Der Palladiumpreis hat wichtige charttechnische Hürden genommen und befindet sich in einer dynamischen Aufwärtsbewegung. Das Potenzial ist möglicherweise noch lange nicht erschöpft. Steigt der Preis in Richtung 2500 USD? Eine Erholung in der Autoindustrie und wachsende Spannungen mit Russland könnten dieses Szenario begünstigen.
Das Edelmetall Palladium ist seit geraumer Zeit in Bewegung. Im Mai 2021 hatte der Preis pro Feinunze kurzzeitig an der Marke von 3000 USD gekratzt. Dies markierte das bisherige Allzeithoch. Danach kam es jedoch zu einer deutlichen Korrektur der vorangegangenen, mehrjährigen Aufwärtsbewegung. Im Dezember notierte der Palladiumpreis bei 1600 USD. Von diesem Niveau aus setzte der Markt zu einer Rallye an.
36 % Kursgewinn in sechs Wochen
In rund sechs Wochen konnte der Preis für Palladium nun rund 36 % zulegen. Aktuell notiert die Feinunze bei 2177 USD. Technisch spricht vieles für den Markt. Der Widerstand bei knapp 2000 USD wurde nach einer kurzen Konsolidierung mit einer dynamischen Aufwärtsbewegung überwunden. Auch der nächste Widerstand auf dem Niveau nahe 2150 USD wurde ohne nennenswerte Verlangsamung geknackt. Nun ist aus charttechnischer Sicht der Weg bis ca. 2350 USD weitgehend frei.
Palladium hatte trotz der Rallye in der ersten Jahreshälfte – ursächlich hierfür war vor allem ein Rückgang der Produktion in Russland – im Gesamtjahr mit einer Performance von -20 % schlechter als alle anderen Edelmetalle abgeschnitten.
Der Grund dafür offenbarte sich vor allem im zweiten Halbjahr. Hier wurden die Auswirkungen der Lieferketten Schwierigkeiten in der Automobilindustrie besonders deutlich. Insbesondere die Knappheit bei Halbleiterchips führte zu einem Rückgang der Nachfrage aus der Fahrzeugindustrie. Die weltweite Pkw Produktion 2021 verfehlte die Erwartungen vom Beginn des Jahres letztlich um 10 Millionen Stück.
Steigende Nachfrage der Automobilindustrie im Laufe von 2022?
Sollte sich der Engpass in der Automobilindustrie im Laufe des Jahres legen, könnte die Nachfrage nach Palladium aus diesem Industriezweig deutlich steigen. Aktuell können Automobilhersteller ihre Fahrzeuge mit recht hohen Margen verkaufen.
Stehen durch mehr verfügbare Halbleiterchips auch zusätzliche Produktionskapazitäten zur Verfügung, dürften diese rasch für eine Ausweitung der Produktion genutzt werden. Dies könnte dem Palladiumpreis weiteren Auftrieb verleihen.
Ein weiterer Grund für den Anstieg könnten die wachsenden Spannungen mit Russland sein. Von der weltweiten Palladiumproduktion in Höhe von 210 t entfielen 2020 rund 91 t auf Russland. Im Zusammenhang mit geopolitischen Spannungen sind Engpässe durch sinkende russische Exporte (etwa infolge von Handelsembargos) zumindest nicht auszuschließen.
Palladium wird in Russland beim Abbau von Kupfer und Nickel gewonnen (in Südafrika ist es ein Nebenprodukt des Platinabbaus). Ein wichtiger Produzent ist das börsennotierte Unternehmen Norilsk Nickel (MCX:GMKN) (WKN: 728841 / ISIN: RU0007288411), das unter anderem im nordrussischen Gebiet Taimyr und auf der Halbinsel Kola an der Barentssee produziert. Der weltweite Marktanteil des Unternehmens wurde 2019 auf 40 % geschätzt.
Sinkendes Angebot aus Russland wäre kaum zu kompensieren
Deutlich sinkende Palladiumangebote aus Russland könnten kaum durch andere Produzenten ausgeglichen werden. Nach Russland sind Südafrika (Produktion 2020: 81 t) und Kanada (20 t) die wichtigsten Produzenten. Die drei größten Erzeugerländer machen zusammen rund 87 % der weltweit geförderten Menge aus. Geringere Mengen werden in Simbabwe und den USA produziert.
Die dynamische Aufwärtsbewegung seit Dezember lässt Anleger hoffen, dass der vorangegangene Kursrutsch nur vorübergehend war und der langfristige, seit 2016 bestehende Aufwärtstrend nun wieder aufgenommen wird. Ganz so weit ist es jedoch noch nicht. Der Markt hat bislang lediglich einen Teil der Korrektur wieder rückgängig gemacht und wichtige langfristige Trendlinien noch nicht wieder überschritten.
Sollte sich der Palladiumkurs wieder in Richtung Allzeithochs entwickeln, würden davon nicht zuletzt Palladiumproduzenten profitieren. Neben den großen Konzernen mit den wesentlichen Weltmarktanteilen gibt es auch kleinere Gesellschaften wie zum Beispiel das kanadische Rohstoffexplorationsunternehmen Sienna Resources Inc. (TSXV:SIE) (TSX.V: SIE; WKN: A1XCQ0; ISIN:CA82621E1060).
Das Unternehmen besitzt eine Explorations- und Optionsvereinbarung für das Projekt im schwedischen Slättberg, dass neben Platin und Nickel auch Palladium fördern soll. Dabei kooperiert Sienna mit der Bergbaugesellschaft EMX Royalty (TSXV:EMX) (ISIN: CA26873J1075).