Repos – Bilanzkosmetik oder wichtiges Finanzierungsinstrument?

Veröffentlicht am 22.04.2022, 15:08

Die Antwort lautet: beides. Doch was sind Repos? Repos (vom engl. repurchase operation) oder auch Rückkaufvereinbarungen sind Finanztransaktionen, bei denen Verkauf und Rückkauf von Vermögen (meist von Wertpapieren) direkt miteinander verbunden sind. Dabei beträgt die Laufzeit der Vereinbarung normalerweise einen Tag (engl. overnight repo oder Übernacht-Repo) bis zu einem Jahr und der Zeitpunkt des Rückkaufs kann entweder von vornherein oder nachträglich festgelegt werden. Übergeordnet handelt es sich um Pensionsgeschäfte, bei denen der Pensionsgeber (Verkäufer) dem Pensionsnehmer (Käufer) Vermögensgegenstände für eine vereinbarte Geldsumme überlässt und nach Laufzeitende gegen Rückzahlung ebendieser Summe inklusive Zinsen wieder zurücknimmt. Im Allgemeinen wird zwischen echten und unechten oder inversen beziehungsweise umgekehrten Pensionsgeschäften (engl. reverse repo) unterschieden. Bei echten Pensionsgeschäften verbleiben die verkauften Vermögensgegenstände weiterhin in der Bilanz des Pensionsgebers, bei unechten hingegen müssen sie in der des Pensionsnehmers aufgeführt werden. Zudem ist bei echten Pensionsgeschäften der Pensionsnehmer verpflichtet, die Vermögensgegenstände wieder zurückzugeben, während er bei unechten lediglich dazu berechtigt ist.
Der Sitz der EZB in Frankfurt am Main.

Repos werden von Finanzinstitutionen gerne genutzt, um sogenannte Bilanzkosmetik zu betreiben und die eigene Bilanzsumme zu senken und damit auch die Eigenkapitalanforderungen, also die Menge an Eigenkapital, das vorgehalten werden muss, um unerwartete Verluste zu decken. Sie sind aber auch wichtige Instrumente am Geldmarkt und dienen Banken zur Beschaffung von Liquidität, oder anders gesagt von ausreichend Zahlungsmitteln. Bei den Zentralbanken geschieht dies im Rahmen von Offenmarktgeschäften. So fungiert beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) als Pensionsnehmer bei Pensionsgeschäften mit den Geschäftsbanken. Sie kauft dabei Wertpapiere entweder direkt von den Banken oder über die Börse. Im Gegenzug erhalten die Geschäftsbanken Zentralbankgeld, das sie nutzen können, um ihrer Mindestreservepflicht nachzukommen, also um über genügend Guthaben zu verfügen, das jederzeit in Bargeld umgewandelt oder für den Zahlungsverkehr verwendet werden kann. Diese Pensionsgeschäfte sind die häufigsten bei Offenmarktgeschäften und werden auch Hauptrefinanzierungsgeschäfte genannt. Rund drei Viertel der Geldbasis stellt die EZB den Geschäftsbanken unter normalen Bedingungen darüber zur Verfügung. Zu regelmäßigen Terminen in jeder Woche bietet die EZB den Geschäftsbanken eine Woche lang die Möglichkeit zu Hauptrefinanzierungsgeschäften an und übernimmt so noch wesentlich komplexere Aufgaben als die allseits bekannte Gelddruckerei. Offenmarktgeschäfte sind also ein wichtiges Finanzierungsinstrument bei der Geldpolitik der EZB, mit dem sie auch indirekt Einfluss auf die Zinsen am Geld- und Kapitalmarkt nehmen kann. Denn der Zinssatz, der bei ihren Pensionsgeschäften angewendet wird, ist gleichzeitig ihr wichtigster Leitzins.
HKCM

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