Während die Aktienmärkte zuletzt einen Großteil der Verluste aus dem Corona-Crash wieder aufgeholt haben, präsentiert sich Palladium schwach. Bereits seit Wochen pendelt der Kurs in einer ungewöhnlich engen Spanne seitwärts. Anleger müssen vor allem langfristig einen wichtigen Faktor beachten. Wir stellen die Analyse von Ophirum vor…
Kräftige Kursbewegungen waren bei Palladium in der jüngeren Vergangenheit häufig zu beobachten. Der Trendpfeil zeigte fast durchweg aufwärts, im Februar lag sogar die 3000-Dollar-Marke in Reichweite. Selbst der Corona-Rückschlag auf unter 1600 Dollar wurde schnell wieder aufgeholt. Doch seit April lässt die Begeisterung spürbar nach, derzeit stellt die runde 2000er-Schwelle eine zu hohe Hürde dar.
Ähnlich wie das deutlich günstigere Schwestermetall Platin wird Palladium vor allem in Katalysatoren für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren eingesetzt. Palladium wird überwiegend bei der Abgasreinigung von Benzinern eingesetzt und profitierte daher in den vergangenen Jahren vom Dieselskandal. Der Anteil von Benzinfahrzeugen an den Neuzulassungen stieg deutlich an und lag in Europa 2019 bei knapp 60 Prozent. Zusätzlich befeuert wurde die Nachfrage durch weltweit immer strengere Emissionsgesetze, die eine höhere Beladung von Abgaskatalysatoren erfordern. Die Automobilindustrie ist mit gut 85 Prozent der Hauptabnehmer des Katalysatormetalls.
Automobilindustrie im Rückwärtsgang
Entsprechend kräftig reagierte der Preis im Frühjahr auf die sich abzeichnende weltweite Rezession und den Einbruch in der Automobilproduktion. Bisher kommt die Fahrzeugindustrie nur schwer auf die Beine. Im Vorjahresvergleich zeichnet sich ein Minus von gut 40 Prozent ab, für das Gesamtjahr wird ein Rückgang um 26 Prozent erwartet.
Die Regierungen in Europa haben daher umfangreiche Konjunkturpakete auf den Weg gebracht, um die negativen Folgen aufzufangen. Allerdings profitieren von den Fördermaßnahmen vor allem emissionsfreie Fahrzeuge. So verdoppelte die Bundesregierung die Kaufprämien für Elektrofahrzeuge und stellte keine Förderung für Autos mit Verbrennungsmotoren in Aussicht. Ähnlich ist die Lage in Frankreich und Spanien.
Mit der kräftigen staatlichen Unterstützung könnte der Wandel vom Verbrennungsmotor zu Elektroautos schneller erfolgen als bisher erwartet. Je mehr Verbraucher wegen der Subventionen ein emissionsfreies Auto einem Benziner bevorzugen, desto deutlicher könnte die Palladiumnachfrage darunter leiden. Zwar kommt das Edelmetall auch in der Zukunftstechnologie der Brennstoffzellen zum Einsatz, aber ein Ausgleich wird wohl nicht gelingen. Prognosen von Heraeus zufolge könnte die Palladiumnachfrage um 100.000 Unzen und somit gut drei Tonnen sinken. Erstmals seit 2009 dürfte der Palladiummarkt in diesem Jahr daher einen kleinen Überschuss aufweisen.
Lethargie hält an
Angesichts der enormen Unsicherheit scheint die Fantasie auf der Oberseite begrenzt. Nur wenn die Konjunktur und somit auch Konsumlaune deutlich anspringen, dürfte Palladium die 2000er-Schwelle klar hinter sich lassen. Ein scharfer Preiseinbruch ist aber ebenfalls kaum zu erwarten. Weltweit gibt es nur wenige wirtschaftlich lohnende Förderregionen, die vor allem in Südafrika und Russland liegen. Das Angebot ist preisunelastisch, die Menge reagiert kaum auf Kursveränderungen. Unter dem Strich könnte daher die Lethargie der vergangenen Wochen noch länger anhalten.
Quelle: ophirum