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Märkte stabilisiert – Japan "hui", China "pfui" – Deutschland fällt zurück (IFO, DIHK)

Veröffentlicht am 15.08.2023, 08:36
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0914 (05:54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0875 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,80. EUR-CHF oszilliert bei 0,9571.

Blick auf den Markt: Märkte stabilisiert

An den Finanzmärkten ergab sich in den zurückliegenden 24 Handelsstunden überwiegend eine Stabilisierung.

Die Wirtschaftsdaten aus Fernost, die uns heute früh erreichten, lieferten eine massive positive Überraschung hinsichtlich des BIP-Wachstums in Japan. Das BIP nahm im Quartalsvergleich um 1,5% (Prognose 0,8%) zu. Hintergrund ist eine interessenorientierte Energiepolitik (Sachalin, fossile Energie aus Russland, ergo Sanktionen nur auf dem Papier), die Wettbewerbsfähigkeit forciert und der JPY-Verfall, der die Exporte nach vorn katapultierte.

Dagegen lieferte China mit schwächer als erwarteten Konjunkturdaten einen Missklang. Chinas Notenbank senkte die Zinsen für einjährige Kredite in der Folge um 0,15% auf 2,50% (siehe Datenpotpourri).

Zurück zu den Märkten: Aktienmärkte schlossen überwiegend mit Gewinnen. Schwächephasen an den Aktienmärkten in den USA, Japan und Europa werden bisher fortgesetzt für Positionsaufbau oder für den Abbau von Sicherungspositionen genutzt. Die Aktienmärkte in China und Hongkong liefern fortgesetzt eine enttäuschende Performance. Diese Divergenz ist Ausdruck einer Präferenz insbesondere der dominanten westlichen Kapitalsammelstellen/Marktteilnehmer für politisch risikolosere Märkte.

An den Rentenmärkten setzte sich die Zinsversteifung gering fügig fort. Die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe stellt sich heute früh auf 2,64% (Vortag 2,63%), während 10 jährige US-Staatsanleihen einen Zins in Höhe von 4,21% abwerfen (Vortag 4,18%).

Der USD konnte gegenüber dem EUR an Boden gewinnen. Gestern wurden Tiefstkurse des EUR bei1,0875 markiert. Seitdem konnte der EUR leicht an Boden gewinnen.

Die Edelmetallmärkte waren durch die USD-Nachfrage belastet. Gold verlor gegenüber dem USD weiter an Boden und notierte zutiefst bei 1903 USD. Es sind die niedrigsten Niveaus seit der ersten Juliwoche. Silber zeigte sich geringfügig widerstandsfähiger, nachdem es zuvor stärker als Gold an Boden verloren hatte.

Deutschland: IFO Geschäftsklima der Selbstständigen auf kritischem Niveau

Das Geschäftsklima bei den Selbstständigen trübte sich laut IFO-Umfrage das vierte Mal in Folge ein. Per Juli ergab sich ein Umfragewert von -16,4 nach zuvor -12,6 Punkten. Es ist der schwächste Indexwert seit Herbst 2022, als die Energiekrisenlage äußerst virulent war.

Kommentar: Dass jetzt wieder derartige Indexstände zu verzeichnen sind, unterstreicht das ausgeprägte Risikocluster für den deutschen Standort. Hier helfen keine massiv subventionierten Investitionsprestigeprojekte, sondern hier hilft nur eine politische Neuorientierung. Japan hat sie bezüglich der Energiepolitik längst vollzogen und reüssiert (siehe BIP/Sachalin Datenpotpourri! ). "Food for thought!"

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DIHK warnt vor Flächenbrand

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der DIHK Dercks machte gestern die hohen Energiepreise als eine der Hauptursachen für die Wirtschaftsmisere aus: Er sagte, es ist vor allem die Unsicherheit über eine stabile und zukunftssichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen, die die Unternehmen belasteten.

Kommentar: Dieses Argument kennen Sie seit circa 16 Monaten aus diesem Report. Was in diesem Report frühzeitig zunächst als Risiko thematisiert wurde, ist heute bittere Realität.

