Dieser Artikel wurde ursprünglich am 26.4.2017 in englischer Sprache veröffentlicht.
Das OPEC-Treffen am 25. Mai, bei dem die Minister über eine mögliche Verlängerung ihres Abkommens über Produktionskürzungen beraten werden, findet in einem Monat statt. Die Signale deuten überwiegend auf eine Verlängerung des Abkommens um weitere drei Monate hin. Allerdings bestehen diesbezüglich auch weiterhin Zweifel.
Eine Verlängerung des Deals würde höchstwahrscheinlich zu einer kurzfristigen Preisspitze beim Öl führen und die Preise mindestens im Bereich 50 $/Barrel stabilisieren. Sollte das Abkommen nicht verlängert werden, so könnte dies zu einem erheblichen Einbruch führen.
Aktuelle Anzeichen für eine fast schon garantierte Verlängerung sind wie folgt:
- Der saudische Ölminister Khalid al-Falih (das einflussreichste Mitglied der OPEC) sagte bei einer Pressekonferenz in Abu Dhabi in der vergangenen Woche, dass die OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten trotz eines „starken Engagements“ ihr Ziel der Reduzierung des globalen Überangebots noch nicht erreicht hätten. Zuvor gab Al-Falih an, dass das Ziel der OPEC globale Bestände bei einem Fünfjahresdurchschnitt seien. Ende Februar lagen die Vorräte in den OECD-Staaten um 336 Mio. Barrels über diesem Ziel. Das deutet darauf hin, dass Saudi-Arabien eine Verlängerung der aktuellen Kürzungen um weitere drei bis sechs Monate anstrebt.
- Die Energieminister der Golfstaaten (Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, die VAE und Oman) signalisieren, dass ein vorläufiges Einverständnis über die Verlängerung der Maßnahmen erreicht wurde. Bahrain und Oman sind keine OPEC-Mitglieder, dennoch nahmen sie zusammen mit neun anderen Förderländern ebenfalls an dem Abkommen im Dezember teil. Es scheint so, als würden diese Länder versuchen, mithilfe dieses vorläufigen Einverständnisses einen breiteren Konsens unter den ölproduzierenden Ländern aufzubauen. Einzelheiten des Einverständnisses wurden jedoch nicht veröffentlicht.
- Beim Treffen des gemeinsamen technischen Ausschusses in Wien in der vergangenen Woche empfahlen die Mitglieder nach dem Ende des Abkommens im Juni eine Verlängerung um weitere sechs Monate. Vertreter aus Kuwait, Venezuela, Algerien, Russland und Oman zogen die Produktionsniveaus aller Teilnehmer in Betracht und schlussfolgerten, dass sich die Erfüllung der Vorgaben in den vergangenen zwei Monaten zwar verbessert hat, der Deal jedoch verlängert werden sollte, um das anhaltende Überangebot an Rohöl zu reduzieren.
Auf der anderen Seite gibt es auch Anzeichen dafür, dass wichtige Produzenten der Verlängerung des Abkommens kritisch gegenüberstehen. Das Risiko geht von einigen der größten Ölproduzenten der Welt aus und könnte den Erfolg eines Abkommens über die Verlängerung der Produktionskürzungen gefährden.
- Der russische Energieminister Alexander Nowak signalisierte, dass er an dem nächsten Treffen der OPEC teilnehmen wird, um die Produktionskürzungen zu besprechen, ließ jedoch nicht durchblicken, ob Russland die Notwendigkeit einer solchen Verlängerung einsieht. Russlands Teilnahme war entscheidend für das Abkommen der OPEC im November. Damals erklärte sich Russland zu einer Reduzierung der eigenen Produktion um 300.000 bpd bereit, bevor andere Nicht-OPEC-Staaten sich zu Produktionskürzungen verpflichtet hatten. Zwischen Saudi-Arabien und Russland kam es zu Spannungen, da Russland die zugewiesenen Vorgaben in den vergangenen Monaten nicht vollständig erfüllen konnte. Es scheint, dass Nowak ernsthafte Schwierigkeiten haben könnte, die russischen Ölfirmen von weiteren Produktionsdrosselungen zu überzeugen. Gegenwärtig stellen Russlands Einverständnis und seine Erfüllung der Vorgaben das größte Risiko für die Verlängerung des Abkommens über Produktionskürzungen dar.
- Irak, der zweitgrößte Produzent der OPEC, stand dem ursprünglichen Abkommen sehr kritisch gegenüber und forderte erfolglos, von den Kürzungen ausgenommen zu werden. In den ersten Monaten des Jahres ging die irakische Produktion auch tatsächlich zurück. Im März allerdings erhöhte Irak seine Produktion. Das Land davon zu überzeugen, die Produktionskürzungen für weitere drei bis sechs Monate fortzusetzen, dürfte schwierig werden, ist jedoch entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen. Richtlinien der OPEC werden nur im Konsensverfahren angenommen. Chef der irakischen Regierungskoalition sagte kürzlich: „Irak hat ein Recht darauf, zu hoffen, von den Produktionskürzungen der OPEC ausgenommen zu werden.“ Aktuell genießen nur Nigeria und Libyen einen Sonderstatus, während Iran einen geringeren Anteil beiträgt. Es dürfte schwierig für Irak werden, eine Ausnahme auszuhandeln, sollte das Land jedoch darauf beharren, so würde das den Konsens der OPEC gefährden.