Das Wichtigste in Kürze
- Lululemon hat Ergebnisse gemeldet, die leicht über den Erwartungen des Marktes lagen
- Die Aktie notiert derzeit rund 25 % unter ihrem 52-Wochen-Hoch
- Der Konsens der Wall Street-Analysten ist bullish
- Die marktimplizierte Prognose ist bis Anfang 2023 moderat bearish
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Lululemon Athletica (NASDAQ:LULU) hat eine Sportbekleidungsmarke aufgebaut, die das gehobene Segement der sportlichen Freizeitbekleidung maßgeblich geprägt hat. Yogahosen, die früher hauptsächlich in Sportkursen getragen wurden, sind heute ein fester Bestandteil der Freizeitbekleidung. Die Aktie hat in den letzten Jahren mit annualisierten 3- und 5-Jahres-Renditen von 26,2 % p.a. bzw. 46,8 % p.a. einen enormen Aufschwung erlebt.
Der Freizeitbekleidungsgigant mit Sitz in Vancouver notiert derzeit etwa 25 % unter seinem 12-Monats-Hoch von 477,91 USD vom 16. November 2021. Während Nike (NYSE:NKE) in den letzten sechs Monaten mit einer Performance von -25% YTD einen stetigen Rückgang verzeichnete, hat sich LULU von seinem 12-Monats-Tief Mitte März erholt und ist im Jahr 2022 bisher nur um 9,4% gefallen.
Quelle: Investing.com
Eine der Stärken von Lululemon ist, dass das Unternehmen die Wachstumserwartungen sehr gut im Griff hat und die vierteljährlichen Konsenschätzungen stets übertroffen hat. Zuletzt meldete das Unternehmen am 29. März die Ergebnisse des 4. Quartals für das Geschäftsjahr 2022 mit einem EPS von 3,37 USD gegenüber einem erwarteten Wert von 3,28 USD. Diese Erfolgsbilanz trägt zur Glaubwürdigkeit des Unternehmens bei, wenn es seine Pläne für künftiges Wachstum vorlegt.
Quelle: E-Trade
Um das Wachstumstempo beizubehalten, muss LULU nach den eigenen Prognosen in den nächsten fünf Jahren das Volumen seines Herrenbekleidungsgeschäfts und des E-Commerce verdoppeln und den internationalen Umsatz um das 4-fache steigern. Ein Teil des Wachstums in den letzten Jahren ist darauf zurückzuführen, dass sich Menschen während der Pandemie bequemer anzogen, wenn sie im Home-Office arbeiteten, so stellt sich die Frage, wie sich der Umsatz verändern wird, wenn mehr Menschen wieder ins Büro zurückkehren.
Das Management leistet gute Arbeit, das Forward Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 38, das historische KGV beläuft sich auf 47,3. Dieses Bewertungsniveau beruht auf einem anhaltend starken Wachstum und macht die Performance der Aktie damit recht anfällig für steigende Zinsen. Wenn sich ein Unternehmen auf hohe künftige Erträge als Grundlage für die Bewertung stützt, reagiert die Aktie stärker auf Änderungen des Abzinsungssatzes, der den Zinssätzen folgt.
Am 8. September 2021 habe ich ein Buy-Rating vergeben und in den nahezu acht folgenden Monaten erzielte LULU eine Gesamtrendite von -7,3 % gegenüber -8,6 % für den S&P 500 (NYSE:SPY), einschließlich Dividenden. Zu diesem Zeitpunkt hatte LULU ein Forward KGV von 57,1 und lag damit weit über den Forward KGVs von 38,5 für Nike und 36,2 für Under Armour (NYSE:UA). Diese Bewertung war selbst angesichts der starken Wachstumsaussichten hoch.
Die Einschätzung der Wall Street war optimistisch, das 12-Monats-Kursziel lag laut E-Trade 13,6 % über dem damaligen Aktienkurs, aber nur 3,9 % über dem von Investing.com berechneten Wall Street-Konsens. Diese Spanne der erwarteten Rendite war in Anbetracht der Risiken (die erwartete Volatilität betrug etwa 36 %) nicht sehr groß.
Zusätzlich zu den Fundamentaldaten und dem Konsens der Wall Street stütze ich mich bei der Analyse der Aktie auf die marktimplizierte Prognose, die den Konsens des Optionsmarktes abbildet. Anfang September 2021 war die marktimplizierte Prognose für den Zeitraum bis März 2022 positiv.
Für Leser, die mit dem Konzept der vom Markt implizierten Prognose nicht vertraut sind, ist eine kurze Erklärung erforderlich. Der Preis einer Aktienoption spiegelt die übereinstimmende Einschätzung des Marktes über die Wahrscheinlichkeit wider, dass der Aktienkurs bis zum Ablauf (dem Verfall) einer Option höher (Call-Option) oder niedriger (Put-Option) als ein bestimmtes Niveau (der Ausübungspreis der Option) sein wird. Die Preisanalyse von Kauf- und Verkaufsoptionen mit unterschiedlichen Strikes (Ausübungspreisen), die aber alle das gleiche Verfallsdatum haben, ermöglicht eine probabilistische (auf der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhende) Preisprognose unter Einbeziehung von Preisen im Optionsmarkt. Dieses Konzept wird als marktimplizite Prognose bezeichnet. Lesern, die sich für diese hervorragender Materie interessieren und mehr darüber wissen wollen, empfehle ich die ausgezeichnete Monographie des CFA Institute (in englischer Sprache).
Ich habe bei der erneuten Überprüfung meines Ratings die marktimplizite Prognose für LULU bis Januar 2023 aktualisiert und mit den aktuellen Konsensaussichten der Wall Street verglichen.
