Die beiden dominanten Einflüsse auf den Ölmarkt scheinen derzeit die Situation der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche und die US-Ölvorräte zu sein. Allerdings sollten die Händler Saudi-Arabiens Ölproduktion und Exportpläne für Mai und Juni nicht aus den Augen verlieren, da diese das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage in den kommenden Wochen und Monaten weitaus stärker beeinflussen werden.
In der Sonntagnacht und am Montagmorgen fielen die Ölpreise, als es schon schien, als würden die Handelsgespräche zwischen China und den USA zusammenbrechen, was seinerseits Ängste neu belebt, dass der andauernde Handelskrieg eine Rezession auslösen könnten und die Nachfrage nach Öl in der Folge fallen werde.
Diese Art von Preisbewegung am Markt ist in Wirklichkeit das Ergebnis von Händlern, deren Handeln von ihren Vermutungen geleitet wird, wie andere Händler und Computeralgorithmen reagieren werden. Es handelt sich also nicht um eine Reaktion auf einen möglichen Konjunkturabschwung, da dieser nicht unmittelbar bevorsteht, auch wenn er mit der Zeit kommen könnte. Nach einer kurzen Erholung am Montag fielen die Preise am Dienstag erneut, als ähnliche Ängste die Stimmung am Markt dominierten. Nur zwei Tage später, am Mittwochmorgen, stiegen die Ölpreise dann, da die Chancen auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und China wieder positiver gesehen wurde.
Die Wochendaten der EIA zu den US-Erdölvorräten hatten in den vergangenen Wochen ebenfalls Einfluss auf die Preise. Letzte Woche hatten die Daten der Energieinformationsagentur eine starke Zunahme der Vorräte gezeigt und die Preise fielen daraufhin. In dieser Woche gab es einen unerwarteten Rückgang und die Ölpreise stiegen ein wenig.
Schaut man sich allerdings das globale Angebot an, dass sollten diese Faktoren von Meldungen aus Saudi-Arabien und dessen nationaler Ölgesellschaft Aramco überschattet werden. Die vorrangige Frage ist, ob das Land seine Produktion erhöhen und seine Exporte das iranische Öl ersetzen werden, dass wegen der Verschärfung der US-Sanktionen gegen den Iran vom Markt verschwinden wird. US-Präsident Donald Trump und das US-Außenministerium haben gesagt, Saudi-Arabien werde mehr Öl an den Markt bringen, aber das Königreich hat wiederholt klar gemacht, es werde eine Erhöhung der Produktion nur als Reaktion auf Nachfrage durch Kunden durchziehen.
Jetzt, da die Orders für die Öllieferungen vom Juni hereinkommen, bekommen wir ein klareres Bild, wie die Dinge wahrscheinlich laufen werden. Wie Energy Intelligence berichtet, plant Saudi-Arabien im Mai zwischen 10 und 10,3 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) an Öl zu produzieren. Die Erhöhung ist aber vor allem der höheren Binnennachfrage nach Öl und Gas geschuldet, da im Land die Temperaturen zu steigen beginnen und damit auch der Elektrizitätsverbrauch, besonders da der Ramadan auf diesen Monat fällt.
Saudi-Arabien plant keine Erhöhung seiner Exporte weit über den Wert vom April von 7 Mio bpd. Ein Vertreter des Königreichs sagte, dass das Land für den Monat Juni Anfragen von Kunden erhalten habe, die bislang iranisches Öl importiert hatten, die dem Vernehmen nach, alle mit der Produktionsquote von 10,3 Mio bpd befriedigt werden können. Tatsache ist, dass Saudi-Arabien beabsichtigt, seine Exporte im Juni knapp unter 7 Mio bpd zu halten, was ein relativ niedriger Wert ist. Aramco hat auch die Preise von Öl mit Verschiffung im Juni angehoben, dass sie an ihre Abnehmer in Asien verkauft. Dies sind alles Indizien, dass wir mit einer Verknappung des Ölangebots in Mai und Juni rechnen sollten.
Saudi-Arabien hat klargestellt, dass es nur bereit ist mehr Öl an Irans frühere Kunden zu liefern, wenn diese dafür mehr bezahlen. Diese Kunden haben iranisches Öl zu niedrigeren Preisen gekauft und haben auch Nachlässe auf Verschiffung und Versicherung erhalten. Es sei denn diese Kunden sind bereit die US-Sanktionen gegen iranisches Öl zu brechen, werden die Ölpreise der Saudis steigen. Händler sollten davon ausgehen, dass sich dies am Markt widerspiegeln wird.
Und wir haben hier noch nicht einmal die anderen Faktoren berührt, die das Ölangbots beeinträchtigen, wie die sinkende Produktion in Venezuela, die instabile Lage und damit Produktion in Libyen und Russlands jüngste Episode mit verschmutztem Öl. Um es abzuschließen, auch wenn die Ölmarktberichterstattung von verschwommenen Neuigkeiten über die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China, sowie dem Auf und Ab der US-Lagerbestände dominiert wird, sollten die Händler sich vor einer möglichen Knappheit, besonders in Asien, wappnen.
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