Wie gestern bereits beschrieben, kam es zu keiner Änderung der Geldpolitik der US-Notenbank nach der „kleinen“ Zinssitzung (ohne Pressekonferenz und neue Projektionen). Der Leitzins bleibt damit unangetastet und nur das Statement wurde leicht angepasst. Zum einen spricht man nun nicht mehr von einer Anhebung, sondern von einer Beibehaltung des Zinsniveaus und zum anderen wird die wirtschaftliche Lage nun mit den Worten einer „starken“ wirtschaftlichen Entwicklung (Wachstum, Arbeitsmarkt etc.) beschrieben und nicht wie zuvor als „solide“ bezeichnet.
US-Wirtschaft boomte im 2. Quartal
Da das Bruttoinlandsprodukt der USA im 2. Quartal 2018 um annualisiert 4,1 % gestiegen ist, kommt diese optimistischere Wertung auch nicht überraschend. Schließlich ist dies fast eine Verdopplung im Vergleich zum Quartal 2018 (+2,2 %).
Für die US-Wirtschaft läuft derzeit also eigentlich alles rund. Das Wachstum dürfte zwar im 3. Quartal etwas schlechter ausfallen, aber dennoch ist mit einem starken Plus von weit mehr als 3 % zu rechnen.
Schwächeres Wachstum im 3. Quartal 2018 erwartet
Diese Annahme resultiert daraus, dass der Einkaufsmanagerindex von IHS Markit für die gesamte Privatwirtschaft der USA (Industrie und Dienstleistungen = Composite) im Juli auf 55,9 Punkte leicht gefallen ist. Im Vormonat stand er noch auf einem sehr hohen Niveau bei 56,2 Zählern (siehe folgende Grafik). Damit wird ein Wachstum signalisiert, bei dem vor dem Komma vermutlich eine 3 stehen wird.
Ähnlich entwickelte sich auch das Pendant vom Institute for Supply Management (ISM). Dieser Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe der USA fiel im Juli auch von einem sehr hohen Niveau aus auf nun 58,1 Punkte (vorher 60,2 Punkte).
Damit entspricht der Juli-Wert nach Angaben des ISM einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von immer noch stolzen 4,6 % im Vergleich zum Vormonat (annualisiert).
US-Indizes tendieren nach oben
Klar, dass die US-Indizes in letzter Zeit nach oben tendierten. So schaffte es der Dow Jones beispielsweise (siehe folgender Chart) seine Seitwärtsrange (gelbes Rechteck) kurzzeitig nach oben zu verlassen (roter Kreis).
Es machte es somit wie der S&P 500 (folgender Chart), der bereits seit seinem Tief im April in einem klaren Aufwärtstrend (dunkelgrün) steckt.
Um wie der Nasdaq 100 ein neues Allzeithoch zu markieren, ist es aber noch ein langer Weg. Und dass dieser noch zurückgelegt werden kann, ist fraglich. Schließlich stieß der S&P 500 inzwischen an die obere Linie seines aktuellen Aufwärtstrendkanals (dunkelgrün) und drehte von dort wieder nach unten ab (roter Pfeil). Und auch der Dow Jones ist in seine Seitwärtsrange zurückgekehrt, wodurch aus dem Ausbruchsversuch ein Fehlsignal wurde (roter Kreis).
Dabei handelt es zunächst nur um erste bearishe Signale, die die kurzfristigen Aufwärtstrends nicht zerstören. Jedoch steht bald die saisonal schwache Phase der Aktienmärkte an und dies könnte für neue stärkere Rücksetzer sorgen. Zudem finden Aufwärtsbewegungen meistens dann ihr Ende, wenn die Wirtschaft praktisch am Hochpunkt ihrer Leistung angekommen ist und es dann eigentlich nur noch abwärts gehen kann.
Fazit
Wie erwartet, wurden die Zinsentscheidungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank schnell zu einem Non-Event. Dementsprechend kam auch nur zu minimalen und kurzlebigen Kursschwankungen.
In den US-Indizes tauchen aber bereits erneut bearishe Signale auf, die sich durch die bevorstehende saisonal schwache Phase noch weiter ausweiten könnten. Dadurch könnte sich der S&P 500 in Richtung des unteren Endes seiner Aufwärtstrendkanäle bewegen (bei ca. 2.730 Punkten) und der Dow Jones wieder die volle Seitwärtsrange durchqueren.
Langfristig könnte sich sogar eine Topformation aus den Kursentwicklungen seit Jahresbeginn entwickeln, sofern die US-Wirtschaft tatsächlich ihren Hochpunkt im zweiten Quartal markiert hat.
Bis dahin gilt es aber noch einige Wochen oder gar Monate abzuwarten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus