Immer mehr Beschwerden gingen zuletzt bei der Bundesnetzagentur ein, weil Briefe und Pakete nicht rechtzeitig oder erst gar nicht zugestellt wurden – und das, obwohl generell immer weniger Briefe verschickt werden. Als Reaktion darauf hat sich die Deutsche Post nun etwas überlegt: ein Zwei-Klassen-System für die Zustellung von Sendungen, bei dem für einen schnelleren Versand mehr gezahlt werden soll. So soll der Personalmangel ausgeglichen werden, den das Unternehmen als Erklärung für die zeitlichen Probleme anführt. „Der Verbraucher kann sich entscheiden, mit welchem Tempo sein Brief transportiert wird“, erklärt Personalvorstand Thomas Ogilvie. Er würde dies „im Sinne der Angebotspalette […] für einen guten Schritt“ halten.
Eine rechtliche Grundlage muss geschaffen werden
Um eine solche Änderung durchzusetzen, müsste allerdings eine neue rechtliche Grundlage her. Denn laut dem Postgesetz von 1998, welches noch immer Anwendung findet, muss die Deutsche Post 80% aller Inlandsbriefe innerhalb eines Tages zustellen. Nun zieht die Bundesregierung eine Anpassung dieses Gesetzes in Betracht, damit in Deutschland ein solches Zwei-Klassen-Zustellungssystem eingeführt werden kann – so wie es bereits in einigen anderen europäischen Ländern, wie etwa Spanien, Italien oder Dänemark, gang und gäbe ist. Franziska Brantner (Grüne), Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, betont zudem den Vorteil, den dieses System für die Umwelt bieten würde. Bei Briefen, die weniger dringend sind und dementsprechend nicht zwingend am nächsten Tag ankommen müssen, könne so vermehrt auf den umweltfreundlichen Transport mit der Bahn zurückgegriffen und die Zahl der Frachtflüge verringert werden.
Gewerkschaft fordert mehr Gehalt
Neben dem eingangs erwähnten Personalmangel sorgt bei der Deutschen Post (ETR:DPWGn) momentan auch ein Tarifkonflikt für Probleme. Die Gewerkschaft ver.di fordert 15% mehr Gehalt sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 200€ pro Monat. Bis gestern konnten die Gewerkschaftsmitglieder darüber abstimmen, ob sie für einen höheren Lohn in den Streik treten und entsprechend flächendeckend und unbefristet ihre Arbeit niederlegen wollen. Allerdings kündigte Thomas Ogilvie schon an, dass er ein weiteres Entgegenkommen seitens der Post für unwahrscheinlich halte. Das bereits unterbreitete Angebot sei das „Maximum dessen, was wir vertreten können, wenn wir auch morgen noch die Post für Deutschland sein wollen, wie wir sie heute kennen“. Andernfalls müsse man in Frage stellen, ob die Post ihre Standorte weiterhin selbst betreiben könne oder diese „fremd vergeben“ werden müssen.
Und das Deutsche Post-Wertpapier? Nun, dieses haben wir gestern innerhalb unseres regelmäßigen Turnus in unserem DAX40-Aktienpaket eingehend analysiert. Dabei verraten wir an dieser Stelle nur so viel: Das Tief der größeren Korrektur wurde auch hier noch nicht zugestellt, sondern befindet sich weiterhin im Lieferungsprozess.
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