Aktien von Restaurantketten können in Zeiten turbulenter Marktphasen einen Zufluchtsort für langfristig orientierte Anleger bieten. Ihre kostengünstigen Essensangebote, ihre globale Präsenz und ihre Ertragsstabilität gehören zu den Stärken, die sie vor der extremen Volatilität schützen, die in unsicheren Zeiten Growth-Aktien zum Verhängnis werden kann.
Heute befassen wir uns mit zwei global agierenden Restaurantketten - Starbucks (NASDAQ:SBUX) und McDonald's (NYSE:MCD) - und untersuchen, welche Aktie angesichts der marktseitigen Spekulationen, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation schon sehr bald restriktiver gestalten wird, attraktiver ist.
1. Starbucks
Seit letztem Herbst lässt sich ein klarer Trend erkennen, nach dem die Kaffeehauskette, die für Getränke wie Pumpkin Spice Lattés und Cinnamon Roll Frappuccinos bekannt ist, das Interesse der Anleger verliert. Nachdem die Aktie des Unternehmens Mitte Juli ein Rekordhoch erreicht hatte, ist sie in den letzten sechs Monaten um mehr als 10 % gefallen und hat sich damit schlechter entwickelt als andere große Gastronomiebetriebe. Die Aktien von SBUX schlossen gestern bei 106,03 Dollar.
Diese Kursschwäche kommt nach einem erstaunlichen Turnaround während der Pandemie, als das in Seattle ansässige Unternehmen infolge der weltweiten Ausbreitung von COVID-19 einen schweren Rückschlag erlitt, der zu Büroschließungen und dem Ausbleiben von Laufkundschaft führte.
Während der Umsatz allmählich wieder das Vorkrisenniveau erreicht, steht Starbucks nun vor neuen Herausforderungen in Form steigender Rohstoff- und Transportpreise sowie einer Lohninflation. Viele Analysten glauben, dass dieser Gegenwind die Margen von Starbucks unter Druck halten und die Erholung des Unternehmens verlangsamen wird, insbesondere wenn die Investitionen zur Eroberung von Marktanteilen nicht reduziert werden sollen.
Als Teil des Plans, den Konkurrenten Umsätze abzuringen, plant Starbucks in diesem Jahr Investitionen in Höhe von 2 Milliarden Dollar, um aggressiv zu expandieren, insbesondere in China.
In einer kürzlich veröffentlichten Notiz senkte der Analyst Christopher Carril von RBC Capital Markets seine Einschätzung für die Starbucks-Aktie von "Outperform" auf "Perform". Er verwies dabei auf den steigenden Kostendruck, der sich bemerkbar machen werde:
"Die laufenden Investitionen in die Mitarbeiter gehören zum Kern der SBUX-Strategie und zu den Grundsätzen des Unternehmens und sind auf lange Sicht wahrscheinlich die richtige Entscheidung für das operative Geschäft. Daran glauben wir auch weiterhin, aber angesichts des Ausmaßes des Kostendrucks im GJ22 halten wir es für möglich, dass die Debatte über das Timing der Rückkehr zu SBUXs Ziel einer operativen Marge von 18 bis 19% noch lange anhalten wird."
Ähnlich äußerte sich der Oppenheimer-Analyst Brian Bittner:
"Unsere aktualisierte Analyse deutet darauf hin, dass den EPS-Prognosen für '22 und '23 der nötige Hebel zur Oberseite fehlt. Während 2022 ein gut geplantes "Investitionsjahr" ist, wird an der Börse bereits ein überproportionales Margen- und EPS-Wachstum für '23 unterstellt."
2. McDonald’s
Der Hersteller von Big Macs, Egg McMuffins und Pommes stellt eine sehr viel attraktivere Wette in der anhaltenden Rotation zu Value-Aktien dar. Im Gegensatz zu SBUX stiegen die MCD-Aktien letzte Woche auf ein Rekordhoch, nachdem sie im letzten Jahr eine Rendite von etwa 25 % erzielt hatten. Die McDonald's-Aktie schloss am Montag bei 264,41 Dollar.
Ein Grund für diese Stärke ist, dass MCD während der Pandemie besser abgeschnitten hat als die meisten anderen Restaurants, was auf seine Ausrichtung auf den Mitnahme- und Lieferservice zurückzuführen war. Ein neues Chicken-Sandwich, die Preiserhöhungen des Unternehmens und sein robustes Treueprogramm kurbeln den Umsatz in den USA an, wo die Kette mehr als 13.000 Standorte betreibt.
Der vergleichbare Umsatz des Unternehmens stieg in dem am 30. September abgelaufenen Quartal um 12,7 % und übertraf damit die Schätzungen der Analysten um fast 10 %.
Piper Sandler stufte MCD in einer aktuellen Notiz von "Neutral" auf "Overweight" hoch und erklärte, das Unternehmen sei in einer besseren Position, um die Herausforderungen des derzeitigen inflationären Umfelds zu bewältigen.
In der Notiz hieß es:
"Während der Kostendruck und die operativen Herausforderungen, denen sich die gesamte Branche gegenübersieht, real sind, glauben wir, dass McDonald's in der glücklichen Position ist, seine Größe, Reichweite, operativen Fähigkeiten und laufenden Investitionen zu nutzen, um Marktanteile zu gewinnen, indem es sich an die vorherrschenden Verbrauchertrends anpasst."
In der Notiz, die von CNBC.com zitiert wird, sagte Piper Sandler, dass es vor kurzem eine Umfrage unter den Verbrauchern durchgeführt habe und einen starken Drang zur Rückkehr in die Restaurants festgestellt habe. Dabei seien Präferenzen festgestellt worden, die auf ein starkes Jahr für McDonald's hinwiesen.
"Unsere Umfrage unterstreicht die anhaltende Vorliebe der Verbraucher, Restaurants über den Drive-Thru-Kanal aufzusuchen. In Bezug auf die Küche deuten die Ergebnisse auf eine stabile und anhaltende Nachfrage nach Hamburgern und Hühnchengerichten hin".
Diese positive Einschätzung spiegelt sich auch in einer Umfrage von Investing.com unter 37 Analysten wider, von denen 27 MCD mit "outperform" bewerten.
Grafik: Investing.com
Das durchschnittliche 12-Monats-Kursziel für die Aktie liegt bei 274,55 Dollar, was einem Ertragspotenzial von fast 4 % entspricht.
Fazit
MCD macht sich bei der derzeitigen Flucht in die Sicherheit viel besser als Starbucks.
Die Präferenz der Anleger für den Fast-Food-Riesen ist ein Zeichen dafür, dass dessen Aktie in den kommenden Monaten in geringerem Maße von makroökonomischen Ereignissen beeinflusst werden dürfte, wie beispielsweise eine restriktivere Haltung der Fed, eine höhere Inflation, ein Mangel an Arbeitskräften und ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.