Diese Optionen hat die Opec, wenn sich die Ölpreis-Krise zuspitzt

Veröffentlicht am 14.11.2018, 09:20
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Der 6. Dezember ist wahrscheinlich der wichtigste Tag in diesem Jahr auf dem Kalender der Ölhändler, da an ihm die Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) zusammentrifft und versuchen wird, den längsten Ausverkauf der Geschichte zu beenden. Allerdings könnte es sein, dass die OPEC sich nicht den Luxus erlauben kann, noch weitere drei Wochen zu warten, wenn der 7 prozentige Preiseinbruch vom Dienstag ein Vorzeichen dafür ist, was in den kommenden Tagen noch am Markt passieren kann. Kämpferische Aussagen zu Produktionssenkungen oder vielleicht sogar eine Notsitzung vor dem 6. Dezember, könnten die stärkeren Optionen sein.

Dominick Chirichella, ein Veteran an den Energiemärkten, der die OPEC für die vergangenen 35 Jahre beobachtet hat, zeigt sich überrascht, wie das aus 15 Mitgliedsstaaten bestehende Kartell—unter Führung Saudi-Arabiens und mit Hilfe von Nichtmitglied Russland, einem der größten Ölproduzenten—in seine jüngste Krise getapst ist. Er meint:

“Die Art und Weise wie die OPEC in der Vergangenheit gearbeitet hat, war so, den Markt mit einer Serie von halb-minütigen Nachrichtenschnipseln zu bombardieren, um das Terrain im Hinblick auf verschiedene Strategien zu sondieren, die sie auf ihrer nächsten Sitzung in Betracht ziehen werden.”

Chirichella verwies darauf, dass als Saudi-Arabien über das Wochenende zum ersten Mal an die Medien ging und seine Ansicht ausdrückte, dass die Produktion im Dezember um 1 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) müsste und es für die Hälfte dieser Produktionssenkung aufkommen werde, der Markt am Montag mit einer halbherzigen Rallye antwortete, bevor der Ölpreis den Handel tiefer beendete.

Diese Antwort hätte dem Geschäftsführer für Risikoabschätzung und Handelsgeschäfte am New Yorker Energy Management Institute nach, den Saudis sagen müssen, dass 1 Mio bpd “vielleicht nicht genug” sind. Und doch gab die OPEC dann am Dienstag einen Monatsreport heraus, der wenig Gutes für den Ölpreise verheißt, da sie ihre Prognose für das Wachstum der Nachfrage in 2018 senkte, wegen einem von ihre vorhergesehenen schwächeren Verbrauch im Nahen Osten und in China, während sie gleichzeitig ihre Annahmen für die Produktion außerhalb der OPEC für das Jahr nach oben korrigierte. Und die Reaktion am Markt? Ein monumentaler Einbruch um 7%.

Tauchfahrt vom Dienstag weiter rätselhaft

Einige sagen, der Einbruch vom Dienstag wurde weniger von dem OPEC-Report verursacht, sondern eher von dem der Internationalen Energieagentur (IEA), deren Geschäftsführer Fatih Birol die US-Ölfirmen beschwor, ihre Ölförderung weiter anzuheben, obwohl diese ohnehin schon ein Rekordniveau erreicht hat. Die IEA vertritt vor allem die Interessen westlicher Ölimporteure. Birol meinte, dass die Vereinigten Staaten mit der Zeit “ein Russland” wert an Förderung zu ihrer gegenwärtigen Produktion von 11,6 Mio bpd hinzufügen könnten.

Phil Davis, der mit Aktien und Öl für PSW Investments aus New York handelt, gibt zu Bedenken, dass Gerüchte, dass Russland den Saudis bei der Produktionssenkung nicht folgen wolle, die jüngste Verkaufswelle beim Öl ausgelöst haben könnten. Und weiter:

“Ich stelle mir vor, dass ein großer Fonds auch dabei gewesen sein könnte, eine große Position aufzulösen, etwas, wovon wir wahrscheinlich in Zukunft noch hören werden.”

