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Ruhe an Märkten - "Old Economy" kommt - gut für Kontinentaleuropa!

Veröffentlicht am 13.04.2021, 09:17
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1891 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1876 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,71. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130,45. EUR-CHF oszilliert bei 1,0993.

In den letzten 24 Stunden dominiert weiter ruhiges und überschaubares Fahrwasser an den Finanzmärkten. 

Westliche Aktienmärkte mäandern auf den erhöhten Niveaus. Edelmetalle stehen unter leichtem Druck, obwohl der USD bezüglich Strukturdaten aus letzten Löchern pfeift. Ich verweise auf das Federal Budget (Datenpotpourri), das gestern veröffentlicht wurde. Chinas Importdaten unterstreichen die Bedeutung Chinas für die Wiederbelebung der Weltwirtschaft (wie bereits nach 2008!). 

Auch die westliche Politik verzichtete in den letzten 24 Stunden auf weitere Eskalationsschritte gegen Russland und China. Ich bin ganz irritiert …

Aus Deutschland wurden auf der Eröffnung der virtuellen Hannover-Messe Daten und Fakten geliefert, die mehr als nur erfrischend sind. Sie bedürfen einer intensiven Würdigung, denn sie belegen, dass die konjunkturellen Chancen für Kontinentaleuropa und Deutschland besser stehen als im Mainstream wahrgenommen.


"Old Economy" kommt - gut für Kontinentaleuropa!

In Industrie und Mittelstand nehmen die Anzeichen zu, dass die Wirtschaft in absehbarer Zeit wieder ein Niveau wie vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht. Das ist nicht erstaunlich, da wir seit dem ersten Lockdown in einer geteilten Wirtschaft leben. Der produzierende Sektor ist seitdem nur noch indirekt betroffen.

Die geplanten Wirtschaftsprogramme auf globaler Ebene bedürfen zukünftiger Produktion und Vorbereitung. Sie sind historisch betrachtet massiv und implizieren neben der Investitionsgüternachfrage aus dem Grundrauschen der globalen Wirtschaft zusätzliche Nachfrage mindestens bis 2025.

Insbesondere in den westlichen Wirtschaftsräumen gab es zudem in der Phase 2017 bis Ende des 3. Quartals 2020 eine Unterinvestition wegen Trumps Politik gegen das globale Wirtschaftsorganigramm und China als auch die EU. Zusätzlich stieg die Verunsicherung durch die Corona Pandemie in den ersten neun Monaten der Corona-Pandemie und bremste Investitionstätigkeit. 

Anders ausgedrückt sind markante Aufholinvestitionen aus der Phase 2017-2020 erforderlich. Ich erinnere daran, dass Investitionsgüter über einen Zeitraum von 10 Jahren abgeschrieben werden und im Zeitverlauf kostenintensiver werden (Reparatur, Effizienz). Dieser Aspekt der Aufholinvestitionen ist meines Erachtens unterschätzt.

Erst seit dem 4. Quartal 2020 kommt es zu einer messbaren Belebung im Investitionsgütersektor. Damit ist dieser Zyklus noch in den frühen Kinderschuhen. Insbesondere die Lieferengpässe bei Halbleitern, aber auch erkennbare Lieferprobleme bei Stahl sind anekdotische Evidenz der Notwendigkeit des Ausbaus.  

Der BDI prognostizierte gestern auf der virtuellen Hannover-Messe für die Industrieproduktion ein kräftiges Plus in Höhe von 8% gegenüber 2020. Laut BDI sei die Industrie derzeit der Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft. Die Auftragseingänge lägen bereits über Vorjahres- und sogar Vorkrisen-Niveau. 

Wir freuen uns sehr über diese Bewertung des BDI, da sie im Einklang mit unseren Prognosen über das Revival der „Old Economy“ stehen (seit 3. Quartal 2020).

Der BDI senkte die BIP-Prognose per 2021 von 3,5% auf 3,0% bezüglich der Folgen des länger andauernden Lockdowns (Beeinträchtigung des Dienstleistungssektors). Die Exporte Deutschlands sollten 2021 um 8,5% zulegen (revidiert von 6,0%).

