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Machtverschiebung in Europa, Machtprobe in Japan

Veröffentlicht am 27.05.2019, 11:45
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1209 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,119 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,48. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,71. EUR-CHF oszilliert bei1,12464.

Die Europawahl zeigt eine deutliche Machtverschiebung auf. Die schon eine Tradition aufweisende Koalition zwischen der EVP und S&D ist Geschichte. In Europa konnten die Liberalen insbesondere durch Marcon und die Grünen deutlich hinzugewinnen. In Deutschland etablieren sich die Grünen als zweitstärkste politische Kraft. Schon am Wahlabend forderten die ersten Stimmen in der SPD aus Angst vor dem politischen Tod, den wirtschaftlichen Selbstmord in einer Koalition mit Rot-Rot-Grün zu begehen. Die Folgerung der CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer war, dass Ergebnis nicht ohne Folgen bleiben . An dem Beispiel der SPD kann die CDU sehen, wohin sie steuert, sollte es bei Wortbekundungen AKKs bleiben.

Aufgabe der beiden großen Volksparteien ist es, die politischen Ränder klein zu halten. Dies ist weder rechts noch links gelungen. Das Wahlergebnis bei den Jungwählern zeigt, dass beide Parteien den Kontakt zur Jugend verloren haben. Den ökologischen Herausforderungen der Zeit zu begegnen wird, insbesondere in der Jugend, am ehesten den Grünen zugetraut. Sollten die alten großen Parteien sich nicht als wandlungsfähig erweisen, werden sie mittelfristig noch mehr an Bedeutung verlieren. Es droht eine Zersplitterung der Parteienlandschaft. Der kurzfristig orientierte Egoismus der Partikularinteressen bestimmt dann die Wirtschaftspolitik, nicht der Aufbau langfristig orientierter Strukturen, die im Interesse der Allgemeinheit sind.

Den Aufbau von neuen Strukturen will auch US-Präsident Trump erzwingen, und zwar seitens Japans, das mehr in den USA investieren soll. Ziel Trumps ist neben Handel die Erhöhung der ausländischen Direktinvestitionen, um die industrielle Basis in den USA zu verbreitern. Treiber für ausländische Direktinvestitionen sind u.a. ein hohes Bildungsniveau, gute Absatzmärkte vor Ort, niedrige Lohnkosten, hochwertige Infrastruktur, Rechtssicherheit, politische Stabilität. Die auch von USA selbst als marode angesehene eigene Infrastruktur mag Unternehmen, die in der Branche tätig sind, noch zu Investitionen bewegen. Als Absatzmarkt sind die USA ohnehin interessant, das Bildungsniveau ist je nach Bundesstaat unterschiedlich.

Bei den Themen Rechts- und politische Sicherheit hat die US-Administration viel Porzellan zerschlagen. Eine Investition in den USA kann schlicht in einer politischen Geiselhaft enden. Wollen sie den aufgebauten Kapitalstock nicht gefährden, müssen sich die Unternehmen komplett einer extraterritorialen Anwendung des US-Rechts unterwerfen. Der Aufbau von Lieferketten unter Einbeziehungen der USA gleicht damit einem Vabanquespiel. Der verfügbare Datenstand zu den Direktinvestition in den USA bezieht sich auf Ende 2017 und lag weltweit bei 4.025 Mrd. USD. Die Auswirkungen der US-Politik werden in der Statistik also in 2020 zu erkennen sein. Die Abstimmung, ob das Verhalten der USA toleriert wird, passiert nicht an Wahlurnen, sondern an den Märkten. Kapital ist ein scheues Reh. Ich wette, dass es rennt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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