Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1774 (06:05 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1757 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,41. EUR-CHF oszilliert bei 1,0847.
Der Finanzmarkt zeigte sich gestern widerstandsfähiger als zuvor. Aktienmärkte konnten sich nach dem vorherigen Einbruch leicht erholen. Der USD gewann an den Devisenmärkten an Boden. Edelmetalle standen unter mildem Druck. Bitcoin stand klar auf der Verkaufsliste.
Stagflationsrisiko? Absurd!
Die Verbalakrobatik einiger meiner Kollegen ist ambitioniert. Es wird der Begriff Stagflation aus dem Arsenal aktiviert, der für Wirtschaft, Menschen und Märkte negativ konnotiert ist. Reuters titelte: "Wall Street zieht wieder an - Stagflationsangst geht um" und "Europas Börsen auf Erholungskurs - Stagflationssorgen bremsen"! Mit "Stagflation" bezeichnet man eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitig anziehender Inflation.
In dem Artikel "Wall Street" wurde Neil Wilsons (Chefanalyst von Markets.com) in den Fokus gerückt. Stagflation oder die Furcht davor dämpfe die Kauflaune. In dem Artikel "Europas Börsen" kam Michael Hewson von CMC Markets zu Wort. Aktuell herrsche Sorge, dass das Wachstum seinen Höhepunkt vielleicht schon überschritten hätte, während die Preise weiter stiegen. Das Stagflationsgespenst gehe um.
Meine Einlassungen:
- Das Überhitzungsrisiko war und ist real, ablesbar an Lieferkettenproblemen.
- Die aktuell leichte Entschleunigung ist hinsichtlich der Trendfähigkeit und damit der Nachhaltigkeit des Aufschwungs positiv.
- Die Kollegen übersehen den Rückgang der Preisniveaus der exogenen Preistreiber. Zusätzlich ignorieren sie den Aspekt der Basiseffekte bei der Inflation.
- Sie übersehen auch die Tatsache, dass die global aufgelegten Wirtschaftsprogramme kommen (=administrierter Aufschwung).
- Sie schienen keine Ahnung davon zu haben. wie unterinvestiert die globale Realwirtschaft hinsichtlich der gegebenen Programme ist (2017 - 2020).
- Fazit: Die Thematisierung einer Stagflation ist intellektuell ambitioniert! Sie ist absurd. Hier wird eine "Sau durchs Dorf getrieben", die keine Beine hat und sehr kurzatmig ist.
Pegasus: "Smoking Guns", nicht Anschuldigungen ohne Beweise!
Ich nehme dieses Thema auf, da Politik und Wirtschaft in komplexer Form miteinander verwoben sind. In diesem Fall geht es um Charaktermerkmale des Polit-Systems des Westens (privater Raum). Eine Veränderung dieser Merkmale kann langfristig weitreichendere Folgen für das Wirtschaftssystem haben, als es heute vorstellbar ist.
Die Spionage-Affäre um die Spähsoftware Pegasus der israelischen Firma NSO betrifft laut Le Monde möglicherweise Präsident Macron. Die Washington Post berichtete von 50.000 Telefonnummern, unter denen die von drei Präsidenten, zehn Ministerpräsidenten und einem König seien. Laut Guardian sind mehr als 180 Journalisten aufgeführt, die für die Financial Times, CNN, New York Times sowie für Nachrichtenagenturen arbeiten.
An den Recherchen waren Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, der NDR und der WDR beteiligt. Am Sonntag hatten Medienorganisationen unter der Führung von Forbidden Stories berichtet, dass Pegasus dazu genutzt worden sei, um Journalisten, Regierungsvertreter und Menschenrechtler auszuspionieren. Die französische Staatsanwaltschaft hatte wegen dieser Ausspähung Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Enthüllungsplattform Mediapart Anzeige erstattet hatte.
Die Privatsphäre ist in freien Gesellschaften verfassungsrechtlich geschützt. Israel gehört zum Westen. Nimmt man die Verfassungsgebote des Westens in Israel (Pegasus) und Washington (Snowden) nicht allzu ernst? Bei Snowden lagen hinsichtlich der US-Taten Belege vor. Im Fall Pegasus liegen "Smoking Guns", aber noch keine Beweise vor.
Fakt ist, dass ein derartiges Fehlverhalten seitens Moskaus oder Pekings zu Sanktionen oder mehr geführt hätte, denn der Westen sanktioniert sowohl Russland als auch China regelmäßig auf Basis von Anschuldigungen ohne Beweisführung. Dabei hafteten beide Länder auch dann, wenn die Regierungen nicht involviert sind. Es reicht bei China und Russland, dass es wer auch immer aus diesen Ländern ist (internationales Recht ade!).
Wird diese Verfahrensweise nun auch Israel zuteil? Was wird passieren, wenn man den massiven Missbrauch des Pegasus-Spähprogramms nachweist? Wird man mit Israel so hart ins Gericht gehen, wie mit Russland und China oder fällt es am Ende sanktionslos unter den Tisch analog zur Causa Snowden/USA. Es geht nicht um "Peanuts", es geht um die elementare Ingredienz freier Gesellschaften, den Schutz des privaten Raumes. Es geht um Glaubwürdigkeit bei der Verteidigung unserer Werte! Europa hat diesbezüglich schon einmal versagt (Snowden, USA). Wo sind wir in Europa nur hingekommen!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Erzeugerpreise "Old News" nach Einbruch der Rohstoffpreise
Der Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone stellte sich per Mai in der saisonal bereinigten Fassung auf 11,71 nach zuvor 22,08 Mrd. EUR.
Die Erzeugerpreise Deutschlands stiegen per Juni im Monatsvergleich um 1,3% (Prognose 1,1%) nach zuvor 1,5%. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 8,5% (Prognose 8,4%) nach zuvor 7,2%.
USA: Baubranche läuft!
Die Neubaubeginne stellten sich in der annualisierten Fassung per Juni auf 1,643 Mio. (Prognose 1,59 Mio.) nach zuvor 1,546 Mio. (revidiert von 1,572 Mio.). Baugenehmigungen lagen in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung bei 1,598 Mio. (Prognose 1,70 Mio.) nach zuvor 1,683 Millionen Genehmigungen.
Japan: Starke Export- und Importdaten!
Exporte legten im Jahresvergleich per Juni um 48,6% (Prognose 46,2%) nach zuvor 49,6% zu, während Importe um 32,7% (Prognose 29,0% nach zuvor 27,9% stiegen. Der Handelsbilanzüberschuss stellte sich auf 383,2 Mrd. JPY nach zuvor -189,4 Mrd. JPY.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1980 - 1.2010 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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