Konsenserwartungen der Wall Street für LULU
E-Trade berechnet den Wall Street-Konsens für LULU, indem es die Einschätzungen 22 führender Analysten kombiniert, die in den letzten Monate Bewertungen und Zielkurse veröffentlicht haben. Die Konsensbewertung ist, wie schon in den letzten 12 Monaten, optimistisch, das Konsenskursziel liegt 20,2 % über dem aktuellen Aktienkurs.
Dabei ist insbesondere zu beachten, dass zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Kursziel der Analysten eine erhebliche Lücke klafft. Eine hohe Streuung der Kursziele macht den Konsens als Prognose für den künftigen Aktienkurs weniger aussagekräftig. Doch das niedrigste Kursziel der Analysten ist so etwas wie ein Ausreißer, denn die nächsten drei niedrigsten Kursziele liegen alle bei rund 340 USD.
Quelle: E-Trade
Investing.com berechnet die Konsensprognose der Wall Street mithilfe der Bewertungen und Kursziele von 32 Analysten. Die Konsensbewertung ist optimistisch, und das 12-Monats-Kursziel für LULU liegt 22,1 % über dem aktuellen Kurs der Aktie. Die Spanne zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Kursziel ist extrem groß, was mit den Ergebnissen von E-Trade übereinstimmt.
Quelle: Investing.com
Die Konsensprognose der Wall Street-Analysten für LULU prognostiziert eine 12-Monats-Rendite von etwa 20 %, was leicht unter der annualisierten Rendite der letzten drei Jahre liegt. Die Streuung der Kursziele ist zwar recht ausgeprägt, ist aber vor allem auf Ausreißereffekte zurückzuführen.
Marktimplizierte Prognose für LULU
Ich habe die marktimplizierte Prognose für LULU für den 8,6-Monats-Zeitraum von heute bis zum 20. Januar 2023 mithilfe der Kauf- und Verkaufsoptionen Optionen berechnet, die zu diesem Termin auslaufen. Ich habe mich für eine Analyse der Optionen im Januar entschieden, um einen Ausblick auf das Jahresende zu geben.
Die Standarddarstellung der marktimplizierten Prognose ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Kursrendite, wobei die Wahrscheinlichkeit auf der vertikalen und die Rendite auf der horizontalen Achse abgebildet wird.
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Die marktimplizierte Prognose zum 20. Januar 2023 signalisiert eher eine negative Rendite, ist also pessimistisch. Die Maximalwahrscheinlichkeit entspricht einer Kursrendite von -15,8 % für diesen Zeitraum. Die aus diesem Ausblick errechnete erwartete Volatilität liegt bei 44 % und damit deutlich über der im September berechneten erwarteten Volatilität, wenngleich die Marktvolatilität (VIX) in diesem Zeitraum ebenfalls deutlich gestiegen ist.
Um den direkten Vergleich der Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen zu erleichtern, habe ich die negative Seite der Verteilung um die vertikale Achse gedreht (siehe Grafik unten).
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Diese Ansicht verdeutlicht die bärische Erwartungshaltung der Marktteilnehmer. Die Wahrscheinlichkeit negativer Renditen ist deutlich höher als die Wahrscheinlichkeit positiver Renditen in der gleichen Größenordnung, und das über einen Großteil der wahrscheinlichsten Entwicklungen hinweg (die gestrichelte rote Linie verläuft größtenteils über der durchgezogenen blauen Linie in den linken zwei Dritteln der obigen Grafik).
Die Theorie weist darauf hin, dass die marktimplizierte Prognosen tendenziell durch eine negative Verzerrung gekennzeichnet ist, da Anleger insgesamt risikoscheu sind und dazu neigen, mehr als den fairen Wert für den Schutz vor Abwärtsrisiken zu zahlen. Es gibt jedoch keine Möglichkeit festzustellen, ob hier eine solche Verzerrung vorliegt. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die marktimplizierte Prognose die Wahrscheinlichkeit von Verlusten vermutlich überbewertet, interpretiere ich diese Prognose als moderat pessimistisch. Darüber hinaus ist diese marktimplizierte Prognose deutlich negativer als die im September.
Fazit zu LULU
Lululemon hat eine Premium-Marke für Sportbekleidung aufgebaut, die von einer pandemiebedingten Zunahme der Arbeit im Home-Office profitiert hat. Die Frage ist, ob die Bewertung angemessene Wachstumserwartungen widerspiegelt. Die Unternehmensleitung hat zwar bewiesen, dass sie in der Lage ist, ihre Vision zu verwirklichen. Gleichzeitig sind die aktuellen Ziele jedoch sehr ehrgeizig, und die Bewertung lässt nur wenig Spielraum für Fehler.
Der Konsens der Wall Street ist nach wie vor optimistisch, und das 12-Monats-Konsensziel impliziert eine recht hohe Rendite, insbesondere aufgrund der Kursrückgänge Ende des Jahres 2021. Als Faustregel für eine Kaufempfehlung möchte ich eine erwartete 12-Monats-Rendite sehen, die mindestens die Hälfte der erwarteten Volatilität (44 %) beträgt. Der Durchschnitt der beiden Konsensziele liegt mit 21,2% genau an diesem Schwellenwert. Nimmt man das Konsensziel der Analysten für bare Münze, ist die erwartete Rendite im Verhältnis zum erwarteten Risiko nicht besonders hoch.
Die marktimplizierte Prognose bis Anfang 2023 ist in deutlichem Gegensatz zu meiner September-Prognose moderat pessimistisch. Der Konsens am Optionsmarkt ist mittlerweile negativer. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren ändere ich mein Rating für LULU auf „neutral“.
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