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Profi-Investoren scheuen Aktien wie seit 14 Jahren nicht

Veröffentlicht am 26.04.2023, 13:24
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Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Institutionelle Investoren sehen den Aktienmarkt so kritisch wie seit der Finanzkrise nicht. Das geht aus der monatlichen Umfrage der Bank of America (NYSE:BAC) (BoA) unter Fondsmanagern hervor. Demnach haben Vermögensverwalter Aktien im Vergleich zu Anleihen so stark untergewichtet wie seit dem Jahr 2009 nicht mehr.

Der Rückzug der Profianleger aus dem Aktienmarkt begann im vergangenen Jahr, als die US-Notenbank Federal Reserve Zinserhöhungen einleitete. Zuletzt wirkten sich die Turbulenzen im Bankensystem -etwa die Pleite der Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ) und die chaotische Übernahme der Credit Suisse (SIX:CSGN) durch die UBS (SIX:UBSG) - auf die Einschätzung der Marktteilnehmer aus.

Anleihen sind nicht mehr nur der „sichere Hafen“

Es würde jedoch deutlich zu kurz greifen, den Anleihemarkt nur als sicheren Hafen zu interpretieren, den Fondsmanager in Zeiten der Unsicherheit reflexhaft ansteuern. Es hat sich etwas Entscheidendes geändert: Das Zinsniveau.

Die Anleiherenditen sind so hoch wie lange nicht. Gleichzeitig erwarten die meisten Marktteilnehmer, dass der Zinserhöhungszyklus in den USA bald endet. Viele Vermögensverwalter rechnen damit, derzeit zu günstigen Kursen in Schuldverschreibungen einsteigen zu können.

Gewicht zwischen Aktien- und Anleihemarkt verschoben

Das neue Zinsniveau hat auch die Kräfteverhältnisse zwischen Anleihen- und Aktienmarkt verändert. Derzeit notieren zehnjährige US-Staatsanleihen mit einer Rendite von 3,4 %. Im vergangenen Monat waren es zeitweise mehr als 4 %.

In der kurzfristigen Perspektive – die stärker als die langfristigen Anleiherenditen von dem derzeitigen Zinserhöhungszyklus betroffen ist – bringen Staatsanleihen sogar noch mehr. Bei drei Monaten Restlaufzeit liegt die US-Rendite derzeit bei gut 5,1 %.

Dabei sind Anleihen mit deutlich weniger Risiko und Volatilität verbunden als Aktien. Für Vermögensverwalter - die stets die optimale Lösung für den Zielkonflikt zwischen Risiko und Rendite suchen müssen - ein starkes Argument.

Doch das Desinteresse an Aktien resultiert nicht nur aus der Konkurrenz des Anleihemarktes. Auch die wirtschaftlichen Erwartungen der Fondsmanager sind schlecht. Laut der Bank of America Umfrage erwarten 63 % der Befragten in den kommenden zwölf Monaten ein schwächeres weltweites Wirtschaftswachstum. Zuvor hatte sich dieser Wert in den vier vorangehenden Monaten jeweils verbessert.

35 % sehen die Gefahr einer Kreditklemme und einer globalen Rezession. Weitere oft genannte Risiken sind hohe Inflationsraten - und damit einhergehend weiterhin hohe Zinsen – und ein systemisches Ereignis am Kreditmarkt. Insbesondere Gewerbeimmobilien in den USA und der EU gelten als anfällig. Die Fondsmanager reagieren und reduzieren das Risiko ihrer Portfolios.

US-Privatanleger verkaufen Aktien für netto 750 Mrd. USD

Auch amerikanische Privatanleger ziehen sich aus dem Aktienmarkt zurück. Goldman Sachs (NYSE:GS) etwa rechnet damit, dass Privathaushalte diesem Jahr netto Aktien im Wert von 750 Mrd. USD verkaufen. Von Anfang 2020 bis Mitte 2022 investierten die Haushalte netto 1,7 Billionen USD in den Aktienkauf. Die Haushalte spielen auf dem US-Aktienmarkt eine bedeutende Rolle, besitzen sie doch 40 % der gesamten Marktkapitalisierung des Landes.

Im März ergab eine Umfrage der American Association of Individual Investors, dass die Anleger ihr Anleiheengagement auf den höchsten Stand seit 2021 erhöht haben, während das Engagement in Aktien zwar weiterhin über dem langfristigen Durchschnitt, aber rückläufig war. Die Befragten hatten 65 % ihres Portfolios in Aktien, 15 % in Bonds und 20 % in Cash investiert.

60/40 Portfolio: Comeback nach schwachem Jahr 2022

Privatanleger stellen sich ganz ähnliche Fragen wie Fondsmanager. In diesen Zeiten könnte ein Investmentansatz wieder in den Blickpunkt rücken, den viele nach der endlosen Nullzinspolitik bereits vergessen haben: Das 60/40 Portfolio.

Dabei handelt es sich um ein Portfolio, das zu 60 % in US-Aktien und zu 40 % in US-Staatsanleihen investiert ist. Im Jahr 2022 erzielte dieses Portfolio ein Minus von 16 % - das schlechteste Ergebnis seit 2008. Langfristig gilt der Ansatz jedoch als ausgesprochen erfolgreich.

Laut Dow Jones Market Data legte dieses Portfolio in den vergangenen 35 Jahren bis Ende 2022 um durchschnittlich 9,3 % pro Jahr zu. Anders gerechnet: Hätte ein Investor 1988 genau 10.000 USD in das 60/40 Portfolio investiert, läge der Wert seines Depots heute - unter Berücksichtigung eines jährlichen Rebalancings - bei mehr als 180.000 USD.

Der Erfolg des 60/40 Portfolios beruht auf einer ausgleichenden Wirkung des Aktien- und Anleiheanteils auf die Gesamtperformance. So reduziert der Anleiheanteil bei deutlichen Kursrückgängen am Aktienmarkt die Verluste des Gesamtportfolios im Vergleich zu einem Depot mit 100 % Aktienquote.

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