Schreckgespenst Deflation

Veröffentlicht am 08.11.2013, 10:17

Die Europäische Zentralbank hat heute für viele überraschend den Zinssatz um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent gesenkt. Hintergrund dieser Aktion war die zähe Inflationsentwicklung in der Euro-Zone sein. Diese lag im Oktober mit 0,7 Prozent deutlich unterhalb der von der EZB anvisierten 2-Prozent-Marke. Wir sehen auch hier wieder deutliche Hinweise darauf, dass die Notenbanken alles versuchen, um eine Deflation zu verhindern.

Das Schreckgespenst „Deflation“, das seit der Entwicklung in Japan nach dem 1990er-Crash als volkswirtschaftlich bisher ungelöstes Problem gilt, beunruhigt einfach die Notenbanker.
Diese EZB-Entscheidung passt eigentlich perfekt in das heutige Thema, da ich im Rahmen der angekündigten charttechnischen Analysen heute sowieso auf Euro und Gold eingehen wollte:
Euro bricht ein


Der Euro hat vor Kurzem nicht nur die Mittellinie des aktuellen Rechtecks bei 1,35 Euro überwunden, sondern sogar ein neues Hoch ausgebildet, indem er über die 1,371-Dollar-Marke gestiegen ist. Aus charttechnischer Sicht war dies ein klares Kaufsignal. Der anschließende Test der 1,35er Marke wäre noch vollkommen in Ordnung und ebenfalls bullish zu werten gewesen.

Unerwartete Entscheidung negiert charttechnische Signale

Durch die Entscheidung der EZB hat sich einiges geändert, der Euro ist wieder unter diese Marke gefallen. Damit sind die zuvor bullishen Signale negiert worden. Nun muss man leider abwarten, was weiter geschieht. Es kann sein, dass dieser Einbruch nur sehr kurzfristiger Natur ist. Bei einem erneuten Anstieg über die 1,37er-Marke würde das Bild wieder bullisher.

Wahrscheinlicher ist aber jetzt eine Prognose geworden, die ich schon am 24. September als Möglichkeit dargestellt hatte: Der Euro wird zum Dollar weiter in einer engeren Seitwärtsbewegung verbleiben, vielleicht zwischen 1,27 Dollar und 1,37 Dollar. Schließlich will die Fed ihre Anleihekäufe zurückfahren, was den Dollar eher stützen sollte.
Und die Seitwärtsbewegung macht auch Sinn. Schließlich tut sowohl die US-Notenbank als auch die EZB alles, um ihre eigenen Währungen zu schwächen. Und wenn zwei Seiten quasi das Gleiche tun, entsteht gerne ein Gleichgewicht. Eine solche Pattsituation erkennt man im Chart als Seitwärtsbewegung.

Gold weiter schwach


Bei Gold hat sich nichts wirklich Positives getan. Gerade ist der Goldpreis an der 1.360er-Marke nach unten abgeprallt – ein weiteres eher bearishes Zeichen. Zudem bildet sich eine Dreiecksformation (schwarze Linien) und diese ist in den meisten Fällen eine Trendfortsetzungsformation. Auch das deutet auf weiter fallende Kurse hin. Als wichtige Signallinie gilt nach der Target-Trend-Methode die 1.260er Linie. Wird diese nun erneut nachhaltig unterschritten, ist mit weiter fallenden Kursen bis 1.130 Dollar zu rechnen.
Sie wissen: Ich rechne seit geraumer Zeit damit, dass Gold mittelfristig noch einmal, zumindest kurz, unter die 1.000-Dollar-Marke fällt. Bei einem dreistelligen Goldkurs würden viele Goldanleger überlegen, sich von ihren Positionen zu trennen. Und wir kennen den Markt, er geht gerne den Weg des größten Schmerzes. Gold bald bei 1.000 Dollar?

Inzwischen erhält diese Auffassung, dass Gold in den Bereich von 1.000 Dollar fällt, unlängst auch von anderer Seite Unterstützung. Analysten der US-Großbank Goldman Sachs prognostizieren, dass Gold bis Ende 2014 auf etwa 1.050 Dollar fallen wird.

Aber, und das ist vielleicht ein positiver Aspekt an dieser Sache: Im Bereich 800-1.000 Dollar wird der Goldpreis wieder interessant. Und auch wenn mir aufgrund meiner sehr skeptischen Meinung zu Gold in den vergangenen zwei Jahren immer wieder anderes vorgeworfen wurde: Ich bin durchaus dafür, im Depot auch einen gewissen Anteil an Gold zu haben. Aber eben nicht zu völlig überzogenen Preisen – das macht den Unterschied.

Viele Grüße
Jochen Steffens

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