Vielleicht ist es die sommerliche Hitze, die unsere Sicht etwas eintrübt. Angesichts der starken Hitzewelle, müssen wir die Märkte, ähnlich wie ein Baseballwerfer mit einem scharfen externen Blick ins Auge nehmen. Am 31. Juli steht uns die FOMC-Sitzung bevor. Dieser Sitzung kommt aus unserer Sicht eine überragende Bedeutung zu. Der Vorsitzende Powell hat bereits signalisiert, dass eine Lockerung der Geldpolitik bevorsteht. Jeder, der in den letzten 12 Jahren die Märkte verfolgt hat, weiss, dass dies eine Kursreaktion bedeutet. Warum sollten wir unsere knappe Energie auf die Kritik von Präsident Trump an der Geldpolitik der Fed (und die schwächere Dollarnachfrage) verschwenden, auf Nachrichten, dass die USA eine iranische Drohne im Nahen Osten abgeschossen haben, auf Zweifel darüber, wie viel (oder wenig) Fortschritte bei den US-amerikanisch/chinesischen Handelsgesprächen erzielt werden, und auf einen grösseren Mangel an Wirtschaftsdaten aus der ersten Reihe? Was jetzt doch wirklich zählt, ist der Politikpfad der Fed. Der Konsens ist für einen Schnitt von 25 Basispunkten, aber viele möchten noch viel weiter gehen (Analysten haben den verstaubten Spruch "Shock & Awe" wieder herausgeholt) und die Fed-Fonds-Futures implizieren rund 30 Basispunkte.
Das Protokoll der Juni-Sitzung des FOMC zeigte, dass 14 der 17 Mitglieder signifikante Risiken für Wachstum und Inflationsaussichten sehen. Interessanterweise basierte die Risikobewertung weniger auf den inneren Bedingungen wie Arbeit und US-Verbrauchern, sondern auf externen Faktoren wie dem Handel. In dem Protokoll heisst es: "Jüngste schwache Indikatoren für das Vertrauen der Unternehmen, die Unternehmensausgaben und die Produktionstätigkeit, die Handelsentwicklung und Anzeichen einer Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums". Gleichwohl wird Umfang und Zeitpunkt des Zinsschritts eifrig debattiert. Es besteht das Gefühl, dass die Fed nicht in der Realität steht, sondern im Hype eines Handelskrieges gefangen ist. Der Vorsitzende Powell hat in seinen jüngsten Ausführungen in Paris auf die Sorgen um die Entwicklung des Handels und des globalen Wachstums hingewiesen. Eine zweite Ableitung des Politikauftrags der Fed, um es vorsichtig auszudrücken. Die Spannungen im Handel haben das globale Wachstum verlangsamt, mit Risiken nach unten. Nach zwei Jahren apokalyptischer Schlagzeilen ist jedoch zu erwarten, dass die Zahlen im Handel und in der Industrie schwächer ausfallen. Denn Realität ist, dass der Handel weitergeht, trotz der disruptiven Handelspolitik von Trump durch Tweets.
Die US-Wirtschaftsdaten entwickeln sich weiterhin sehr robust, wie dies die soliden Arbeitsmarktzahlen und der Anstieg bei der Inflation zeigen. Auch die Konsumausgaben sind nach wie vor hoch, wenn man die guten Einzelhandelszahlen betrachtet. Ein grösserer Aufsehen erregender Schnitt von 50 Basispunkten ist aus unserer Sicht etwas unzeitgemäss. Die Märkte mögen sich nach Dramatik sehnen, aber wir sehen, dass die Zentralbanken nicht der Urheber einer neuen Anlagepreisentwicklung sein wollen. Wenn die Fed aus vollen Rohren feuern würde, und dies mit fragwürdiger Datenunterstützung, würde dies bedeuten, dass die Zentralbank jetzt jede wirtschaftliche Bedrohung abfängt. Wenn die Vermögenspreise jetzt in die Höhe schnellen, dann wird die offizielle Absolution der Risikoprämien die Bewertungen in absurde Höhen treiben. Eine Kürzung um 50 Basispunkte würde das Risiko eines wirtschaftlichen Abschwungs in den Vordergrund stellen, während ein kosmetischer Schritt von 25 Basispunkten eine Feinjustierung sein wird. Vor dem Hintergrund der aktuellen Unsicherheit wäre dies eine sicherere Strategie. Ein gemässigter Zinsschritt von 25 Basispunkten wird ausreichen, um die Risikobereitschaft für den Rest des Sommers hoch zu halten.
Nachdem so viel auf dem Spiel steht, warum sollte man die Märkte komplizierter machen, als sie es sein müssen?