Der DIHK erlebe tatsächlich, dass sehr viele Unternehmen ins Ausland schauten und Produktion verlagerten, nicht nur um neue Märkte zu erschließen, sondern in zunehmenden Maße aus Kostengründen, weil es hier zu teuer würde. Hier müsse die Bundesregierung gegensteuern, damit sich dieser Prozess nicht zu einem Flächenbrand auswüchse.

Kommentar: Die Maximen an die verantwortlichen Kräfte lauten: Komplexitäten begreifen, politische Verantwortung leben, sinnstiftend handeln, auf die smarten Stimmen hören!

Dercks führte weiter aus: Wenn Unternehmen aus Deutschland rausgingen, wenn sie nicht hier investierten, dann verlören wir an industrieller Substanz (Kapitalstock- das ABC der Ökonomie) und dann verlören wir an Wachstumspotenzial, das wäre eine richtige Gefahr für die Steuereinnahmen und die öffentlichen Haushalte (Stabilität Gesellschaft, Politik).

Kommentar: Kein Widerspruch! Ein Beispiel: Chinas Investitionen bei uns sind vor circa 12 Mrd. USD pro Jahr (2015 – 2018) auf 2 Mrd. gesunken. Investitionen unserer Unternehmen in China stellten sich per 2022 auf 11,5 Mrd. EUR. Der Bestand an Chinas Investitionen liegt bei 54 Mrd. EUR, der Bestand an Investitionen deutscher Unternehmen in China beziffert sich auf circa 110 Mrd. EUR. Das sagt etwas über Attraktivität des Standorts aus. Unternehmen können mit Zahlen umgehen und verstehen Komplexitäten, Politiker auch? Lernen wir aus unserer Historie? Wirtschaftliche Stabilität ist die Grundlage gesellschaftspolitischer und politischer Stabilität.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Daten schwächer als erwartet – Notenbank senkt Zinsen

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Die Konjunkturdaten fielen per Juli deutlich schwächer als erwartet aus. In der Folge kam es zu einer Zinssenkung, um die Lage positiv zu beeinflussen. Der Zins für einjährige Kredite wurde seitens der Notenbank Chinas um 0,15% auf jetzt 2,50% reduziert. Es war die zweite Zinssenkung innerhalb von drei Monaten.

Eurozone: Deutschlands Großhandelspreise sinken weiter

Deutschland: Die Großhandelspreise sanken per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,2% (Vormonat -0,2%) und um 2,8% im Jahresvergleich (Vormonat -2,9%).

Japan: BIP legt massiv zu – was für ein Unterschied zu Deutschland!

Das BIP lieferte per 2. Quartal 2023 im Quartalsvergleich einen Anstieg um 1,5% (Prognose 0,8%) nach zuvor 0,9% (revidiert von 0,7%). In der auf das Jahr hochgerechneten Fassung ergab sich eine Zunahme um 6,0% (Prognose 3,1%) nach zuvor 3,7% (revidiert von 2,7%).

Es gibt zwei markante Hintergründe für die starke quantitative Performance, der schwache JPY hat die Exporte massiv erhöht und zusätzlich profitiert Japan von dem Bezug fossiler Brennstoffträger aus Sachalin (Russland). Ergo ergibt sich Versorgungssicherheit und preisliche Wettbewerbsfähigkeit (siehe DIHK Einlassungen zuvor). Der Konsumsektor bliebt dagegen schwach (-0,5% im Quartalsvergleich).

Indien: Verbraucherpreise ziehen sportlich an

Die Großhandelspreise sanken per Juli im Jahresvergleich um 1,36% (Prognose -2,70%) nach zuvor -4,12%. Die Verbraucherpreise verzeichneten per Juli im Jahresvergleich einen Anstieg um 7,44% (Prognose 6,40%) nach zuvor 4,81%.

Brasilien: Wirtschaftliche Aktivität stabilisiert

Der Index der wirtschaftlichen Aktivität legte per Juni im Monatsvergleich um 0,63% (Prognose 0,60%) nach zuvor -2,00% zu.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1,0820 – 1,0850 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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