Die globale Risikobereitschaft verschlechtert sich, da unschöne Wirtschaftsdaten sowie schwache Bankgewinne bestätigen, dass uns eine deutliche Rezession bevorsteht. Die US-Banken erhöhen ihre Rückstellungen für notleidende Kredite auf Rekordwerte, da sich Ängste breit machen, dass Kreditkarteninhaber und Unternehmen eventuell ihre Zinsen und Kredite nicht zurückzahlen. Das Handelseinkommen für Goldman Sachs (NYSE:GS), Bank of Amerika und Citi hat jedoch die Schätzungen übertroffen, da ein hektischer Handel im ersten Quartal und eine hohe Marktvolatilität dazu beigetragen haben, die Aktivitäten anzukurbeln. Für die Zukunft nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass Zinsen um Null die Gewinnmargen der Banken deutlich belasten werden. Deshalb brachen die Bankenaktien in New York stark ein, genauso wie der Energiesektor.
Was die Daten angeht, so fiel der Einzelhandelsumsatz in den USA im März um rekordmässige 8,7% im Monatsvergleich; die Industrieproduktion ging im selben Monat um 5,4% zurück. Was uns noch mehr Sorgen bereitet ist, dass der Empire State Manufacturing Index, der einen historischen Rückgang von 78,2 (gegenüber von den Analysten erwarteten -35,2 und -21,5 vor einem Monat) verbucht hat, andeutete, dass das Schlimmste noch bevorsteht, da die Aktivität in den Vereinigten Staaten nach dem allgemeinen Lockdown zur Eindämmung des Virus stark eingebrochen ist. Der Philly Fed Manufacturing Index wird später heute wahrscheinlich ein ähnliches Ergebnis zeigen.
Und selbst mit den strikten Massnahmen, die ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, gibt es mehr als 2 Millionen Infektionen weltweit.
Somit sind die Aktien aufgrund eines mächtigen Cocktails aus schlechten Unternehmens- und Wirtschaftsnachrichten im Angebot, und starke Belastungen könnten dem Markt weiter schaden, nachdem sich die Aktienkurse in den letzten Wochen um fast 50% erholt hatten.
Es ist nun noch zu früh, um zu sehen, ob wir den Höhepunkt einer weiteren Achterbahnfahrt erreicht haben, aber die Chancen sind gut, dass wir eine neue bärische Welle sehen könnten. Es gibt immer stärkere Argumente, dass wir eine W-förmige Korrektur sehen werden. Die Anlegernachfrage erreicht eventuell vor der gefürchteten Berichtssaison nicht die Idealhöhe.
In Europa ist der energielastige FTSE am Mittwoch um 3% eingebrochen, belastet durch den starken Rückgang von Energie- und Bankenaktien.
Die Aktivität der FTSE-Futures (-0,12%) deutet einen bärischen Start in die Sitzung vom Donnerstag an; Bergbau- und Energieaktien werden wahrscheinlich weiter leiden, da sich die Stimmung weltweit verschlechtert.
Das WTI-Rohöl fiel zum ersten Mal im Rahmen einer Bewegung, die nachhaltiger war, als diejenigen, die wir vorher gesehen hatten, unter 20 USD pro Barrel, nachdem die IEA sagte, dass die globale Ölnachfrage in diesem Jahr um 9% einbrechen wird; die Öllager werden bis Mitte 2020 voll sein. Wir kommen wieder einmal zu der einfachen Gleichung von zu viel Angebot gegenüber einer nachlassenden Nachfrage. Aber die Ölhersteller wollen davon nichts wissen, zu diesem Schluss kommen wir zumindest, nachdem die führenden Öllieferanten es nicht geschafft haben, sich zu verpflichten, ihre gemeinsame Produktion zu senken. Aber der Markt passt sich stets selbst an. Mit so niedrigen Ölpreisen werden viele ölproduzierenden Länder sich für eine Weile zurückziehen müssen, da es wirtschaftlich für die meisten von ihnen nicht tragbar ist, unter 20 USD pro Barrel Öl zu fördern. Somit geht es beim Öl nun darum, nach Chancen zu suchen, bei Rücksetzern zu kaufen. Für die Energieaktien bleiben jedoch Abwärtsrisiken.
Gold konnte als Folge des Aktienabverkaufs nicht glänzen und belohnte nur diejenigen, die im Rahmen einer präventiven Massnahme eine Menge Geld in Gold investiert hatten, bevor der Aktienabverkauf den Markt traf. Die Unze handelte unter 1750 USD, aber um 1700 USD baut sich Unterstützung auf, da die Risikofreude nachlässt.
Bei den Devisen konnte der US-Dollar an Boden gewinne, unterstützt durch erhöhte Kapitalzuflüsse in sichere Anlagen. Die Rendite der zehnjährigen US-Papiere fiel unter die 0,65%. Heute stehen die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA an, die eine weitere unschöne Woche zeigen dürften, wobei die Konsens- und Analystenerwartungen von mehr als 5 Mio. zusätzlichen Anträgen ausgehen. Aber wir schliessen die Wahrscheinlichkeit nicht aus, dass die Zahl noch schlimmer ist, da der lange Stopp der wirtschaftlichen Aktivitäten in den USA zu weiteren Stellenverlusten führt. Schlechte Daten könnten jedoch Zuflüsse in den Greenback unterstützen und die Anleger sind versucht, vor möglichen neuen Marktunruhen in den kommenden Wochen auf Barmittel zurückzugehen.
Der EURUSD ist auf 1,0865 gegangen, da das Cable unter die 1,25-Marke gefallen ist. An beiden Märkten wird eine weitere Abwärtskorrektur erwartet.
Der USDCAD hingegen überkam schnell den Widerstand bei 1,40, da die Bank of Canada (BoC) ihre Zinsen wie erwartet unverändert bei 0,25% beliess. Niedrige Ölpreise sollten den Loonie weiter belasten.