Der zumeist mittelständisch geprägte deutsche Maschinenbau sieht die Talsohle hinter sich. Zum 2. Mal innerhalb weniger Monate passte er seine Produktionsprognose für 2021 nach oben an. Demnach soll sich die Expansion auf 7% stellen (revidiert von 4%). Laut Ansicht des Verbandspräsidenten seien die Aussichten für weiteres Wachstum in China und anderen asiatischen Ländern sowie den USA gut. 

Die Unternehmen der Elektroindustrie peilen in diesem Jahr ein Wachstum von 5% an. Damit würden 80% des Rückgangs aus 2020 aufgeholt. Die Kapazitätsauslastung sei mit 82% im 1. Quartal 2021 fast beim Vorjahresniveau angekommen. Zudem sorgten auch die Auftragseingänge für Optimismus. Im Februar habe es einen Zuwachs von 13% zum Vorjahr gegeben.


Fazit:

Die "Old Economy" ist in der Frühphase des Starts. Da kommt noch deutlich mehr! Kontinentaleuropa und insbesondere Deutschland sollten im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen hinsichtlich der Strukturen überproportional profitieren. Ist diese absehbare Entwicklung an den Märkten bereits diskontiert?


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Im Lockdown resilienter als angenommen 

Die Einzelhandelsumsätze, maßgeblich betroffen durch die neuerlichen Lockdowns, nahmen per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 3,0% (Prognose 1,5%) nach zuvor -5,2% (revidiert von -5,9%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,9% (Prognose -5,4%) nach zuvor -5,2% (revidiert von -6,4%).

Die Resilienz in diesem Sektor ist bemerkenswert. Die Bereitschaft zum Konsum erscheint trotz der Beschränkungen ausgeprägt zu sein. Hinsichtlich des „Zwangssparens“ in den letzten 12 Monaten durch die politisch verfügten Zwangsmaßnahmen ergibt sich profundes Aufwärtspotential mit der absehbaren Lockerung der Lockdowns.


USA: Haushaltslage prekär (konsumtive Verwendung)

Das Federal Budget als Teilmenge der öffentlichen Verschuldung wies per Berichtsmonat März einen Fehlbetrag in Höhe von 660 Mrd. USD nach zuvor -311,0 Mrd. USD aus. Im Vorjahr lag das Defizit bei 119,0 Mrd. USD.

Diese massiven öffentlichen Defizite generieren den höheren Wachstumspfad gegenüber der Eurozone. Es ist maßgeblich "Helikoptergeld", das konsumtiv und nicht investiv wirkt. Vor dem Hintergrund dieser Input-Intervention verbietet sich sachlich ein Vergleich mit den Output-Daten anderer Länder (Asymmetrie des Inputs). 

Qualitativ belegt es die strukturellen Schwächen der US-Wirtschaft, die erstaunlicherweise weder medial noch politisch in angemessener Form thematisiert werden. Ist das politisch nicht korrekt? Werden die USA bewusst geschont? Ist das weitgehende Ausbleiben der erforderlichen kritischen Würdigung nicht auch eine Form eines Narratives?  


China: Starke Importe unterstützen globale Erholung

Der Handelsbilanzüberschuss Chinas fiel per März wegen eines starken Anstiegs der Importe von zuvor 103,25 Mrd. USD auf 13,80 Mrd. USD (Prognose 52,05 Mrd. USD). Daran wird deutlich, dass China in der Belebung der Weltwirtschaft eine hervorgehobene Rolle trotz des Wirtschafts- und Finanzkriegs seitens der USA spielt. Wo ständen China und die Weltwirtschaft ökonomisch ohne diese US-Scharmützel? 

Exporte legten im Jahresvergleich um 30,6% (Prognose 35,5%) nach zuvor 60,6% zu, während Importe um 38,1% (Prognose 23,3%) nach zuvor 22,2% zunahmen. 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2090 - 1.2120 neutralisiert den positiven Bias des USD. 

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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