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Salvini, Handelskonflikt, EU uneins, der perfekte Sturm?

Von Folker HellmeyerMarktüberblick29.05.2019 10:08
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Salvini, Handelskonflikt, EU uneins, der perfekte Sturm?
Von Folker Hellmeyer   |  29.05.2019 10:08
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1165 (07:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1159 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.1239.

Italien rückt an den Märkten und in der Politik wieder in den Mittelpunkt. VizePremier Salvini will der EU den Stempel aufdrücken, um seine maßgeblich konsumtive Politik, die auf die Lust des Moments und nicht die Zukunft abzielt, zu ermöglichen.

Er will sich nicht mehr dem Regelwerk der Haushaltsdisziplin der EU unterwerfen. Das Regelwerk soll entsprechend verändert werden. Gleichzeitig erwartet er von der EZB die Garantie der Staatsfinanzierung nach dem Muster der USA. Dass dafür erst einmal das Modell der Vereinigten Staaten von Europa erforderlich wäre (politische Union), was Salvini ablehnt, blendet Salvini aus. Asymmetrische politische Forderungen zeichnen diesen italienischen Geist aus. Solidarität der Eurozone/EU hat Italien erst das Überleben ermöglicht. Jetzt will man mehr, viel mehr. Aus Salvinis Sichtweise ist Solidarität eine Einbahnstraße pro Italien. London dachte das übrigens auch bezüglich der Brexit-Verhandlungen.

Der Politikansatz Salvinis , dass Italien tun und lassen kann, was es will, während die EZB und damit der Rest der Eurozone haften, ist unfassbar uneuropäisch. Egoismus ist eine menschliche Eigenart. Diese Form der Egomanie ist schlicht weg und ergreifend asozial, da sie 270 Millionen Menschen in die Geiselhaft Roms brächte, das nicht bereit ist, in zartesten Ansätzen Verantwortung zu übernehmen. Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft Europas. Damit ist Italien eine kritische Größe. Es wäre aber absurd, dass der Rest der Eurozone sich von Rom bestimmen ließe. Hunde wackeln mit dem Schwanz, nicht andersherum!

Fakt ist: Der europäische Krisenmodus nimmt zu, Risikoaversion auch!

Der Handelskonflikt USA/China eskaliert sukzessive weiter. Eine Lösung ist nicht absehbar. Laut uns zugängigen Informationen scheiterte der Handelsdeal an adhoc Nachforderungen der USA, die innenpolitisch Souveränitätsverlust Chinas dargestellt hätten. Dieser massive und politisch nicht zulässige Affront und Angriff der USA auf die Selbstbestimmung Chinas stößt in Peking auf Granit.

Dieser Konflikt wird mittlerweile unterschätzt. Das wenig handlungsfähige Europa könnte gezwungen sein, Entscheidungen treffen zu müssen, denn die USA greifen auch in europäische Souveränitätsrechte ohne jedwedes Mandat ein, unter anderem dem Energiesektor. Die USA haben Europa Feindstatus verliehen. Ist die EU handlungsfähig, wird europäische Souveränität angemessen verteidigt?

Es wäre höchste Zeit, wenn Souveränität für unsere Eliten, die uns zu vertreten haben, nicht nur billige Verbalakrobatik sein soll.

Fazit: Der Krisenmodus nimmt zu, Risikoaversion wird forciert

Wenn die EU etwas eint, ist es derzeit die Uneinigkeit. Als überzeugter Europäer bin ich mittlerweile nicht nur bitter enttäuscht, sondern tief konsterniert und erschüttert.

Diese Form der Uneinigkeit ist der Schlüssel, das Vermächtnis des Friedens, der Entwicklungschancen und der Prosperität zu verlieren. Diejenigen, die jetzt der Begriff Prosperität provoziert, sei das Bild der Prosperität der Südländer in der 70er und 80er Jahren beispielsweise in Spanien oder Portugal oder im Osten in Polen und Tschechien vor Augen geführt. Wo stünden die Länder ohne EU und die Kohäsionsmittel, ohne die Aufbauhilfen in Administrativen Feldern? Es sei darauf hingewiesen, dass selbst verursachte Fehlsteuerungen und die natürliche Zyklik der Ökonomie nicht dem Konstrukt der EU anzulasten sind!

Aktueller EU-Ticker:
• Macron lehnt Prinzip der Spitzenkandidaten ab.
• Ratspräsident Tusk will zwei Frauen in Spitzenpositionen.
• Ratspräsident will auf Juni-Gipfel Namen für Top-Jobs nennen.
• Juncker: Keine Neuverhandlungen mit UK.

Fazit:
Fassen wir zusammen, Italien fordert die EU/Eurozone heraus. Die EU ist uneinig und wenig reformbereit oder handlungsfähig, während die USA die ökonomische und politische Welt unilateral für ihren Machterhalt ohne Rücksicht auf geltende Rechtsnormen und Institutionen angreifen (Abkehr von so genannten westlichen Werten).

Sieht so der perfekte Sturm für Ökonomie und Finanzmärkte aus?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone:
Die Geldmenge M-3 stieg per April im Jahresvergleich um 4,7% nach 4,5% (Prognose 4,4%).
Kredite an private Haushalte legten per April im Jahresvergleich um 3,4% nach 3,2% zu.
Kredite an Unternehmen nahmen per April im Jahresvergleich um 3,9% nach 3,5% zu.
Der Economic Sentiment Index verzeichnete per Mai einen unerwarteten Anstieg von 103,9 auf105,1 Punkte (Prognose 104,0).

Frankreich:
Das BIP legte im Quartalsvergleich per1. Quartal 2019 um 0,3% zu.
Die Verbraucherausgaben nahmen per April im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose 0,4%) zu.
Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresvergleich um 1,1% nach 1,5%

Damit setzten die Daten aus der Eurozone positive Akzente.

USA:
Laut Case/Shiller legten die Hauspreise im 20 Städtevergleich im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,3%) und im Jahresvergleich um 2,7% nach zuvor 3,0% zu.
Der Index des US-Verbrauchervertrauens stieg laut Conference Board unerwartet per Mai von zuvor129,2 auf134,1 Punkte (Prognose 130,0).
Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank dagegen per Mai von zuvor 2,0 auf - 5,3 Zähler.

Das Bild in den USA fällt durchwachsen aus. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der

Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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