Nach 1,7% im Juli sind im August die Verbraucherpreise in den USA um 1,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Eine Preissteigerung von 0,4% gab es gegenüber dem Vormonat. Erwartet wurde nur ein Anstieg von 1,8% beziehungsweise 0,3%. Ausschlaggebend für die anziehenden Preise sind die höheren Benzinpreise. Diese legten so stark zu wie seit Jahresbeginn nicht mehr.
Inwieweit dies mit der Hurrikan-Saison im Zusammenhang steht, kann das zuständige US-Arbeitsministerium noch nicht eindeutig beurteilen. Durch die Stürme wurden Ende August viele Raffinerien in Texas zur zeitweisen Schließung gezwungen.
Fed-Inflationsziel fast erreicht
Es dürfte im Interesse der US-Notenbank sein, wenn dieser Inflationsanstieg nicht nur vorübergehend sein sollte. Die Fed könnte dies als weiteres Zeichen dafür werten, dass die US-Wirtschaft stark genug für eine weniger expansive Geldpolitik ist. Schließlich ist das Ziel der Geldpolitiker neben der Vollbeschäftigung eine Inflation von 2 %. Laut offiziellen Zahlen herrscht in den USA bereits Vollbeschäftigung und das 2%-Ziel liegt mittlerweile in greifbarer Nähe.
Besonderes Augenmerk richten die Notenbanker dabei auf die Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher, bei denen die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausgeklammert werden. Doch auch die Kerninflation lag im August schon bei +1,7 %, nach ebenfalls +1,7 % im Juli. Entsprechend gestiegen ist die Erwartung, dass die Fed auf ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch, den 20. September, den Beginn der Bilanzreduzierung verkündet.
Neben Benzin zieht auch der Ölpreis an
Auch für den Fall, dass der Anstieg der Benzinpreise durch die Hurrikan-Saison verstärkt wurde, kann es sich bei dem (Inflations-)Anstieg, um einen nachhaltigen Anstieg handeln. Schließlich legten auch die Ölpreise deutlich zu, obwohl das Zentrum der Ölproduktion im Golf von Mexiko nicht betroffen war. Entsprechend müssten die Ölpreise eigentlich schwächeln, da das Ölangebot gleich blieb, während die Nachfrage in den betroffen Regionen durch die lahmgelegte Wirtschaft zurück ging. Da „nur“ Raffinerien betroffen waren, kletterten die Preise für Benzin deutlich höher als für Öl – aber immerhin stieg auch der Ölpreis!
Die Bemühungen der OPEC tragen Früchte
Das könnte aber auch die OPEC verursacht sein. Die OPEC-Mitglieder und einige Nicht-OPEC-Länder kamen zur Übereinkunft, von Januar 2017 bis März 2018 ihre Ölförderung zu drosseln (siehe dazu auch unter anderem Börse-Intern vom 14. Dezember 2016). Anscheinend tragen diese Bemühungen erste Früchte. So geht aus dem Monatsbericht der OPEC hervor, dass die Ölförderung der Mitgliedsstaaten im August zum ersten Mail seit April verringert wurde.
Angebot kleiner als Nachfrage
Auf der anderen Seite erhöht sich die globale Ölnachfrage weiterhin moderat. Das Resultat ist, dass die laufende Rohölproduktion seit einigen Monaten im Durchschnitt etwas niedriger ist als die Nachfrage. Die hohen Lagerbestände dürften deshalb sehr langsam abgebaut werden.
Abwärtstrend im Ölpreis gebrochen
Bereits seit geraumer Zeit befindet sich der Ölpreis nicht nur auf einem relativ niedrigen Niveau, sondern auch in einem Abwärtstrend. Durch die aktuelle Ölpreisstärke wurde dieser jedoch nach oben gebrochen (siehe grüner Pfeil im Chart). Deshalb notiert der Ölpreis wieder bei meinem Zielkurs von 50 US-Dollar (blaue Linie).
Das Ende der Korrektur hatte ich bereits in der Börse-Intern vom 12. Juli angekündigt. Damals hatte ich mit folgendem Chart den aktuellen Kursanstieg auf das Zielniveau prognostiziert:
Als Voraussetzung für diesen Anstieg musste nur noch ein höheres Hoch oberhalb von 47,32 USD ausgebildet werden. Dieses wurde schon kurze Zeit später erreicht. Anschließend stieg der Ölpreis bis zum Zielkurs von 50 USD.
Zusammen mit den entstandenen dortigen Hochs und den anschließenden Rücksetzer entwickelte sich ein neuer Abwärtstrendkanal (dunkelroter Bereich im aktuellen Chart). Dieser wurde nun aber mit einem dynamischen Anstieg nach oben gebrochen (grüne Ellipse). Laut Charttechnik hat der Ölpreis nun freie Bahn bis zum oberen Ende der Seitwärtsrange bei ca. 56 USD.
Die Fed wird etwas tun müssen
Das könnte dann dazu führen, dass die Inflation in Bereiche vordringt, bei denen die Fed eine erneute Zinsanhebung vornehmen muss. Eigentlich ist hauptsächlich die Kerninflation ausschlaggebend, aber der steigende Ölpreis wird sich zwangsläufig auch in anderen Gütern widerspiegeln. Es würde also für die Fed-Chefin Janet Yellen durchaus Sinn machen, auf der Sitzung im September die Bilanzreduzierung zu beschließen, damit bis zum nächsten Zinsschritt etwas Zeit verstreichen kann.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus