Letzte Woche hat die OPEC geliefert, was als die "saudische Überraschung" für die Ölmärkte bezeichnet wurde - pünktlich zu den Feiertagen. Nach zwei Tagen voller Streitereien einigten sich die OPEC und ihre Partner darauf, ihre kollektiven Ölförderquoten für das erste Quartal 2020 um 500.000 bpd zu senken.
Im Detail wird die Quote der OPEC-Erzeuger um 372.000 bpd und die der Produzenten von außerhalb des Kartells um 131.000 bpd sinken. Die Ölmärkte reagierten auf diese Meldungen mit leichten Gewinnen, mit Brent um etwas 2% höher, bevor es wieder zurückfiel.
Seitdem hat sich Brent stabil im Bereich von 63 bis 64,50 USD gehalten.
Auf dem Papier sehen diese Schnitte folgerichtig aus. Die wichtigeren Fragen sind jedoch, ob Angebotsanpassungen durch die OPEC und die OPEC+ mit Markt auf den Markt durchschlagen können und ob die Produzenten ihren Quoten auch tatsächlich nachkommen werden. Folgendes sollte man im Auge behalten:
Russland
Russlands Einhaltung der Quoten ist eine Hauptfrage. Die Bedingungen dieses Deals sehen den Aussagen von Ölminister Alexander Novak nach vor, dass Russland seine Förderung um weitere 70.000 bpd senken wird, was einer Quote von 10,328 Millionen bpd entspricht. Diese Zahl schließt jetzt russische Kondensate nicht mehr ein, die zuvor in den Produktionsdaten enthalten waren.
Russlands Ölförderung betrug im November 11,244 Mio. bpd, obwohl anscheinend 800.000 bpd davon als Kondensat gelten und somit von der Quote ausgenommen werden. Da das Land so viel überproduziert hat, müsste es im ersten Quartal 2020 seine Produktion um 116.000 bpd reduzieren, um seine Versprechen an die OPEC erfüllen zu können.
Wie Lukoils (OTC:LUKOY) Vizepräsident mitteilte, muss sein Unternehmen noch über diese neuen Produktionsgrenzen informiert werden. Es wird für Russland als sehr schwierig angesehen, die Produktion in den Wintermonaten zu abzusenken, da Änderungen an der Produktion in Sibirien bei solch kaltem Wetter gefährlich sein können.
Es ist daher unwahrscheinlich, dass der drittgrößte Ölproduzent der Welt tatsächlich weniger Öl aus dem Boden holen wird. Stattdessen werden die "Einschnitte" wahrscheinlich nur auf dem Papier durch plötzlichen Ausschluss von Kondensat gemacht. Händler sollten dies berücksichtigen, wenn die Zahlen, die Russland der OPEC mitteilt, urplötzlich zu sinken scheinen, während der Transport mit Tankern und über Pipelines in unveränderter Höhe weitergeht.
Saudi-Arabien
Saudi-Arabien drohte zunächst, seine eigene Produktion zu steigern und den Markt zu fluten, um Betrüger zur Einhaltung zu bewegen. Diese Strategie kam anscheinend nicht gut an und Saudi-Arabien versprach stattdessen, freiwillig zusätzliche Kürzungen vorzunehmen, um die OPEC- und OPEC+-Produzenten zu veranlassen, die von ihnen geforderten Kürzungen einzuhalten.
Die Produktionsquote in Saudi-Arabien wird auf 10,145 Mio. bpd sinken. Das Königreich fördert mit 9,9 Mio bpd schon jetzt weniger als ihm nach seiner Quote zusteht, aber Ölminister Abdulaziz bin Salman versprach dennoch, die saudische Produktion auf 9,744 Mio. bpd zu senken, um andere Länder mit dieser Vorleistung zur Einhaltung ihrer Versprechen zu bewegen.
Saudi-Arabien kann diese Versprechen leicht einhalten oder ebenso einfach die Produktion steigern, um andere überproduzierende Länder zu bestrafen. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass es in der gegenwärtigen saudischen Führung jemanden gibt, der die Standhaftigkeit besitzt, den Ölhahn aufzudrehen, um andere OPEC-Mitglieder zu bestrafen.
Irak und Nigeria
Der Irak und Nigeria versuchten beide, dem Markt zu versichern, dass sie die Produktion auf das von der OPEC vereinbarte Niveau senken werden. Auf dem OPEC-Treffen hielt Nigeria die überzeugendere Rede vor den Medien und erklärte, dass es die Produktion bereits eingeschränkt habe, um die derzeitige Quote einzuhalten, und beabsichtige, seine Quote in 2020 vollständig einzuhalten.
Der Irak machte für einen Teil seiner Nichteinhaltung seine Beziehungen zur kurdischen Regionalregierung und das Abkommen mit der KRG über die Ölförderung verantwortlich. Der irakische Ölminister sagte, dass die KRG mehr Öl produziert und vermarktet, als es hätte sein sollen. Aber er sagte, dass ab sofort die Vermarktungsabteilung der Regierung in Bagdad, SOMO, die irakische Produktion kontrollieren wird.
Diese Erklärung war nicht besonders überzeugend. Tatsächlich werden die meisten Marktbeobachter die Trackingdaten Dritter sehen wollen, bevor sie den irakischen Versprechungen vertrauen.
Ölmarktausblick
Nach der OPEC-Entscheidung von letzter Woche hob Goldman Sachs (NYSE:GS) seinen Ausblick für die Ölpreise im Jahr 2020 auf 63 USD das Fass Brent an. Dies entspricht einem Anstieg von 3 USD das Fas und spiegelt die Annahme wider, dass die OPEC und die OPEC+ ihre neuen Versprechen in vollem Umfang einhalten werden.
Beachten Sie, dass Goldman Sachs wie alle anderen Banken auch, seinen Marktausblick regelmäßig anpasst, damit ihre Prognosen dem zu entsprechen scheinen, was tatsächlich am Markt passiert. So ist es die eigene Analyse der OPEC, die die Notwendigkeit einer strikten Einhaltung betont, um ein Absinken der Ölpreise zu verhindern, insbesondere im ersten Quartal 2020, in dem die Nachfrage saisonal schwach ist.
Es mag der OPEC gelingen, ihre eigene Produktion zu senken, auch wenn die meisten Kürzungen von Saudi-Arabien kommen, aber das wird das Wachstum der Produktion im Rest der Welt nicht stoppen. Die Produktion aus den USA, Brasilien und Norwegen wird voraussichtlich im Jahr 2020 zunehmen. Es besteht weiterhin große Unsicherheit darüber, ob und wann die US-Schieferölproduktion den Höchststand erreicht und zu sinken beginnt.
Die schwache Nachfrage, die durch den Handelsstreit zwischen den USA und China und die Befürchtungen einer globalen Wirtschaftskrise verursacht wird, dürfte ebenfalls eine gewichtige Rolle bei der Festsetzung der Ölpreise im ersten Halbjahr 2020 spielen. Tatsächlich dürften Konjunkturindikatoren für die Nachfrage bei der Bestimmung der Ölpreise im Jahr 2020 eine größere Rolle spielen als das Angebot.
Auch wenn sich die OPEC und Russland zusammenraufen können und es schaffen, in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 das Angebot um 500.000 bpd zu reduzieren, bleibt es fraglich, wie stark dies die Preise beeinflussen wird. Selbst die OPEC und die OPEC+ zusammen können nicht gegen Monate düsteren Konjunkturklimas und wachsender Produktion aus anderen Quellen gewinnen.