Der Wind hat gedreht. Inzwischen rechnet der Aktienmarkt mit einem früheren Ende des Tapering-Prozesses und einem rascheren Anstieg der Leitzinsen.
Der NASDAQ Composite ist daraufhin ins Wanken geraten. Der Grund: die Aktien-Anleger beschäftigen sich allmählich mit den Auswirkungen einer restriktiveren Fed-Geldpolitik auf die allgemein hohen Bewertungsniveaus. Folglich lässt der NASDAQ auch unterhalb der Oberfläche deutliche Risse erkennen, was darauf hindeutet, dass wir das Tief in der laufenden Korrektur noch nicht gesehen haben sollten.
Wenn man nur auf den S&P 500 und den NASDAQ 100 starrt, ist es schwierig, diese Risse zu erkennen. Doch beim NASDAQ Composite nimmt die Zahl der Aktien, die neue Tiefs erreichen, zu, während gleichzeitig der Prozentsatz der Aktien, die über ihrem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt gehandelt werden, abnimmt. Zur gleichen Zeit erreicht der Index aber neue Höchststände.
Veränderungen in der Haltung der US-Notenbank von einer ultra-dovishen zu einer weniger dovishen geldpolitischen Ausrichtung können sich ebenfalls erheblich auf die Performance des Index auswirken. Schließlich deutete das FOMC-Protokoll am Mittwochabend darauf hin, dass die Fed über ein rascheres Ende ihres Wertpapierkaufprogramms nachdenkt
Darüber hinaus prognostizieren die Fed-Funds-Futures nun die erste Zinserhöhung möglicherweise schon im Mai. Das gibt nicht nur dem Dollar-Index, sondern auch den zweijährigen US-Anleiherenditen Auftrieb, was darauf hindeutet, dass der Markt auch die Möglichkeit einpreist, dass die Fed ihr Tapering schneller als geplant zu Ende bringt.
Mehr neue Tiefs als neue Hochs
Dies hat dem NASDAQ Composite in den letzten Wochen nicht gerade zu einer Glanzleistung verholfen. Besonders auffällig ist, dass die Zahl der Aktien, die neue Tiefs erreichen, die Zahl der Aktien, die neue Hochs erreichen, übersteigt.
Am 23. November gab es 424 mehr neue Tiefs als neue Hochs. So niedrig stand diese Kennzahl zuletzt beim Corona-Crash im März 2020, und davor im Winter 2018. Doch in beiden Phasen befand sich der NASDAQ Composite bereits ein gutes Stück entfernt von seinen Rekordhochs und wurde nicht mehr unmittelbar an diesen gehandelt.
Prozentualer Anteil der Aktien, die über ihrem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt handeln
Zur Vorsicht mahnt aber auch ein anderer Indikator: Inzwischen liegt der Prozentsatz der Aktien, die über ihrem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt handeln, beim NASDAQ Composite bei nur noch rund 34 % und damit auf einem vergleichsweise sehr niedrigem Niveau. Das lässt darauf schließen, dass sich die meisten Aktien an der NASDAQ nicht mehr in einem langfristigen Aufwärtstrend befinden. Ein so niedriger Wert ist normalerweise nicht die Regel für einen Composite, der in der Nähe seiner Allzeithochs handelt.
Eine divergierende Advance-Decline Line
Doch es kommt noch schlimmer, denn die Advance-Decline-Linie des NASDAQ driftet immer weiter nach unten ab. In der Vergangenheit deutete eine vom Kursverlauf des breiteren Index divergierende Advance-Decline-Linie auf eine bevorstehende Trendwende hin.
Allerdings gibt es auch einen positiven Aspekt für die Bullen. Der aktuelle Verlauf der Advance-Decline-Line ähnelt dem im Jahr 2014, als es bis zum Sommer 2015 dauerte, bis der NASDAQ tatsächlich nach unten drehte. Daher muss eine Advance-Decline-Linie, die bereits Anfang 2021 ihren Höchststand erreicht hat, nicht zwangsläufig bedeuten, dass die NASDAQ-Rallye zu Ende ist.
Sie zeigt uns jedoch, dass es um das Wohlergehen der meisten Mitglieder des NASDAQ Composite nicht sonderlich gut bestellt ist. Die meisten Aktien im NASDAQ Composite haben Schwierigkeiten, und nur eine geringe Anzahl von Aktien spült den Index aktuell nach oben.
Dieses Phänomen kann sich zwar noch weiter fortsetzen, doch deutet es auch darauf hin, dass die derzeitige Rallye wahrscheinlich auf Sparflamme läuft oder sich bestenfalls in den letzten Zügen ihres Lebenszyklus befindet. Um den Bullenmarkt wieder in Gang zu setzen und den längerfristigen Aufwärtstrend wieder aufzunehmen, ist wahrscheinlich zunächst eine vollumfängliche Korrektur erforderlich.