Einige machten quantitative oder algorithmische Handelsmodelle verantwortlich, die im Wesentlichen basierend auf Preisziele kaufen und verkaufen, ohne Fundamentaldaten oder Emotionen zu berücksichtigen. Ein paar gaben Liquidationen vor dem Auslaufen von Dezember-Optionen auf US-Rohölfutures am Mittwoch an, da Händler versuchen ein gewaltiges open Interest (offene Positionen) von fast 34.000 Posten an Verkaufsoptionen zu bereinigen. Andere meinten, es handele sich um den anhaltenden Angstfaktor, der seit US-Präsident Donald Trumps Tweets vom Montag im Markt ist, als dieser die OPEC aufforderte, die Förderung nicht zu senken.

Wird Öl als Nächstes unter 50 USD das Fass sinken?

Was auch immer der Auslöser war, die Ölpreise liegen mittlerweile fast 30% unter ihren Vierjahreshochs von Anfang Oktober, die sie auf die Aussicht auf ein knappes Angebot durch die US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte erreicht hatten, bevor der Kollaps einsetzte, vor allem wegen Washingtons Ausnahmegenehmigungen von den Sanktionen.

WTI Weekly Chart

Die US-Leitsorte West Texas Intermediate bewegt sich an einem Jahrestief von 55 USD das Fass entlang, während sie vor sechs Wochen hoch zu fast 77 USD gehandelt wurde. Britisches Brent steht auf einem Achtmonatstief von rund 65 USD, während es vor eineinhalb Monaten noch auf einem Hoch von 87 USD gelegen hatte.

Und die Verkäufe gingen am Mittwoch am 13. Tag in Folge weiter, was dies den längsten unablässigen Preisrückgang am Ölmarkt macht. Die Frage ist natürlich, wie weit können die Preise noch sinken.

Adam Sarhan vom Kapitalmarktfonds 50 Park Investments aus New York sagt WTI hat “jedes Potential” unter 50 USD einzubrechen. Und weiter:

“Das Momentum allein ist äußerst bärisch und ganz klar hat die Angst vorm Unbekannten vom Markt Besitz ergriffen. In Bärenmärkten kann es zu Überraschungen nach unten kommen und keine Abwärtsbewegung sollte übermäßiges Erstaunen auslösen.”

John Kilduff, Partner beim New Yorker Energiehedgefond Again Capital stimmt dem zu und sagt:

“Auf dem Chart sieht es so aus, als sollten wir bei WTI ein Februartief von 52 USD testen. Aber mein Preisziel im schlimmsten Fall liegt zwischen 46 und 48 USD.”

Wie wird die OPEC reagieren?

Die wichtigeren Fragen sind: Wie wird die OPEC reagieren? Und wird sie bis zum 6. Dezember warten?

Phil Flynn von der Price Futures Group aus Chicago sagt, er sei sich sicher, dass die OPEC eine Notsitzung einberufen wird, um zu versuchen den Preis wieder nach oben zu schieben. In einer Email an Investing.com schrieb er:

“Das sollten sie besser machen! Ihr größter Fehler war, nicht auf Donald Trumps letzte Twittermeldung zu antworten. Sie ließen es so aussehen, als hätten sie Angst, die Förderung zu senken und sich seinem Ärger auszusetzen.”

Kilduff schließt sich dem an und sagt:

“Eine Notmaßnahme kann nicht ausgeschlossen werden, insbesondere wenn wir in den nächsten zwei Tagen unter 50 USD gelangen und es Zeit gibt, noch mehr Schaden anzurichten.”

Die OPEC hat in der Vergangenheit Notfallsitzungen anberaumt, um ihre Preisstützungsmaßnahmen zu koordinieren, aber sich dazu nur selten aufgerafft. Hinzu kommt, dass die nächste ordentliche Sitzung ohnehin in nur drei Wochen kommt, sodass es schwer sein könnte, eine weitere noch davor zu organisieren, sagen Analysten, die kalkulieren, es könnte bis zu 10 Tage dauern, um sich auf einen weiteren Gipfel zu einigen. Nur als Beispiel: Die Sitzung vom 6. Dezember sollte ursprünglich drei Tage eher stattfinden, musste aber wegen Konflikten verschoben werden. Kilduff meinte:

“Die andere Sache, die sie tun können, ist den Ton zu verschärfen—dass die kommenden Einschnitte tiefer als gedacht ausfallen werden, vielleicht bis zu 2 Mio bpd.”

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