise erhöht haben.”
Aber der Glanz von Öl ist im vergangenen Monat ebenfalls verblasst, das der “Angstfaktor” in Beziehung mit den Sanktionen gegen den Iran, die am 4. November in Kraft treten werden, sich inmitten von Gemunkel über eine mögliche neue Ölschwemme durch die Produktion Saudi-Arabiens verflüchtigt hat. Die Energieorganisation des Westens, die IEA und das Ölkartell OPEC haben beide komfortable und wachsende Lagerbestände beim Öl angedeutet. Der US-Öldienstleister Baker Hughes unterdessen hat berichtet, dass die Anzahl der Bohrplattformen in den USA auf den höchsten Stand in 3½ Jahren gestiegen ist, was eine vermehrte Ölexploration in Aussicht stellt. Die US-EIA unterdessen dürfte in dieser Woche die fünfte wöchentlichen Zunahme der US-Ölvorräte melden.
All das hat West Texas Intermediate, der Benchmark für den US-Ölmarkt, von seinem höchsten Stand seit November 2014 von 76,89 USD das Fass am Montag auf einen Schlusskurs von 69,17 USD sinken lassen, was seinen vormaligen Preisanstieg für das laufende Jahr von 28% auf 15% fast halbierte. Investing.coms technischer Tagesausblick gibt für WTI eine “Stark Verkaufen” Empfehlung und sieht die Unterstützung durch das 3. Niveau nach Fibonacci – dem stärksten Tiefstpunkt – bei 67,94 USD – was ein weiteres Verlustpotential von 1,25 USD oder 1,8% andeutet.
Kupfer könnte zurückkommen
Im Fall von Kupfer allerdings, gibt es eine Empfehlung zu “Kaufen”, mit dem 3. Fibonacci Widerstandsniveau—dem stärksten Hochpunkt—auf 2,855 USD das Pfund, während der Referenzpreis am Montag mit 2,786 USD das Pfund ermittelt wurde. Während der Markt in diesem Jahr 15% gesunken ist, bedeutet dieser Ausblick, dass sich der Verlust um 2,5% vermindern könnte.
Selbst wenn WTI nicht weiter fallen wird, könnte Kupfer die Divergenz mit Öl vermindern, indem es sich bis Jahresende wieder erholt, so eine Analyse von Fitch Solutions zur Metallnachfrage aus China.
Dreißig Prozent des chinesischen Kupferverbrauchs kommt aus dem Immobiliensektor, der in der zweiten Jahreshälfte besser laufen sollte, da es Unterstützung durch eine Senkung der Unternehmens- und Individualsteuern gibt, sagte der Kredit- und Makroanalysearm von Fitch Ratings in einer am Freitag erschienen Mitteilung. Die Agentur weiter:
“Hinzu kommt, dass im Automobilbereich neue Energiefahrzeuge, die 2-3 mal soviel Kupfer wie normale Verbrennungsmotoren benötigen, und zu denen hybride und Batterie gespeiste Autos zählen, bislang ein starkes Jahr hatten, vergleicht man es mit der gesamten Fahrzeugproduktion. Und dieser Trend wird sich fortsetzen.”